Wieder einmal hatte der Flugsport-Club Ebern bei seinem Flugplatzfest in Sendelbach mit Wind und Wetter zu kämpfen. Am Samstagnachmittag kündigte der Wetterbericht sogar Hagel an. Was am Vormittag bei schönstem Sommerwetter und großem Publikumsandrang begonnen hatte, erforderte am Nachmittag eine Umorganisation: Der Hangar wurde von der Tanzfläche zum Schutzraum für empfindliches Fluggerät. Zum Glück regnete es nur. Der Sonntag hingegen war ein Sonne-Wolken-Mix mit leichtem Wind aus wechselnden Richtungen. Wie geschaffen für eine Neuauflage des beliebten Flugplatzfestes.
Der 1961 in Eyrichshof gegründete Verein hat heute an die 75 Mitglieder, davon sind etwa 30 Modellflieger. Geflogen werden Ultraleichtflugzeuge, Motorgleitschirm und es gibt einen Drachenflieger. Seit 1967 steht das Fluggelände in Sendelbach zur Verfügung, der Hangar hat inzwischen ein neues Dach bekommen und auch die anderen Räumlichkeiten werden renoviert. Ein finanzieller Kraftakt für den Verein.
Am ersten Juliwochenende waren Flugbegeisterte wieder zum Flugplatzfest eingeladen. Stark nachgefragt waren Rundflüge mit dem Hubschrauber. Die kleine Maschine mit einem Neuwert von einer halben Million Euro kann neben dem Piloten noch drei Passagiere befördern. 15 Minuten in der Luft reichen für einen Ausflug über Bamberg. Das Vergnügen ist nicht ganz billig, aber "jeden Cent wert", wie ein begeisterter Passagier berichtet.
Ausflüge in die Luft auch mit der Aeroprakt A32
Neben anderen Ultraleichtflugzeugen stand auch die vereinseigene Maschine für einen kurzen Ausflug in die Lüfte bereit. Die in Kiew gebaute Aeroprakt A32 hat das Kennzeichen D-MEBN, wobei das D für Deutschland steht. M steht für "Ultraleichtflugzeug" und über die EBN freute sich der Verein besonders, dass diese Kombination noch frei war.
Vier ausgebildete Piloten bedienen das Flugzeug. Einer von ihnen ist der Eberner Musiker Jan Gnyp. "Mindestens 35 Flugstunden, zum Teil auch schon ohne Begleitung, sind bis zur praktischen Prüfung nötig. Die gehören zum Hobby und sind keine lästige Pflicht. Dazu kommen 75 Unterrichtseinheiten bis zur Theorieprüfung und gegebenenfalls noch der Erwerb des Funksprechzeugnisses, das Pflicht ist, wenn man höher als 5000 Fuß fliegen will", verrät der begeisterte Hobbypilot.
Mit zwei "Stampes" das Fluggefühl der 1930-er Jahre erleben
Wer das Fluggefühl der 30er Jahre nachempfinden möchte, kann dies in Sendelbach tun. Zwei Doppeldecker stehen zur Verfügung. Es handelt sich um originalgetreue Nachbauten von Schulflugzeugen, die nach dem Ersten Weltkrieg von den Pionieren Jean Stampe und Maurice Vertongen entwickelt wurden. Das Aussehen der Flugzeuge ist identisch mit den historischen Vorbildern, die technischen Komponenten sind selbstverständlich auf dem neuesten Stand.
Eine der beiden "Stampes" wurde am Samstag feierlich auf den Namen "Elvira" getauft. Die Taufpatin, Elvira Mattern-Kienitz, kommt auch im hohen Alter noch gerne aus Argentinien zu den Flugfesten nach Sendelbach. Sie ist "Stellvertretende Ehrenkommodorin" des Traditionsvereins Jagdgeschwader 52 (Anm. d. Red.: das Jagdgeschwader war ein Verband der Luftwaffe, der im 2. Weltkrieg vor allem an der Ostfront eingesetzt wurde), zu dem die Eberner Flieger schon länger Kontakt halten. Natürlich ließ sie es sich nicht nehmen, sich vom Vereinsvorsitzenden Roland Ganzmann in einem Doppeldecker in die Lüfte entführen zu lassen.
Schade nur, dass sie nicht in der "Elvira" mitfliegen konnte. "Die ist leider noch nicht für zwei Personen zugelassen!" Sehr zum Bedauern der flugbegeisterten Dame. Bleibt abzuwarten, welche Feinheiten sich der Wettergott für das nächste Jahr einfallen lässt. "In die Luft gehen" wird man auf jeden Fall. Ob aus Wut oder im Flugzeug – das wird sich zeigen.