
Update vom 22. Oktober: Der Abstimmungsausschuss der Stadt Königsberg hat in seiner Sitzung am Montag das Ergebnis der Auszählung des Bürgerentscheids zum geplanten Naturparkzentrum bestätigt.
Erstmeldung vom 20. und 21. Oktober: Wie geht es in Königsberg mit dem Naturparkzentrum weiter? Darüber haben am Sonntagabend die Bürgerinnen und Bürger der Regiomontanusstadt entschieden. Sie hatten die Wahl: Entweder konnten sie sich in einem Bürgerentscheid gegen das Zentrum aussprechen oder sie konnten sich dem Ratsbegehren für das Zentrum anschließen. Genaugenommen ging es nun nicht darum, ob Königsberg eine solche Einrichtung erhält, sondern jeweils nur um den geplanten Standort. Denn das Naturparkzentrum soll im Todsgraben an der Thomas-Klingg-Steige entstehen.
Königsberg hat insgesamt 2960 Wahlberechtigte. Davon nahmen insgesamt
1230 Personen am Bürgerentscheid teil. Das entspricht einer Wahlbeteiligung von 41,6 Prozent. Für den Bürgerentscheid 1, dem Ratsbegehren für den Standort, stimmten 606 Stimmberechtigte mit Ja, das entspricht 50,3 Prozent. 598 Stimmberechtigte kreuzten Nein an, was 49,7 Prozent entspricht. Hier gab es 26 ungültige Stimmen.
Stichfrage wurde nicht benötigt
Beim Bürgerentscheid 2, dem Bürgerbegehren gegen den Standort, stimmten 526 Stimmberechtigte mit Ja, das entspricht 47,2 Prozent. 589 Stimmberechtigte stimmten mit Nein, das entspricht 52,8 Prozent. 115 Stimmen waren ungültig. Für den Fall, dass beide Optionen mehrheitlich mit "Ja" oder mehrheitlich mit "Nein" beantwortet werden, konnten sich Bürgerinnen und Bürger in einer Stichfrage zusätzlich für eines der beiden Begehren entscheiden – die Stichfrage wurde aber aufgrund der Ergebnisse nicht benötigt.

Bei einem Bürgerentscheid müssen sich mindestens 20 Prozent der Wahlberechtigten für einen Vorschlag entscheiden, damit er gültig ist. Auf die Gesamtzahl der Wahlberechtigten umgerechnet, ergeben sich in diesem Fall folgende Ergebnisse:
Das Naturparkzentrum im Todsgraben kann kommen
Bürgerentscheid 1 (Ratsbegehren): Ja-Stimmen: 20,5 Prozent, Nein-Stimmen: 20,2 Prozent.
Bürgerentscheid 2 (Bürgerbegehren): Ja-Stimmen: 17,8 Prozent, Nein-Stimmen: 19,9 Prozent.
Damit wurde der Bürgerentscheid 1, das Ratsbegehren, denkbar knapp mit 20,5 Prozent
angenommen. Das Naturparkzentrum kann laut dem vorläufigen amtlichen Ergebnis also im Todsgraben entstehen. Das abschließende amtliche Ergebnis gibt es erst nach der Tagung des Abstimmungsausschusses, die für Montagnachmittag angesetzt ist.
Bürgermeister Claus Bittenbrünn zeigt sich am Tag nach der großen Entscheidung erleichtert. "Freilich bin ich zufrieden", erklärt er. "Wir wären ja dumm, wenn wir nicht diese einmalige Chance für Königsberg nutzen würden." Für ihn stehe fest, dass das geplante Naturparkzentrum in seinem Beritt ein Glücksfall sei – und auch in der weiteren Stadtentwicklung nützen werde.

"Ich habe große Zweifel daran gehabt, dass unser Ratsbegehren durchgeht", verrät er im Gespräch mit der Redaktion. "Weil die ganze Sache von den Befürwortern des Bürgerbegehrens dermaßen mies gemacht worden ist." Schlecht sei sie gewesen, die Stimmung in Königsberg. Erst die Infoveranstaltung Ende September habe das Ruder herumreißen können, ist er überzeugt.
Mit einem Informationsabend in der Stadthalle hatte der Naturpark Haßberge Ende des vergangenen Monats noch einmal die Werbetrommel für das Projekt gerührt. Landrat Wilhelm Schneider (CSU), Naturpark-Geschäftsführer Lukas Bandorf, Haßberge-Tourismus-Geschäftsführerin Susanne Volkheimer und Planer Ralf Röckelein-Sarré erläuterten damals das Projekt und standen in einer Diskussionsrunde den Bürgerinnen und Bürger Rede und Antwort. Das scheint sich nun ausgezahlt zu haben – wenn auch nur ganz knapp.
"Dadurch haben viele erkannt: wenn ich gegen den Standort bin, und dann stirbt das ganze Projekt in Königsberg", sagt Bittenbrünn. Denn die Stadt hätte sich nicht noch einmal mit einem anderen Standort beworben. Gut, dass jetzt also alles seine Wege gehen kann, findet der Bürgermeister. Nun müsse der Naturpark seine Hauptstudie zum Naturparkzentrum verabschieden, dann stehe noch die Antwort von der Regierung in München aus, was die Förderbewilligung angehe. "Von unserer Seite aus kann es weitergehen."
Auch Landrat Wilhelm Schneider sei froh, dass es zu diesem Ergebnis gekommen ist, wie das Landratsamt Haßberge auf Nachfrage der Redaktion informiert. Schneider habe sich den Standort an im Todsgraben an der Thomas-Klingg-Steige gewünscht – dieser hat sich nun bestätigt. Die geplante Einrichtung sei dem Landrat zufolge gut für die Stadt Königsberg und für den Landkreis Haßberge.
Im Vorfeld gab es viel Gegenwind wegen des Standorts
So erleichtert wie sich Claus Bittenbrünn zeigt, so froh wie Landrat Schneider ist, so enttäuscht ist der Alt-Bürgermeister Erich Stubenrauch (Freie Wähler). Zum Hintergrund: Im Vorfeld hatte es viel Gegenwind gegen den Standort des Naturparkzentrums gegeben – und auch die Kommunalpolitik der Regiomontanusstadt aufgewühlt. Denn Bittenbrünn und sein Vor-Vorgänger Stubenrauch hatten unterschiedliche Ansichten. Bittenbrünn und die Mehrheit seines Stadtrats sprachen sich für das geplante Naturparkzentrum in Königsberg aus.
Der ehemalige Bürgermeister Stubenrauch dagegen wollte den Bau genauso vehement verhindern. Auch, weil er den Standort für ungeeignet hielt. Wie diese Redaktion berichtete, hatte Stubenrauch deshalb zusammen mit Alfred Austel ein Bürgerbegehren initiiert, mehr als 400 Unterschriften gesammelt und damit einen Bürgerentscheid erzwungen.
Alt-Bürgermeister Stubenrauch zeigt sich enttäuscht
"Am meisten bin ich enttäuscht über die geringe Wahlbeteiligung von etwa 41 Prozent", sagt Alt-Bürgermeister Stubenrauch im Gespräch mit der Redaktion. Er vermute darum, dass es mehr als der Hälfte der Bürgerinnen und Bürger entweder schlichtweg egal sei – oder sie das Naturparkzentrum respektive der Standort schlichtweg nicht interessiere. "Das ist das schlimmste", so Stubenrauch. "Ansonsten muss ich das akzeptieren, das kann ich auch nicht ändern."
Dank der von den Unionen ungewollten Energiewende begreift man in Bayern diese Naturparke nun zunehmend als stille Flächenressource, um Windparks, Solarbrachen und, ganz wichtig, Tourismus und Fremden-Verkehr in die abgehängten Landschaften zu schleusen.
Da wird der Begriff 'Natur' umgewertet zum Label für wirtschaftliche Endverwertung.
Und in Königsberg findet man es obendrein witzig, ein herausragendes Biotop direkt an der Stadtmauer, welches bisher ruhig und verwunschen Lebensraum für allerlei Vögel, Amphibien, Reptilien und Infekten ist, für ein Naturparkzentrum zu opfern.
Aber direkt am Eingang des Bauwerks, gleich neben dem Kreuz, hängt dann zukünftig die Urkunde: 'Gefördert aus Mitteln des Freustaates Bayern'.
Besser als ein Naturparkzentrum, das Steuergelder kostet (typischer Aktionismus des reichen Bayerns) wäre im NP Haßberge Windräder zu verbieten (bisher gibts keine) und Solarparks zu verbieten (kommt nach Bundorf?). Ein Solarpark in einem Naturpark ist ein Unding, genauso Naturparkzentren, wie das Steigerwaldzentrum in Handtal, das nicht in diesen idyllischen Winkel passt.
Wir haben in D nicht zu wenig sondern zu viel Geld, dass schon viele historische Ortsbilder (z. B. Fußgängerzonen mit teurem Pflaster, wie in Ochsenfurt) verschandelt hat.
Geld verdirbt den Charakter. Bayern wurde bereits durch viele Nadelstiche weithin zerstört. Wer sich von diesen Schandtaten & Bausünden erholen will, den kann ich einen Ausflug nach Südthüringen empfehlen, z.B. Raum Hildburghausen.
in diesem Artikel können Sie nochmal explizit nachlesen, warum sich der ehemalige Bürgermeister gegen das Naturparkzentrum beziehungsweise den erst angedachten - und nun bestätigten - Standort ausgesprochen hat:
www.mainpost.de/11583534
Viele Grüße aus der Redaktion,
Johanna Heim