
Die Zeiten der Tante-Emma-Läden sind vorbei, die kleinen Einzelhandelsgeschäfte sind den großen Supermärkten und Discountern gewichen. Gerade auf dem Land kann das zum Problem werden, wenn es in vielen Dörfern keine Einkaufsmöglichkeit mehr gibt. Daher sind in den letzten Jahren mancherorts auf Initiative von Gemeinden oder Privatpersonen Dorfläden entstanden. Getragen von Ehrenamtlichen sollen sie mit einigen bezahlten Verkäuferinnen und Verkäufern die Nahversorgung auch in kleineren Orten sichern. Ein solcher Laden ist das "Mio" in Untermerzbach. Doch dort gibt es ein Problem: Es fehlt an Menschen, die mitarbeiten wollen. Gesucht werden Personal sowie ein Geschäftsführer oder eine Geschäftsführerin.
Viel Unterstützung aus der Bevölkerung: 40.000 Euro Grundkapital
Seit dem Jahr 2011 gibt es das Mio. "Nahversorgung ist für die ältere Generation schon wertvoll", betont Bürgermeister Helmut Dietz (SPD), warum das für seine Gemeinde ein Gewinn ist. "Wohnortnah einkaufen kann man nicht überall." Und nicht nur ältere Menschen nutzen diese Möglichkeit. Auch jüngere Kundinnen und Kunden würden davon profitieren, dass sie zum Einkaufen nicht in andere Orte fahren müssen, berichtet der Bürgermeister.
Dafür spricht auch die große Unterstützung für das Projekt: Alles begann mit 149 Zeichnern, die sich an der Dorfladen-GmbH beteiligten, so dass ein Grundkapital von 40.000 Euro zusammenkam, dazu kamen 25.000 Euro von der Verwaltungs-GmbH. "Wir sind stolz darauf, dass wir das ohne Zuschuss auf den Weg gebracht haben", sagt Bürgermeister Dietz.

In der Anfangszeit gab es nicht nur für die Verkäuferinnen und Verkäufer ein Gehalt. Auch die ersten beiden Geschäftsführer erhielten eine Vergütung. Seit sieben Jahren ist die Geschäftsführung des Mio allerdings ein Ehrenamt. "Die letzte Geschäftsführerin hat zum 31. Mai gekündigt", berichtet Wolfgang Beringer. "Sie konnte es aus privaten Gründen nicht mehr machen." Beringer hat die Aufgabe deshalb interimsmäßig übernommen, bis eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger gefunden ist.
Geschäftsführung: Etwa zwölf Stunden ehrenamtliche Arbeit in der Woche
Und auch an anderen Stellen fehlen helfende Hände: Aktuell hat das Mio fünf Verkäuferinnen. Eine davon arbeitet in Vollzeit, eine ist geringfügig beschäftigt, die übrigen sind Teilzeitkräfte. Helmut Dietz und die anderen Verantwortlichen könnten sich auch eine Kombi-Lösung vorstellen. Sprich: Der Dorfladen könnte eine Person als Verkäuferin oder Verkäufer anstellen, die die ehrenamtliche Geschäftsführung mitübernimmt.
Etwa zwölf Stunden pro Woche müsste die Geschäftsführerin oder der Geschäftsführer für dieses Ehrenamt aufbringen, schätzen Interimsgeschäftsführer Beringer und Beiratsvorsitzender Christian Häberle. Was die Arbeit etwas erleichtert: Die Buchhaltung ist an ein Steuerbüro ausgelagert. Dennoch beinhaltet die Geschäftsführung eine große Zahl an verantwortungsvollen Aufgaben – ähnlich vielschichtig wie das Angebot des Dorfladens.

Es gibt eine Bäckerei, Fleisch- und Wurstwaren aus der Frischetheke, sonstige Lebensmittel sowie einen kleinen Getränkemarkt und eine Obsttheke. "Wir haben viele regionale Produkte", verkünden die Verantwortlichen. Zudem gibt es selbstgebackene Kuchen sowie täglich ein Angebot für ein Mittagessen, das die Kundschaft entweder abholen oder an den Tischen im Vorraum vor Ort verzehren kann. Auch Vereine können hier Bestellungen für ihre Festlichkeiten aufgeben. Zudem umfasst das Sortiment Haushaltswaren und es gibt es eine Lotto- und Postannahmestelle.
Und was wäre, wenn Kundinnen und Kunden ein bestimmtes Produkt suchen, das der Laden normalerweise nicht vorrätig hat? "Wir arbeiten mit verschiedenen Lieferanten zusammen, auch mit Großhändlern", berichten die Verantwortlichen. Bestellungen seien also durchaus möglich.
Wichtig für die ältere Kundschaft: Lieferservice und Barrierefreiheit
Außerdem ist der Dorfladen eine Auszahlstelle der Sparkasse – bis zu 150 Euro können die Kundinnen und Kunden hier abheben. Und dann gibt es da noch die Reinigungsannahme. Hierfür arbeitet das Mio mit einer Wäscherei in Ebensfeld (Landkreis Lichtenfels) zusammen, deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Kleidung im Untermerzbacher Dorfladen abholen und gereinigt wieder zurückbringen.

"Wir haben auch einen Lieferservice, beispielsweise für ältere Leute", erklärt Beiratsmitglied Barbara Morgenroth. Um dennoch möglichst vielen Menschen auch den Weg in den Laden zu ermöglichen, ist der Zugang barrierefrei. Gerade in der Zeit der Coronapandemie, als es sonst kaum Möglichkeiten gab, aus dem Haus zu kommen und andere Menschen zu treffen, habe der Laden einigen Menschen gegen eine komplette Vereinsamung geholfen, erinnert sich Bürgermeister Dietz.
Sicher könne ein solcher Dorfladen nicht die große Auswahl bieten, wie es ein Discounter in Haßfurt, Hofheim oder Ebern tut, das wissen auch die Verantwortlichen vor Ort. Und auch die Gewinnmargen seien deutlich geringer als bei einem großen Geschäft, das viel größere Mengen abnehmen kann. Dennoch: "Der Einkauf für den täglichen Bedarf ist da", betont Bürgermeister Dietz. Doch wenn das dauerhaft so bleiben soll, müssten sich noch ein paar helfende Hände finden.
soll also heißen, Geschäftsführer/in soll zwar den Buckel hinhalten für alles (insbesondere "natürlich" für das was nicht läuft wie es soll), aber dafür nix kriegen? Das dürfte sich wohl zu einem typischen Fall von "Fachkräftemangel" entwickeln...