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Gleusdorf
Personalmangel: Altenheim in Gleusdorf kann Bewohner nicht mehr selbst versorgen
Zu wenig Personal auf Schloss Gleusdorf: Das Landratsamt Haßberge hat dem Betreiber des Heims eine Frist gesetzt, um geeignete Mitarbeiter zu finden. Das BRK muss aushelfen.
Zu wenig Personal: Im Seniorenheim in Gleusdorf (Lkr. Haßberge) gewährleistet seit Dienstag das Bayerische Rote Kreuz (BRK) die Betreuung und Pflege der Bewohner.
Foto: Martin Sage | Zu wenig Personal: Im Seniorenheim in Gleusdorf (Lkr. Haßberge) gewährleistet seit Dienstag das Bayerische Rote Kreuz (BRK) die Betreuung und Pflege der Bewohner.
Martin Sage
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:26 Uhr

So viele Einsatzfahrzeuge des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) an diesem Mittwoch auf dem Parkplatz vor Schloss Gleusdorf in Untermerzbach (Lkr. Haßberge)? War dort im Altenheim etwas passiert? Die vielen Helferinnen und Helfer des BRK-Kreisverbandes Haßberge vor Ort dürfen keine Auskunft geben. Aber in Gleusdorf und Umgebung spricht es sich doch schnell herum: Dem Wohnheim für ältere und pflegebedürftige Menschen sind offenbar so viele Pflegekräfte abhanden gekommen, dass es seine Bewohner nicht mehr wie erforderlich versorgen kann.

Landratsamt droht mit "weiteren Schritten"

Genau aus diesem Grund, so bestätigt es am Mittwochnachmittag Sprecherin Moni Göhr, hat das Landratsamt Haßberge am Dienstagabend das BRK beauftragt, die Pflege und Betreuung zu übernehmen. Richtig sei auch, dass das Landratsamt dem Betreiber des "MCC Haus im Park" eine Frist bis zu diesem Mittwoch gestellt habe: Bis dahin muss er ausreichend fachlich qualifiziertes Personal gefunden haben. "Ansonsten müssen weitere Schritte eingeleitet werden", teilt die Sprecherin des Landratsamtes schriftlich mit. 

Plötzlich in der Situation, die Heimbewohnerinnen und Heimbewohner pflegen und versorgen zu müssen: Helferinnen und Helfer des BRK-Kreisverbandes Haßberge vor dem 'MCC Haus im Park'.
Foto: Martin Sage | Plötzlich in der Situation, die Heimbewohnerinnen und Heimbewohner pflegen und versorgen zu müssen: Helferinnen und Helfer des BRK-Kreisverbandes Haßberge vor dem "MCC Haus im Park".

Was andernfalls geschieht, führt Göhr nicht weiter aus. Nach Informationen der Redaktion müssten  Heimbewohner dann womöglich zumindest vorübergehend in andere Häuser verlegt werden. Bis zum Mittwochabend war das BRK jedenfalls vor Ort. 

Betreiber äußert sich nicht zur Situation

Verantwortlich für das Seniorenheim ist die MCC Seniorenresidenzen mit Sitz in Seifhennersdorf im sächsischen Landkreis Görlitz. Auf ihrer Homepage beschreibt sich die Firma als Betreibersparte der MCC Deutschland GmbH beziehungsweise der Schweizer Holding MCC Beteiligungs AG: beides nach eigenen Angaben Spezialisten für die Entwicklung von Projekten für Betreutes Wohnen, Pflegeheime oder Studentenheime. Weder in Gleusdorf noch von den Muttergesellschaften war am Mittwoch zu den Vorfällen eine Stellungnahme zu erhalten. Im Internet wirbt die MCC-Gruppe noch mit 70 Pflegeplätzen in Gleusdorf, mit einer gerontopsychiatrisch geschützten und einer offenen Abteilung, dem herrlichen Schlosspark und eigener Vollküche. Wie viele Menschen hier arbeiten, ist nicht angegeben. 

Auf der Homepage sucht die MCC Seniorenresidenzen jedenfalls Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: "Wir suchen Personal für unseren Standort Untermerzbach!" ist dort in dicken schwarzen Buchstaben zu lesen.

Das Schloss hatte in seiner Eigenschaft als Altenheim in der jüngeren Vergangenheit mehrfach für Schlagzeilen gesorgt, damals noch unter einer anderen Betreibergesellschaft. Zwischen 2011 und 2016 waren hier mehrere Bewohnerinnen und Bewohner unter dubiosen Umständen zu Tode gekommen. Dafür mussten sich schließlich die damalige Geschäftsführerin, der Pflegedienstleiter und ein Arzt verantworten. Das Landgericht Bamberg sprach im März 2020 alle drei von sämtlichen Anklagepunkten wie Totschlag durch Unterlassung oder Misshandlung von Schutzbefohlenen frei. Wenige Monate zuvor, im Dezember 2019, hatte die MCC-Gruppe die vormalige Seniorenresidenz offiziell übernommen.

 
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  • Silsch08242404
    Oh, elendes Gejammer. Wer bitte soll die Pflege bezahlen wenn nicht die Gesellschaft? Der Staat? Das sind dann komischerweise auch wir alle, denen es an den Geldbeutel geht. War doch zu erwarten, wenn die Schwiegertöchter nicht mehr die Pflege übernehmen.
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  • Tc.Goodrick@t-online.de
    Für die "Alten " die das Land aufgebaut haben ist kein Geld mehr da ..........!!!
    seitens vom Staat u. die Kassen halten sich auch zurück.
    Ganz schlimme Entwicklung !!
    Aber die Betreiber verdienen sich dumm& dämlich.!!!!
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  • KarinStratmann66@web.de
    Die Bürger müßten in allesamt in Rage geraten, schließlich betrifft uns das Dilemma alle irgendwann. Stattdessen rennen sie in die Heime und schreien das Personal an.
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  • FNB
    In allen "Sorgeberufen", also Pflege und Kinderbetreuung ist die Situation ähnlich. Das hat nichts mit den Alten zu tun, sondern mit der Wertschätzung der Sorge für andere. Das haben halt früher die Frauen in den Familien gemacht, ganz unentgeltlich, ohne Rentenansprüche. War billiger. Jetzt merkt man, was passiert, wenn das Stück für Stück wegbricht.
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  • KarinStratmann66@web.de
    Ein Armutszeugnis für die ganze Bundesrepublik. Wird demnächst vielen Heimen so gehen.
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  • MelanieS
    Für Investoren werde hohe Gewinne versprochen.Das Personal wird ausgelutscht und gnadenlos ausgespuckt.Die Betreibergesellschaften sind nur noch auf Gewinnoptimierung spezialisiert.Denkt denn keiner daran,dass wir alle alt werden!!Bevor ich da rein muß,lass ich mir lieber was anderes einfallen.Die Bewohner müssen das alles ausbaden!!Hölle!Hölle!Hölle!!! UND DAS IST NICHT NUR IN GLEUSDORF SO !!!
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  • Blum66
    Sie haben Recht. Aber so ist das in Deutschland, da zählen die Alten sowie andere Personen nichts im eigenen Land. Da gibt's andere Prioritäten.
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  • thomashemmerich@web.de
    Da sagen Sie was. Nur ..... es interessiert niemanden. Traurig.
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