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Eschenau
Mit dem Wohnmobil durch Australien: Von Kängurus, Koalas, Flughunden und einsamen Straßen
Drei Wochen lang reisten Wolfgang Aull und seine Frau mit dem Wohnmobil durch Australien. Von Brisbane ging es ins Landesinnere und an die Küste. Ein Reisebericht.
Besuch auf dem Campingplatz: Drei Wochen lang war Wolfgang Aull mit dem Wohnmobil in Australien unterwegs. Dort sah er unter anderem Wallabys.
Foto: Wolfgang Aull | Besuch auf dem Campingplatz: Drei Wochen lang war Wolfgang Aull mit dem Wohnmobil in Australien unterwegs. Dort sah er unter anderem Wallabys.
Wolfgang Aull
 |  aktualisiert: 04.01.2025 02:36 Uhr

Drei Wochen lang waren meine Frau und ich mit dem Wohnmobil in Australien unterwegs. Damit haben wir eine Chance ergriffen, die sicherlich einmalig bleiben wird. Das ist unser Reisebericht.

Abreiseort ist Brisbane, mit 2,5 Millionen Einwohnern die drittgrößte Stadt Australiens, an der Ostküste gelegen. Der Fahrzeugvermieter klärt uns auf: Dachschäden sind trotz Vollkasko nicht versichert, ebenso wenig Schäden, die auf nicht asphaltierten Straßen entstehen. Aufpassen: Die meisten Unfälle in Australien geschehen am Nachmittag, wegen Übermüdung. Fahrten ab einsetzender Dunkelheit sollten vermieden werden, wegen Wildwechsel. Wenn ein Tier über den Weg läuft: kontrolliert abbremsen, keinesfalls ausweichen. Stets rechtzeitig tanken. Nicht durch Wasser fahren.

Los ging es in Brisbane, der drittgrößten Stadt Australiens.
Foto: Eva Aull | Los ging es in Brisbane, der drittgrößten Stadt Australiens.

Mit diesen Ratschlägen im Kopf geht es mit dem Toyota Hiace auf die Straße, Rechtslenker im Linksverkehr. Es klappt recht gut, lediglich Scheibenwischer betätigen statt Blinken ist eine angekündigte typische Anfängerkrankheit, die auch uns heimsucht.

Einsamkeit im australischen Busch: die Nationalparks

Am zweiten Reisetag erreichen wir den Bald Rock Nationalpark. Der Anblick lässt uns zunächst schaudern: Rundum durch Waldbrand verkohlte Bäume, und doch ist viel Grün zu sehen. Eukalyptusbäume schälen sich jährlich, trennen sich somit von der verbrannten Rinde. Hervorragend ist die Camping-Area: Stellplatz mit Feuerstelle, Brennholz liegt bereit. Toilette, Gasgrill und Waschgelegenheit sind in Bestzustand. Wallabys, kleine Kängurus, hüpfen in der Gegend herum.

Wer hier Stille sucht, ist fehl am Platz: "Das Gezirpe der Zikaden ist bis zu 100 Dezibel laut", erklärt uns Nachbar Allan. Jedes nette Gespräch endet mit einem Händedruck und dem Austausch der Vornamen.

Frisches Grün trotz verbrannter Rinde: Eukalyptusbäume schälen sich alljährlich.
Foto: Wolfgang Aull | Frisches Grün trotz verbrannter Rinde: Eukalyptusbäume schälen sich alljährlich.

Die Angst vor einem tödlichen Schlangenbiss sei übertrieben, meint Ranger Chris. "Beim Wandern stets hohe Schuhe und lange Hosen tragen, Verbandszeug mitnehmen." Möglichst, aber nicht dringend, auf dem Weg bleiben. Schlangen flüchteten vor Menschen, sobald sie deren Nähe wahrnehmen.

Schottische Dudelsäcke in Australien

Wir wählen einen zweistündigen Rundwanderweg hinauf auf den Bald Rock, ein 200 Meter hoher Monolith aus Granit. Und erhalten einen grandiosen Eindruck von Australiens Wäldern.

Mit dem Wohnmobil durch Australien: ein Reisebericht
Foto: Eva Aull | Mit dem Wohnmobil durch Australien: ein Reisebericht

Tenterfield ist der nächstgelegene Ort: 2800 Einwohner, eine Shoppingmeile, ein Eisenbahnmuseum. Dort stoßen wir auf ein Schienengefährt der Marke Volkswagen. Heute ist Markttag, Dudelsackmusik ertönt: Stilvoll in schottischer Tracht gekleidet hat die "Tenterfield Highlanders Pipe Band" ihren Auftritt.

Auf Landstraßen Richtung Süden

Uns zieht es gen Süden. Gähnende Leere auf den Straßen, dann und wann eine Ranch, ganz zuweilen eine kleine Ortschaft. Viehherden, so weit das Auge reicht. Verkehrsschilder warnen vor Kängurus, Waschbären und kippenden Lastwagen. Immer wieder liegen verendete Wallabys auf der Straße. Bis zur Skelettierung bleiben sie dort liegen. Die Kaktusblüte hat eingesetzt, wir stoppen am Straßenrand, möchten fotografieren. Der nächste vorbeifahrende Ranger stoppt, zeigt sich besorgt: "Seid vorsichtig, es ist gefährlich auf der Straße."

Fotoserie

500 Kilometer südwestlich von Brisbane liegt Ashford, ein Ort mit gut 600 Einwohnern. Einst hatte hier die Tabakindustrie geblüht. Wir laufen umher: ein kleiner Lebensmittelladen, eine Tankstelle, eine Poststation. Die Bar geschlossen, die Bäckerei ebenfalls, viele Häuser stehen leer. Brütende Hitze. Wir übernachten auf dem gemeindeeigenen Campingplatz. "Fahrt nach Inverell, da ist richtig was los", rät uns ein freundlicher Herr. Wir gehorchen. Die Stadt hat 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner, einen Flughafen und hübsche Gebäude mit reichlich Gelegenheit zum Flanieren.

Legendär: Australiens Ostküstengebiete

Weiter geht es zur Ostküste Australiens, wo so verlockende Namen wie Golden Coast (Goldene Küste) oder auch Sunshine Coast (Sonnenschein-Küste) zum Verweilen  einladen.  Das Angebot dort ist umfangreich: Surfen, Tauchen, Walbeobachtung und – zu unserem Erstaunen – Kamelreiten. Oder einfach schwimmen und auf dem Sandstrand umherwandern, wofür wir uns entscheiden. Die Abenddämmerung setzt ein. Ein Hobbyangler schenkt uns einen Fisch, sieht uns fragend an und filetiert ihn sogleich. Mittlerweile 650 Kilometer von Brisbane entfernt, machen wir die Kehrtwende. Zuweilen übertönt Zikadengezirpe den Straßenlärm auf der Schnellstraße, dem Pacific Highway.

Ein Teil der australischen Ostküste wird als 'Sunshine Coast' (Sonnenscheinküste) bezeichnet.
Foto: Wolfgang Aull | Ein Teil der australischen Ostküste wird als "Sunshine Coast" (Sonnenscheinküste) bezeichnet.

Zwischenstopp in Port Macquarie. Dort steuern wir das Koala Hospital an – es sollte unser einziger Kontakt mit diesen Tieren bleiben. Sie sind, erfuhren wir von Tierpflegerin Shelley, in den beiden Ländern New South Wales und Queensland vom Aussterben bedroht: Abholzung, Straßenverkehr, ein vermutlich durch Ratten eingeschlepptes Virus und Feuersbrünste fordern ihren Tribut.

Ein Patient im Koala Hospital in Port Macquarie: Mittlerweile sind die Tiere vom Aussterben bedroht.
Foto: Wolfgang Aull | Ein Patient im Koala Hospital in Port Macquarie: Mittlerweile sind die Tiere vom Aussterben bedroht.

Wir verlassen das Küstengebiet, übernachten in Glenreagh. Der 1858 gegründete Ort ist alljährlicher Veranstaltungsort für ein Holzfestival, bei dem es unter anderem Vorführungen zum Thema Baumfällung und Holzverarbeitung gibt. Am Abend erleben wir ein Spektakel am Himmel: Flughunde, australische Fledermäuse, drehen zu Hunderten ihre Kreise. Vor der Weiterreise decken wir uns in der kleinen Bäckerei mit frischem Brot ein, "nächste Woche backen wir Lebkuchen", kündigt die nette Hausherrin an.

Landwirtschaft in Queensland

Weiter geht es ins Landesinnere von Queensland, nun ändert sich das Landschaftsbild. Wir sehen riesige Ackerflächen, auf welchen Baumwolle und Getreide angebaut werden. Uns begegnen sogenannte Road Trains, Lastwagen mit zwei Anhängern und einer Gesamtlänge von bis zu 36 Metern. Sie transportieren Getreide, Dünger und Rinder. Wir übernachten in Bungunya, einem kleinen Ort mit kostenlosem Rastplatz. Unter der Klobrille wohnte ein Frosch, drei weitere saßen in der Toilette.

Ein 'Road Train': Diese Lkw mit zwei Anhängern können bis zu 36 Meter lang sein.
Foto: Wolfgang Aull | Ein "Road Train": Diese Lkw mit zwei Anhängern können bis zu 36 Meter lang sein.

Der nächste Tag ist einem besonderen Fahrerlebnis gewidmet: die Meandarra Road nach Westmar, eine circa 50 Kilometer lange, absolut schnurgerade Straße. Rechts und links sehen wir oft unbefestigtes, steil abfallendes Bankett. Kaum Verkehr, kein Netz. Fern am Horizont erscheint ein Fahrzeug, das sich als Road Train entpuppt und uns erst nach geschlagenen drei Minuten passiert.

Ausruhen nicht vergessen

Am Straßenrand sind deutliche Worte zu lesen: "Rest or R.I.P." (Ruhe dich aus oder ruhe in Frieden). Kaffee erhalten Fahrende an Raststätten kostenlos. Wir kaufen in der Metzgerei zwei Paar Lammbratwürste. "Geht es nach Brisbane oder ins Landesinnere?", fragt die Hausherrin. "Letzteres." "Dann bekommen sie die Würste geschenkt." Weiter geht es nach Kingaroy, ehemals Zentrum der Erdnussverarbeitung. Windräder erscheinen am Horizont, und Solaranlagen, beides begleitet mit Protestschildern.

Nun heißt es: Auto zurückgeben. 3500 Kilometer liegen hinter uns. Was bleibt, sind Eindrücke, die bewegen.

 
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Kommentare
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  • Martin Deeg
    Drei Wochen sind etwas kurz für einen solchen Australien-Trip....?

    Dennoch danke für den kleinen Reisebericht, weckte nostalgische Erinnerungen an meine Reise von Darwin bis Adelaide vor 23 Jahren inklusive Silvester in Sydney...wie die Zeit vergeht.

    Die Erinnerungen bleiben! Schönes neues Jahr 2025!
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  • Traudel Goodrick
    Kann hier jetzt jeder sein Reisebericht abgeben ….?!!
    Ist kein großes Ding ,
    Flug & Wohnmobil buchen mit GPS , WhatsApp , Golden Card usw. ,ist das nicht wirklich ein Abenteuer !!

    Ich hätte auch ein ReiseBericht
    2800km durch Unterfranken
    mit dem Ebike 😅
    GPS ,Akku geladen ,
    Brotzeit &Wasser
    und los geht’s ☺️🔆

    Wünsche allen ein gutes
    „neues Jahr“🍀🥂🍾
    Möge es friedlich werden.
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  • Martin Sage
    Liebe Frau Goodrick,
    nein, nicht jede Urlauberin und jeder Urlauber können bei uns einen Reisebericht abgeben. Der Autor Wolfgang Aull ist ein versierter freier Journalist, der viel für uns bei der Main-Post Haßberge arbeitet, Sie haben sicherlich schon einige Beiträge von ihm gelesen. Weil wir Herrn Aulls journalistische Arbeit sehr schätzen, haben wir ihn mit dem Reisebericht beauftragt.
    Aber:
    Wenn auch Sie eine besondere Reise unternommen oder dies geplant haben, können Sie unsere Redaktion gerne kontaktieren. Dann lässt sich immer besprechen, ob und in welcher Form wir uns einen Bericht vorstellen können.
    Auch Ihnen ein gutes, gesundes und friedvolles Jahr 2025,
    mit freundlichen Grüßen aus der Redaktion, Martin Sage
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  • Michael Riedner
    Für mich als Wohnmobilfahrer ist es eine Beleidigung, sowas als Wohnmobil zu bezeichnen.
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  • Sten Brodkorb
    In Fachkreisen redet man wohl eher von einem Camper-Van als von einem Wohnmobil.
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