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Friesenhausen
Mit dem Fendt mitten im Spiel über den Fußballplatz in Friesenhausen: "Wir mussten alle kollektiv loslachen"
Weil die Straße blockiert ist, fährt ein Bauer während des Spiels der Frauenmannschaft einfach über den Platz. Wie Trainer Alexander Waldmann den surrealen Vorfall erlebte.
Die Spuren sind noch deutlich zu erkennen: Ein Landwirt ist mit seinem Fendt GT während eines Fußballspiels der Frauen des SV Friesenhausen direkt über den Platz gefahren.
Foto: Felix Mock | Die Spuren sind noch deutlich zu erkennen: Ein Landwirt ist mit seinem Fendt GT während eines Fußballspiels der Frauen des SV Friesenhausen direkt über den Platz gefahren.
Felix Mock
Felix Mock
 |  aktualisiert: 21.03.2025 02:38 Uhr

Der Fendt Geräteträger ist vor allem eines: praktisch. Verkaufsargument Nummer eins des von 1953 bis 2004 produzierten Traktors war die Möglichkeit, ihn binnen fünf Minuten umrüsten zu können. Ob Pritsche oder Saatgerät, dank geschickter Bauart war das Umbauen - allein und ohne Hilfe - schnell gemacht. Ohne Umwege sozusagen. Da verwundert es nicht, dass ein Fahrer solch eines Geräteträgers ähnlich praktisch tickt wie sein Traktor. Und auch keine Umwege nimmt.

Wie am vergangenen Samstagnachmittag ein Landwirt aus Friesenhausen im nördlichen Landkreis Haßberge, der nach Hause wollte von der Feldarbeit. Der Mann, dessen Name dieser Redaktion bekannt ist, stand vor einem Problem: Kurz vor dem Sportgelände des SV Friesenhausen kam er nicht weiter. Weil derzeit die Hauptstraße in Friesenhausen in großem Stil saniert wird und die Straßenbauer ihren Schotter auf dem Wanderparkplatz nahe dem Sportplatz zwischengelagert hatten.

Und weil die Gäste einer Geburtstagsfeier im Sportheim mit vielen Autos angereist waren. Obendrein fand da ja auch noch eine Partie der Frauenfußball-Kreisliga statt: das Spiel zwischen dem SV Friesenhausen und der SG Hendungen/Nordheim/Ober- und Mittelstreu.

Spiel Neun zu Neun auf dem Asche-Nebenplatz

Die von Alexander Waldmann trainierten SVF-Frauen waren gegen ihre Kontrahentinnen aus der Rhön jedoch nicht auf dem Hauptplatz angetreten, so wie tags darauf ihre männlichen Vereinskollegen gegen den FC Augsfeld. Nein, die im Neun-gegen-Neun-Modus geführte Partie fand auf dem Nebenplatz nördlich des Sportgeländes statt.

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Schwarze Asche also statt grüner Rasen. Und genau auf die andere Seite dieses Nebenplatzes musste der Friesenhausener Landwirt. Auf üblichem Weg aus genannten Gründen am Samstagnachmittag gerade nicht möglich. 

Nun wäre aber ein Geräteträger-Fahrer wohl kein Geräteträger-Fahrer, würde er es bei mehrmaligem Hupen und Rufen belassen. Das Hupkonzert hätten sie freilich mitbekommen, bestätigt Trainer Alexander Waldmann. Nur seien er und seine Spielerinnen halt viel zu sehr beschäftigt gewesen, als dass sie mitten in der Begegnung hätten reagieren können, meint der 47-Jährige.

Von rechts kam der Landwirt, nach links wollte er: Weil an dieser Stelle am Samstagnachmittag zu viele Autos geparkt waren, ging's mit dem Traktor diagonal über den Nebenplatz des SV Friesenhausen in der Bildmitte. 
Foto: Felix Mock | Von rechts kam der Landwirt, nach links wollte er: Weil an dieser Stelle am Samstagnachmittag zu viele Autos geparkt waren, ging's mit dem Traktor diagonal über den Nebenplatz des SV Friesenhausen in der Bildmitte. 

Weil aber ein Geräteträger-Fahrer eben praktisch veranlagt ist und üblicherweise ja nicht auf fremde Hilfe angewiesen, zuckelte der Landwirt mit seinem Schlepper so bedächtig wie unbeirrt von rechts nach links. Von der Eckfahne mitten aufs Feld und ohne Umwege direkt darüber. Platz da. Freie Fahrt und direkter Weg zum Hof.  

Coach des SV Friesenhausen: "War eine Riesengaudi"

"Im ersten Moment waren wir alle einfach nur perplex", erinnert sich Waldmann an die Szene, als plötzlich ein Traktor zwischen seinen Spielerinnen stand. "Nach ein paar Sekunden mussten wir alle kollektiv loslachen: die Zuschauer, die Spielerinnen, ich. Das war eine Riesengaudi", sagt der Trainer. Zudem habe auch der Schiedsrichter sehr gut reagiert und die Partie gleich unterbrochen. 

"Der Bauer ist ja direkt am Schiedsrichter vorbeigefahren und hat ihm noch zugerufen, dass wir ja selbst Schuld seien, wenn wir alles zuparken würden", berichtet Waldmann zwei Tage danach. Und muss beim Erzählen schon wieder lachen: "Und dabei ist er im Schneckentempo weitergefahren." Immerhin, nach 30 Sekunden "war der Zauber auch schon wieder vorbei".

Sorge um die Friesenhausener Fußballerinnen, die er schon im achten Jahr trainiert? "Da hatte niemand Angst, es war eher ein Riesenspaß", meint der 47-Jährige. "So etwas hat ja noch niemand erlebt. Wenn du auf dem Platz stehst, und dann so ein alter Bulldog an dir vorbeifährt, da fürchtest du dich nicht, da lachst du dich einfach nur kaputt. Das war ja komplett surreal."

SV Friesenhausen will keine rechtlichen Schritte einleiten

Und genau aus diesem Grund wolle man seitens des Vereins auch keine rechtlichen Schritte einleiten, sagt der Trainer: "Da machen wir keinen Aufriss. Es ist niemandem etwas passiert, der Platz hat keinen Schaden genommen." Nur sei eben aufgrund des Videos, das ein Zuschauer von der Seitenlinie aus aufgenommen und am Sonntagfrüh online gestellt hatte, eine so große Nummer draus geworden. Etliche Radiosender und überregionale Blätter hätten sich bei ihm inzwischen gemeldet, um sich die ungewöhnliche Begegnung mit dem Landwirt auch schildern zu lassen. 

Zwei Kästen Bier vom Landwirt als Wege-Maut?

Bleibt nur noch die Frage nach der Entschädigung. Leonhard Mahr, Abteilungsleiter Fußball beim SV Friesenhausen, hatte nach der Aktion scherzhaft vorgeschlagen, dass der Landwirt ja ein, zwei Kästen Bier springen lassen könnte. Mautkosten, sozusagen. Diesbezüglich sei aber noch nichts passiert, sagt Waldmann lachend: "Aber es ist ja erst Montag. Vielleicht handelt der Leo das ja noch aus."

Es würde nicht verwundern, würde der Geräteträger-Fahrer die Kisten direkt auf seiner Pritsche zum Sportplatz fahren. Ganz ohne Umwege.

 
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Kommentare
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  • Edith Kram
    Schön, dass es alle mit Humor nehmen. Ich auch. Lustig, originell und in der Sache sogar richtig.

    Wenn ich allerdings die Fotos sehe, frage ich mich, warum die Damen nicht auf dem Weg gespielt hben und man die Autos auf dem "Spielfeld" geparkt hat.
    In der gestrigen Ausgabe stand etwas von "Hartplatz". Ist da drunter Beton oder der Boden einfach nur noch gefroren?

    Früher gab's meist auch keine grünen Rasen um diese Zeit, aber auf diesem Schlammfeld?

    Vielleicht sollte der Fend-Geräteräger beim nächsten Mal vorher auf Säämaschine umrüsten. Geht ja einfach und schnell.
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  • Bruno Hattel
    Erst der Doppelmord 2006, dann sowas, in diesem Dorf scheint etwas nicht zu stimmen.

    Markus Hattel
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  • Michael Greger
    Dorfkindermomente!
    Ironie aus!
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