Drei rumänische Staatsbürger müssen sich seit Montag am Landgericht in Bamberg unter anderem wegen schweren Bandendiebstahls verantworten. Laut Anklage soll das Trio zusammen mit acht weiteren Tatverdächtigen tonnenweise Metall unter anderem aus einem Haßfurter Industriebetrieb gestohlen haben, um es bei Altmetallhändlern zu verkaufen. Die Staatsanwaltschaft legt den drei Angeklagten insgesamt fünf Taten zu Last.
Einbrüche an Ostern und Pfingsten 2019
Eines Nachts Ende Februar 2019 soll der erste Angeklagte mit vier weiteren Tatverdächtigen den Metallgitterzaun des Zentrallagers einer Firma in Ebensfeld (Oberfranken) aufgeschnitten und Kupferkabel im Wert von mindestens 24 400 Euro entwendet haben. Am Ostersonntag 2019 soll wiederum der erste Angeklagte mit sechs anderen Tatverdächtigen gegen 3 Uhr nachts zwei Zaunelemente eines Haßfurter Industriebetriebs entfernt haben und 286 je drei Meter lange Messingstangen sowie Pressteile aus Messing im Gesamtwert von fast 29 000 Euro gestohlen haben. Das Diebesgut transportierten die Diebe in zwei Lieferwagen ab. Der nächste Coup folgte wenige Wochen später am Pfingstmontag. Wieder war das Haßfurter Unternehmen das Ziel der Diebe. Diesmal entwendeten der erste und zweite Angeklagte mit mindestens vier weiteren Tatverdächtigen Messingstangen mit einem Gesamtgewicht von rund fünfeinhalb Tonnen und einem Wert von über 25 000 Euro.
Auf frischer Tat von der Polizei ertappt
Mitte Juli 2019 suchten die Diebe zum dritten Mal die Haßfurter Firma nachts auf. Diesmal soll der dritte Angeklagte mit sechs weiteren Komplizen versucht haben, Metall zu stehlen. Doch es blieb beim Versuch. Denn die Diebe wurden von einer Polizeistreife auf frischer Tat ertappt und flüchteten zu Fuß über einen Zaun. Sie ließen einen weißen Mercedes Sprinter zurück mit einigen bereits eingeladenen Messingstangen und persönlichen Gegenständen.
Der dritte Angeklagte soll außerdem im November 2019 mit mindestens einem unbekannten Mittäter auf der Bahnbaustelle Leipzig-Mockau zirka 2000 Meter Draht und etwa 500 Meter Tragseil gestohlen haben. Es handelte sich dabei um 1340 Kilogramm Kupfer- und Bronzemetall im Wert von zirka 12 000 Euro.
Zwei Täter legen sofort Geständnisse ab
Vor Gericht gaben der erste und zweite Angeklagte die Taten zu. Der dritte leugnete zunächst, am Tatort in Haßfurt gewesen zu sein, obwohl er im Fall des gescheiterten Diebstahlversuchs sein Portemonnaie samt Personalausweis und sein Handy im Mercedes Sprinter zurückgelassen hatte. Außerdem gab er an, von den Diebstählen nichts gewusst und kein Geld daraus erhalten zu haben, was Richter Manfred Schmidt mit den Worten kommentierte: "Wir lassen uns hier nicht für dumm verkaufen!" Er erinnerte den dritten Angeklagten daran, dass der erste Angeklagte ihn als Mittäter benannt hatte. Daraufhin revidierte der dritte Angeklagte seine Aussage. Er sei damals betrunken gewesen und habe nichts gemacht, gab er zu Protokoll.
Reichlich DNA-Spuren an den Tatorten
Auf die Schliche kam die Kripo Schweinfurt den Tätern, weil diese nicht zum ersten Mal auf der Anklagebank sitzen. Zusammen haben sie 19 Einträge im Bundeszentralregister, überwiegend Diebstähle und Betrugsfälle. Nicht nur die Täter, die ihren Wohnsitz in Halle und Leipzig haben, sind der Polizei bekannt, sondern auch deren Handynummern. Die wurden ihnen zum Verhängnis. Denn zu den Tatzeiten waren die Handys der Angeklagten in den jeweiligen Funkzellen der Tatorte eingeloggt. Außerdem hinterließen die Diebe bei ihren Taten reichlich DNA-Spuren an zurückgelassenen Sturmhauben, Kaffeebechern, Wasserflaschen und an der Einstiegsstelle an einem Zaun. Darüber hinaus waren die Handy-Telefonate der Tatverdächtigen überwacht worden.
Urteil soll am 16. April fallen
Bei den Ermittlungen waren auch die Kripo Gera und Suhl beteiligt. Die Festnahme erfolgte in den Wohnungen der Angeklagten. Zwei weitere Tatverdächtige der Gruppe seien in England festgenommen worden, sagte der ermittelnde Kripo-Beamte im Zeugenstand. Alle Angeklagten hätten ein Gewerbe als Altmetallhändler angemeldet und seien im Kundenstamm bei verschiedenen Ankäufern gewesen. Dass die Angeklagten gerade fränkische Betriebe ausraubten, liegt an dem Drahtzieher der Bande, der die Tatorte im Vorfeld ausspioniert und für einen Raub als geeignet befunden hatte. Für das Gerichtsverfahren sind vier Verhandlungstage anberaumt. Das Urteil soll am 16. April fallen.