Wer aus einem von Krieg und Terror zerrütteten Land nach Deutschland flüchtet und dabei seine Familie zurücklassen musste, für den ist wohl nichts natürlicher, als diese nachholen zu wollen. Ein gemeinsames Leben in Sicherheit, Friede und Freiheit ist das Ziel vieler. So ergeht es auch "Mohammad", der nun seit über vier Jahren versucht, seine Frau und seine Tochter per Familiennachzug in die Bundesrepublik zu holen. Er verzweifelt dabei an den deutschen Behörden und zieht in Erwägung, in ein anderes Land auszuwandern, um es von dort zu versuchen. Deutschlands Bürokratie mangelt es hier an Menschlichkeit.
Es geht um das Schicksal von Menschen
Wer einen Antrag auf Familiennachzug stellt, der begibt sich auf einen langen und beschwerlichen Marathon durch die deutsche Bürokratie: Die Ziellinie in weiter Ferne, unklar, ob sie zu erreichen ist. Bereits die Startvoraussetzungen sind mit vielen einzureichenden Dokumenten hochgesteckt. Und wer sie nur teilweise erfüllt, startet den Marathon ohne Schuhe. Der Weg wird von Beginn an beschwerlicher und das Ziel rückt in weite Ferne.
Der Gesetzgeber bestimmt dabei als Rennleitung den Streckenverlauf und legt die Strapazen fest, die der Antragssteller auf sich nehmen muss. Ein Stadtmarathon unterscheidet sich schließlich von einem in den Bergen. Man könnte erwarten, dass ein Antrag auf Familiennachzug weniger Aufwand mit sich bringt. Schließlich geht es nicht um die Genehmigung eines neuen Windrads, sondern um das Schicksal von Menschen.
Gerade im Fall von Mohammad bleibt man angesichts der behördlichen Vorgänge sprachlos zurück. Ein mustergültig integrierter Mann mit abgeschlossener Berufsausbildung, der als dringend benötigte Fachkraft arbeitet, deutscher Staatsbürger geworden und obendrein zum Christentum konvertiert ist. Jemandem, der all das erfüllt, durch endlos lange und komplizierte bürokratische Abläufe die Hoffnung auf das familiäre Glück zu nehmen, darf nicht passieren. Die Bürokratie ist hier nicht nur ineffizient, sondern schlicht inhuman. Es täte ihr gut daran, wieder mehr für als gegen den Menschen zu arbeiten.