
Vergangenen Donnerstag konnte Stefan Zettelmeier, der Kreisvorsitzende der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP) in den Haßbergen, die Landesvorsitzende Agnes Becker zu einem Informationsabend in Augsfeld begrüßen. Was die 43 jährige mitbrachte, war eine 100 Minuten lange Rede, welche wie ein Feuerwerk auf die 35 Zuhörerinnen und Zuhörer niederprasselte und dabei Vision, Zuversicht und Motivation versprühte.
Wie schön es sei, schwärmte Becker bei der Begrüßung, "dass in den Haßbergen noch so viele alte Streuobstbestände stehen", ganz anders als bei ihr in Niederbayern. Und Zettelmeier zeigte sich glücklich darüber, dass das "Gesicht" des Volksbegehrens "Rettet die Bienen" seiner Einladung gefolgt sei.
Agnes Becker befürchtet, dass Umweltschutz auf der Strecke bleibt
Dann kam die Rednerin auf die Landespolitik zu sprechen und auf das, was die kleine ÖDP bewirkt habe: "Stellen Sie sich vor, wir würden heute in einem Raum von Zigarettenqualm sitzen. Unser Stachel hat dem ein Ende gesetzt." Und das Volksbegehren "Rettet die Bienen" habe so vielen Menschen aus dem Herzen gesprochen, dass selbst Ministerpräsident Söder das Wort "Richtungsänderung" in den Mund genommen habe. Doch befürchte sie, dass Umweltschutz und Nachhaltigkeit auf der Strecke blieben, wenn der Zahn der Zeit alte Gewohnheiten zurückholt. Weitere Stachel seien daher dringend erforderlich:
Artenschwund, Klimawandel und Lichtverschmutzung seien Themen der Stunde. Die Erde vertrage kein Wachstum auf Dauer, daher müsse Bayern Forschungsstandort für Postwachstumsökonomie und Gemeinwohlökonomie werden. Der Trinkwasserschutz müsse in der Verfassung aufgewertet werden, die Trinkwasserversorgung in öffentlicher Verantwortung bleiben.

"Mindestens 30 Prozent Bio-Lebensmittel in allen öffentlichen Kantinen mit jährlichen Steigerungszielen vor allem für Kindergärten und Krankenhäuser", forderte die Tierärztin, ferner "die Berufung eines oder einer Tierschutzbeauftragten bei der Staatsregierung", da sich bisher in Bayern kein Ministerium für den Tierschutz in Bayern vorrangig zuständig fühle. Einige weitere Stellschrauben hätten sie parat, um aktiv in der bayerischen Politik mitzumischen.
Kann die Partei frustrierte Wählerinnen und Wähler erreichen?
Wählerpotenzial für die ÖPD ist laut Becker vorhanden: Menschen, die sich frustriert von der Politik abwenden, solche, für die der erforderliche Richtungswechsel aktuell nicht erkennbar wird. "Nicht die Generierung lukrativer Posten" sei Triebfeder und Ziel der ÖDP, sondern die Überzeugung ihres Programms. Die Fünf Prozent-Hürde sei in greifbarer Nähe.
ÖDP-Kreisvorstandsmitglied Dieter Sauer formulierte die Perspektiven seiner Partei so: "Wenn der Mensch erkennt, dass die Politik nicht den richtigen Weg einschlägt, dass die Politik die richtigen Probleme nicht lösen kann, dann bieten sich auch politische Chancen für die ÖDP".