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Ebelsbach
Nach 13 Jahren ist Schluss: Warum Sonja Repp ihren Schuhladen in Ebelsbach schließen muss
Ein Wasserschaden brachte das Geschäft in eine finanzielle Schieflage. Nun hat die Inhaberin die Reißleine gezogen. Langfristig will sie aber zurück in die Selbstständigkeit.
In ihrem Schuhladen in Ebelsbach hilft Sonja Repp einer Kundin, ein paar Schuhe anzuprobieren. Doch bald ist damit Schluss: Das Geschäft schließt zum Monatsende.
Foto: Peter Schmieder | In ihrem Schuhladen in Ebelsbach hilft Sonja Repp einer Kundin, ein paar Schuhe anzuprobieren. Doch bald ist damit Schluss: Das Geschäft schließt zum Monatsende.
Peter Schmieder
 |  aktualisiert: 02.12.2024 02:33 Uhr

Im Jahr 2011 hat sich Sonja Repp mit ihrem eigenen Schuhladen "Tragbar by Sonja" in der Georg-Schäfer-Straße in Ebelsbach selbstständig gemacht. Jetzt, 13 Jahre später, kündigt sie an, diesen zu schließen. Ende November ist Schluss, ab dem 2. Dezember wird Repp als Angestellte in einer ganz anderen Branche arbeiten. Im Gespräch ist der 44-Jährigen deutlich anzumerken, dass ihr dieser Schritt nicht leicht gefallen ist. So hofft sie, langfristig wieder einen eigenen Laden führen zu können – wenn ihre aktuellen finanziellen Probleme gelöst sind.

Ausgerechnet im Urlaub kam die Hiobsbotschaft

Diese begannen im Jahr 2023. Gerade hatte sich die Schuhfachverkäuferin noch darüber gefreut, dass ihr so viele Kundinnen und Kunden während der für den Einzelhandel schwierigen Corona-Pandemie die Treue gehalten hatten. Am 25. August fuhr sie in den Urlaub nach Österreich. Dort angekommen bekam sie von einer Kundin den Anruf mit der Hiobsbotschaft: "In deinem Laden steht alles unter Wasser." Denn in der Nacht hatte es ein Unwetter gegeben, bei dem Regenwasser in das Haus und damit in ihren Laden gelaufen war.

Sie brach den Urlaub ab und kam am 26. August wieder in Ebelsbach an. In der Zwischenzeit waren schon einige ihrer Bekannten mit einem Ersatzschlüssel in den Laden gekommen, um dort zu retten, was noch zu retten war.

Umzug in eine ehemalige Bäckerei

Dennoch sei der Schaden immens gewesen, berichtet Repp im Gespräch mit der Redaktion. Vieles von ihrer Ware sei beschädigt gewesen, sodass ihr das für Schuhgeschäfte so wichtige Herbstgeschäft durch die Lappen gegangen sei. Ebenfalls durch das Wasser schwer beschädigt gewesen seien die Möbel, die sie speziell für den Laden hatte anfertigen lassen.

Im Jahr 2011 machte sich Sonja Repp mit "Tragbar by Sonja" selbstständig.
Foto: Peter Schmieder | Im Jahr 2011 machte sich Sonja Repp mit "Tragbar by Sonja" selbstständig.

Seitdem befindet sie sich auch in einem Rechtsstreit, wie auch Sonja Repps Anwalt Christoph Ballach von der Kanzlei Langer in Haßfurt gegenüber der Redaktion bestätigt. So geht es um die Frage, wer die Kosten tragen muss. Glück im Unglück: Gleich auf der gegenüberliegenden Straßenseite gab es eine ehemalige Bäckerei, die zu diesem Zeitpunkt leer stand. Dorthin konnte sie mit ihrem Schuhladen umziehen. "Ich bin sehr dankbar, dass die Besitzerin mir das angeboten hat."

Zu klein für einen Schuhladen: Es fehlen Lager- und Ausstellungsfläche

Doch die Fläche, die sie dort zur Verfügung hat, ist deutlich kleiner als in ihrem alten Laden. Zuvor waren es rund 100 Quadratmeter Ladenfläche und rund 30 Quadratmeter Lager. Jetzt muss sie mit insgesamt weniger als 50 Quadratmetern auskommen, obwohl sie sogar noch etwas Lagerfläche von einer benachbarten Gaststätte dazubekommen hat und einige Sachen bei Freunden unterbringen konnte.

Langfristig könne sie mit dieser kleinen Fläche nicht wirtschaftlich arbeiten. "Die Hauptsache ist die Ware", begründet sie. Denn Schuhhändlerinnen und -händler müssten ein halbes Jahr vor der Saison auf Messen gehen und Schuhe kaufen, die dann schon lange vor Saisonbeginn geliefert werden. Und um die aufzubewahren und im Laden auszustellen, brauche sie mehr Fläche.

Der kleine Laden in der ehemaligen Bäckerei war eine gute Übergangslösung, dauerhaft aber zu klein für eine Schuhgeschäft.
Foto: Peter Schmieder | Der kleine Laden in der ehemaligen Bäckerei war eine gute Übergangslösung, dauerhaft aber zu klein für eine Schuhgeschäft.

"Ich hätte auch ein Angebot für einen größeren Laden", berichtet sie. "Aber den müsste ich wieder komplett herrichten, wieder Geld reinstecken, Ware einkaufen und die Kundschaft umgewöhnen. Und dann hätte ich drei Baustellen", sagt sie. Eine davon wäre der alte Laden mit dem Wasserschaden und dem damit verbundenen Rechtsstreit, die zweite der kleine Laden in der ehemaligen Bäckerei – immerhin wäre auch die Aufgabe des Ladens und die Beendigung des Mietverhältnisses mit einigen Arbeiten verbunden –, die dritte wäre dann der neue Laden.

Kunden fordern sie auf, nicht aufzugeben

"Ich habe mein ganzes Geld reingesteckt, ich habe Herzblut reingesteckt", sagt sie über den eigenen Laden. Und sie bedaure es auch, ihrer langjährigen treuen Kundschaft mitteilen zu müssen, dass sie das Geschäft nun schließt. "Die sagen mir, ich soll weitermachen und nicht aufgeben." Doch das sei finanziell nicht mehr möglich.

Angefangen, im Schuhhandel zu arbeiten, hatte Sonja Repp im Jahr 1995. Damals machte sie in Bamberg ihre Ausbildung zur Schuhfachverkäuferin und arbeitete dann zunächst als angestellte Verkäuferin – erst in Bamberg und ab 2001 in Haßfurt – bevor sie sich 2011 mit "Tragbar by Sonja" selbstständig machte.

Könnte es mit dem Schuhladen im Nebenerwerb weitergehen?

Die Begeisterung für die Arbeit im Schuhhandel ist ihr auch im Gespräch deutlich anzumerken. Warum also hat sie sich nun entschieden, nach der Aufgabe ihres Geschäfts in einem ganz anderen Bereich zu arbeiten? "Ich habe mich auch in der eigenen Branche beworben", sagt sie. Es gebe auch Schuhgeschäfte, von denen sie die Rückmeldung bekommen habe, man würde sie mit ihrer Erfahrung in dem Gewerbe sofort als Verkäuferin einstellen.

Doch Sonja Repp spielt mit dem Gedanken, ihren Schuhladen zumindest im Nebenerwerb weiterzuführen – auch, um die Ware abverkaufen zu können, die sie noch hat. Und das darf sie nur, wenn sie im Hauptberuf als Angestellte nicht in der gleichen Branche arbeitet. Noch steht nicht fest, ob das zeitlich und von anderen Umständen her möglich sein wird. Doch zumindest will sie sich die Möglichkeit offen halten.

 
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