Ende Juli beschäftigte sich der Zeiler Stadtrat damit, welche Geschäfte sich im neuen Gewerbegebiet Gröbera II ansiedeln wollen. Dabei war unter anderem von der Ansiedlung eines neuen Lidl-Marktes die Rede. Da es in einer Stadt der Größe von Zeil kaum vorstellbar ist, zwei Märkte der gleichen Discounter-Kette zu haben, dürfte damit klar sein, dass der Lidl in der Sander Straße schließen wird, sobald der neue Standort eröffnet. Nun gibt es Kritik an diesem Umzug.
"Wachstum von Umsatz und Rendite gilt auch bei Lebensmitteldiscountern als das Allheilmittel schlechthin", kritisiert Rainer Baumgärtner, Vorsitzende der ÖDP-Kreistagsfraktion und selbst Bürger von Zeil, in einer Stellungnahme. Vor Jahrzehnten habe er etwas ähnliches mit einer Norma-Filiale erlebt, die aus der Zeiler Altstadt auf die "grüne Wiese" zog.
Ältere Menschen brauchen Einkaufsmöglichkeiten
Baumgärtner nimmt als Grund für den damaligen Umzug an, dass sich die Verantwortlichen von einer größeren Verkaufsfläche mehr Umsatz versprachen. Doch das Gegenteil sei eingetreten, da die Laufkundschaft weggebrochen sei.
Gerade die ältere Bevölkerung brauche eine altstadtnahe Einkaufsmöglichkeit. Es müsse möglich sein, die wichtigsten Grundnahrungsmittel fußläufig zu erwerben. Ein Problem sieht Baumgärtner hier vor allem für die Einwohner des östlichen Teils von Zeil sowie der Ortsteile Schmachtenberg und Ziegelanger.
Der bisherige Lidl-Markt liege an der Kreuzung Richtung Sand recht gut, da Autofahrer, die auf der innerörtlichen Entlastungstraße unterwegs sind, gerne kurzen Halt machten, um dort einzukaufen. "Künftig wird kaum ein Sander den Umweg durch die Altstadt von Zeil auf sich nehmen, um seine Einkäufe im Westen der Stadt zu tätigen", prognostiziert der Kommunalpolitiker. "Man fragt sich als Bürger auch, ob es denn sein muss, dass immer wieder neue, größere Märkte gebaut werden und alte, noch nutzbare Gebäude wieder mit der Abrissbirne dem Boden gleichgemacht werden müssen."
Bürgermeister glaubt an schnelle Wiederbelebung
Dem widerspricht der Zeiler Bürgermeister Thomas Stadelmann, der nicht von einem Abriss des bisherigen Lidl-Gebäudes ausgeht. Zwar bestätigt er, dass die Discounter-Kette den alten gegen einen neuen Standort tauschen wolle, um ihren Markt vergrößern zu können. Der bisherige Zeiler Lidl steht im Hochwassergebiet, wo ein Anbau nicht möglich ist. So bleibt nur der Neubau an einer anderen Stelle.
Stadelmann glaubt allerdings, dass das alte Gebäude nicht lange leer stehen wird, eben weil es, wie auch Baumgärtner schreibt, an einem günstigen Standort liegt. "Die Anbindung ist gut, Parkplätze sind da", sagt der Bürgermeister. So sieht er gute Chancen, dass das Gebäude nur kurz leer stehen wird, bevor ein neues Geschäft dort einzieht. "Vielleicht ein kleiner Lebensmittler. Oder ein Baumarkt. Sowas fehlt uns ja auch", sagt der Zeiler Bürgermeister.
Er betont außerdem, dass es nicht die Stadt gewesen sei, die den Discounter an den Ortsrand gelockt habe. "Das geht ja nicht von den Kommunen aus." Ob Baumgärtners Aussage stimme, dass Norma seinerzeit mit dem Umzug einen finanziellen Fehler gemacht habe, könne er nicht beurteilen. "Ich kenne die Zahlen nicht", sagt der Bürgermeister. Doch bei den Discountern werde genau geplant, was den perfekten Standort angeht: "Die wissen genau, was sie wollen."
