Die Einwohner von Dankenfeld sind hart im Nehmen. Denn die Ortsdurchfahrt im Oberauracher Gemeindeteil gleicht einem holprigen Flickenteppich. Schlaglöcher und Risse im Asphalt malträtieren die fahrbaren Untersätze und die Bandscheiben der gut 500 Einwohner in dem beschaulichen Dörfchen im Steigerwald. Für Zweiradfahrer besteht deutlich erhöhte Sturzgefahr auf der unebenen Fahrbahn. Doch damit soll bald Schluss sein: In Zusammenarbeit mit der Gemeinde saniert das Staatliche Bauamt Schweinfurt in den nächsten Monaten die Von-Ostheim-Straße von einem Ortsschild bis zum anderen. Es ist das größte Vorhaben, das das Amt in diesem Jahr im Landkreis Haßberge angeht, sagt Baudirektor Manfred Rott.
Welche Bereiche von Dankenfeld sind betroffen?
Die Von-Ostheim-Straße, so heißt die Staatstraße 2274 innerhalb der Ortsgrenzen von Dankenfeld, ist etwa einen Kilometer lang. Sie wird in zwei Bauabschnitten saniert. Der erste Abschnitt ist etwa 600 Meter lang und führt von der Kreuzung mit der Oberst-Klarmann-Straße bis zum Ortsende in Richtung Kirchaich in nordöstlicher Richtung. Der etwa 400 Meter lange zweite Abschnitt führt in entgegengesetzter Richtung von der Kreuzung aus in südwestlicher Richtung bis zum Ortsausgang in Richtung Schindelsee.
Welche Vorarbeiten wurden schon geleistet?
Im vergangenen Jahr wurden in der Straße der Abwasserkanal und 70 Hausanschlüsse saniert. Auch die Wasserleitung wurde zum Teil erneuert. Außerdem verlegte die Überlandzentrale Lülsfeld eine Glasfaserleitung entlang der Straße, sodass für die Anwohner mit FTTH (Fiber to the Home) die bestmögliche Anbindung ans Internet buchen können.
Was passiert in den kommenden Monaten?
Wie Manfred Rott erklärt, wird die Straße komplett neu aufgebaut. Dazu muss zunächst das vorhandene Material in der Regel bis auf eine Tiefe von 50 bis 60 Zentimetern abgetragen werden. "Wir rechnen aber mit schlechten Untergründen, mit aufgefüllten und schlecht verdichteten Bereichen", sagt Rott. Dort müsse bis zu 110 Zentimeter tief ausgegraben und verdichtet werden. Der neue Aufbau besteht laut Plan aus einer 42 Zentimeter dicken Frostschutzschicht aus Schotter, aus einer darüberliegenden 14 Zentimeter dicken Tragschicht aus Asphalt und der abschließenden vier Zentimeter dicken Asphaltdeckschicht.
Die Gehwege und kleinere Nebenflächen werden ebenfalls neu erstellt. Auch für diese Arbeiten zeichnet das Straßenbauamt verantwortlich. Die Gehsteige werden gepflastert. Und weil die Bebauung und einige Hauseingangstreppen derzeit nahe an die Fahrbahn heranreichen, wird die Straße an einigen Stellen zugunsten des Gehsteigs eingeengt. Somit soll sich die Sicherheit der Fußgänger erhöhen.
Wann genau beginnen die Bauarbeiten?
Die Firma Gebr. Stolz aus Untererthal (Lkr. Bad Kissingen) wird die Arbeiten am ersten Bauabschnitt nach aktuellem Stand am Montag, 19. Juli, beginnen. Sobald dieser Abschnitt erledigt ist, soll es mit dem zweiten weitergehen.
Was erwartet die Anwohner?
Während der ersten Bauphase ist der betroffene Abschnitt voll für den Durchgangsverkehr gesperrt, genauso wie der zweite Bauabschnitt in der zweiten Phase. Das wird freilich auch für die Anwohner zu Beeinträchtigungen führen. "Die müssen im Einzelnen schauen, wie sie zu ihren Häusern oder auf ihre Höfe gelangen", sagt Manfred Rott. Es werde schon vorkommen, dass ein Dankenfelder mal für ein paar Tage nicht auf der Straße parken oder seine Garage werde nutzen können. Die Baufirma würde den Betroffenen in solchen Fällen aber rechtzeitig Bescheid geben, versichert der Abteilungsleiter des Bauamts.
Worauf müssen sich die Verkehrsteilnehmer einstellen?
Eine Umleitung für den überörtlichen Verkehr wird eingerichtet, wie das Bauamt mitteilt. Während der ersten Bauphase soll der Verkehr von Schindelsee kommend über die Kreisstraße HAS 26 nach Hummelmarter fließen und über Trossenfurt weiter die Staatstraße 2276 entlang bis nach Kirchaich sowie in entgegengesetzter Richtung. In Hummelmarter ist die Durchfahrt teilweise so eng, dass der Verkehr nur abwechselnd fließen kann und mit einer Ampel geregelt werden muss.
"Durch Baumaßnahmen wird es ein erhöhtes Verkehrsaufkommen auf der Umleitungsstrecke aufkommen", sagt Manfred Rott, der aber auch weiß, dass sich Ortskundige ihre eigenen Wege abseits der offiziellen Umleitungsstrecke suchen werden. Die Umleitungsstrecke für die zweite Bauphase wird das Bauamt rechtzeitig bekannt geben.
Wer bezahlt die Baumaßnahme?
Das Bauamt - und somit der Freistaat Bayern - steuert 1,7 Millionen Euro bei und kommt damit für die Arbeiten an der Fahrbahn auf. Die Gemeinde Oberaurach muss 1,3 Millionen Euro aufbringen und zahlt laut Rott "sämtliche Arbeiten ab Bordsteinkante", also die Gehwege sowie die Nebenflächen. Weil die Sanierung der Ortsdurchfahrt Teil des Dorferneuerungsprojektes ist, erhält die Gemeinde aber auch Fördergelder vom Freistaat.
Wann wird das Projekt abgeschlossen?
Die Arbeiten dauern voraussichtlich bis Ende des Jahres, schrieb das Bauamt zwar Anfang der Woche in einer Pressemitteilung. Doch so weit will sich Manfred Rott im Gespräch mit der Redaktion nicht aus dem Fenster lehnen. Seine Prognose fällt deutlich zurückhaltender aus. Und der erfahrene Baudirektor begründet dies mit mehreren Unsicherheitsfaktoren.
Zum einen rechnet er mit Lieferengpässen beim Baumaterial. Drainageleitungen, Straßeneinläufe oder Bordsteine werden meist in China gefertigt, aufgrund des enormen Wirtschaftsaufschwungs nach überstandener Corona-Krise aber derzeit kaum von dort exportiert. Lieferengpässe in Richtung Europa sind die Folge. Der durch ein havariertes Containerschiff ausgelöste Stau am Suezkanal vor einigen Wochen habe zudem dazu geführt, dass bei verschiedenen Zulieferfirmen die Lager leergekauft wurden. Auch Bitumen als Grundstoff für den Asphalt sei in den vergangenen Monaten teurer geworden und nicht immer verfügbar.
Zum anderen wäre da das Wetter als Unsicherheitsfaktor. Schließlich könne heute noch niemand sagen, wie lange die Arbeiten in den Wintermonaten ruhen müssen. Deshalb könne erst dann, wenn der erste Abschnitt beendet ist, entschieden werden, ob der zweite noch vor der Winterpause angegangen werden kann. "Ich gehe davon aus, dass wir den zweiten Bauabschnitt erst im nächsten Frühjahr beenden werden", sagt Rott. Für ihn ist wichtig, dass die Anwohner zur ihren Häusern kommen, wenn die Baustelle in der kalten Jahreszeit ruht. Auch die Durchfahrt soll dann möglich sein.
