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Großer Bahnhof für Rudolf Handwerker
Der scheidende Landrat Rudolf Handwerker
Foto: Beate Dahinten | Der scheidende Landrat Rudolf Handwerker
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 |  aktualisiert: 06.04.2014 17:31 Uhr
Fotoserie

Großer Bahnhof für Rudolf Handwerker: Sechs Tage nach der Entscheidung der Wähler um seine Nachfolge stand der scheidende Landrat nun selbst im Blickpunkt. Etwa 600 Gäste, Mitarbeiter und Mitwirkende waren bei der Verabschiedung des Landkreises Haßberge am Freitagabend in der Franz-Hofmann-Halle mit von der Partie. Gleichzeitig feierte Handwerker in diesem Rahmen seinen 70. Geburtstag. Während draußen Mitglieder der Königlich-privilegierten Schützengesellschaft Haßfurt Salut schossen, sorgte drinnen die Big-Band des Regiomontanus-Gymnasiums Haßfurt für den guten Ton.
Viel Lob gab es für Rudolf Handwerker, keine Frage. Aber auch der Humor kam nicht zu kurz. Nicht zu vergessen die emotionalen Momente: Die Worte von Handwerker an seine Frau Regine zum Beispiel, der Dank an die Mitarbeiter im Landratsamt oder auch die Rede von Haim Zuri. Der Bürgermeister der israelischen Partnerstadt Kiryat Motzkin war mit seiner Frau Daphne eigens für diesen Anlass nach Deutschland gekommen. Doch damit nicht genug: Er verkündete, dass seine Stadt Rudolf Handwerker die Ehrenbürgerschaft verleihen wird, wegen seines Einsatzes für die freundschaftlichen Beziehungen. Ganz zum Schluss noch einmal ganz viel Lob und Anerkennung, ohne Worte: Stehender Beifall, minutenlang. Rudolf Handwerker nimmt ihn äußerlich ruhig entgegen, winkt kurz und verlässt die Bühne. So ganz weg von der Landkreis-Bühne wird er als frisch gewählter Kreisrat übrigens nicht sein.

Als „gemischt“ hatte er zuvor seine Gefühlslage angesichts seiner Verabschiedung beschrieben. „Es überwiegt aber die Freude auf die Chance, sein Leben neu zu organisieren und sich dabei mehr den Bereichen zu widmen, die ich zwangsläufig vernachlässigt habe“, sagte der altgediente Kommunalpolitiker. Dabei denke er an Kultur, Wandern und Segeln. Seinen Rückblick auf 36 Jahre als Bürgermeister von Haßfurt und als Landrat hatte Handwerker recht kurz gefasst. „Es war eine stressige, aber in aller Regel wunderschöne Zeit.“ Er sei „einfach nur dankbar“ für die „Möglichkeit und Chance, bei der Entwicklung der Stadt Haßfurt und des Landkreises mitzuwirken“. Entgegen einschlägiger Anmerkungen mancher Laudatoren stellte der Landrat klar: Auch ohne die gesetzliche Altersgrenze hätte er nicht mehr kandidiert. „Irgendwann müssen Jüngere an die Front.“
Eine unterhaltsame Note bekam der Abend durch die „Gegenlaudatio“, die Helmut Vorndran auf Wunsch von Handwerker hielt. Unter dem Titel „Tatort Haßberge“ erinnerte der Kabarettist und Krimiautor unter anderem an den Polizeiüberfall auf die „hilflose“ Gemeinde Ermershausen, „die als fränkische Krim in die Bayerische Geschichte eingehen wird“. Genüsslich spottete der gebürtige Bad Neustadter mit Wohnsitz in Rattelsdorf (Lkr. Bamberg) über die Autofahrer mit dem HAS-Kennzeichen als „Blech gewordene Inkarnation für fahrtechnisches Unvermögen“  oder über des Landrats „Versuch, die Eberner daran zu hindern, ihr altes Nummernschild wieder einzuführen“. Und bald werde „ein Haßfurter Pensionär ohne wirkliche Fahrpraxis im Auto unterwegs sein“, wo doch Handwerker künftig keinen Anspruch mehr auf einen Chauffeur habe.
Die „Ära Handwerker“ gehe nun zu Ende, sagte Günther Geiling, der als stellvertretender Landrat und Moderator den Abend und den Reigen der würdigenden Worte eröffnet hatte.
Geiling erinnerte an den Werdegang Handwerkers, der 1974 als Verwaltungsjurist ans Landratsamt Haßberge gekommen war, vier Jahre später Bürgermeister von Haßfurt und 1990 Landrat geworden war. „Insgesamt 36 Jahre hat er wichtige Weichen in unserem Landkreis gestellt“, sagte Geiling über seinen Parteifreund.
Den Worten von Innen-Staatssekretär Gerhard Eck zufolge hat Rudolf Handwerker nach der Gebietsreform die Kleinstadt Haßfurt im damaligen Zonenrandgebiet zu einem aufstrebenden Mittelzentrum weiterentwickelt und ist als Landrat die Herausforderungen nach der Wende „zügig“ angegangen. Eck lobte die Erfolge in den Bereichen Schule, medizinische Versorgung sowie Dorferneuerung und Tourismus als „imponierendes Lebenswerk“ Handwerkers.
Oskar Ebert, Kreisvorsitzender des Bayerischen Gemeindetags, sparte in einer sehr persönlich gehaltenen Rede ebenfalls nicht mit Lob. Handwerker habe „zukunftsfähige Visionen für den Landkreis und die Kommunen entwickelt“. Weiter sagte Ebert: „Unter deiner Führung hat sich der Landkreis positiv entwickelt und die tiefen Spuren, die du hinterlässt, werden lange sichtbar sein.“

Als „Chef zum Anfassen“ beschrieb Edwin Oppelt, Vorsitzender des Personalrats am Landratsamt, den scheidenden Leiter der Behörde. Er untermauerte das unter anderem am Beispiel der jährlichen Betriebsausflüge und des Amtsfaschings.
Von den Partnerkommunen war neben Kiryat Motzkin auch der polnische Landkreis Klobuck mit der gleichnamigen Stadt vertreten. Landrat Roman Mininka sprach von einer jahrelangen, Frucht bringenden Zusammenarbeit. Bürgermeister Krzystof Nowak betonte, man habe hier Freundschaft empfangen und werde diese weiter pflegen. Für Lindesberg in Schweden sprach Bürgermeister Arnold Bengtsson. Man habe durch die Partnerschaft viel gelernt, sagte er.
Das zumindest von den Ausmaßen her größte Geschenk hatte Heidrun Görtler mitgebracht: Die Leiterin der Heinrich-Thein-Berufsschule überreichte Handwerker eine solide Bank, gefertigt von Schülern. Last but not least zeigte sich der künftige Landrat Wilhelm Schneider dankbar dafür, dass sein Vorgänger ihn schon einarbeitet. Und er kündigte schmunzelnd an: „Ich werde keine 24 Jahre Landrat sein.“

 
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