Es gibt Siedlungsforscher, die behaupten: Die Stadt ist das neue Land. Will heißen: Spätestens wenn es Alternativen zum Kraft- und Individualverkehr gibt, der viele Städte heute schier zu ersticken droht, werden sie zu ökologischen Oasen für eine betuchte Einwohnerschaft. Alles sauber, alles grün. Dann lebt man in der Metropole gesünder als in der schönen Natur. Den nicht so Privilegierten bleibt dann die schöne Natur.
Sprich das Land. Davon gibt es im Landkreis Haßberge genug. So viel jedenfalls, dass mancher Haßbergler glaubt, Natur im Überfluss um sich herum zu haben. Das führt bisweilen zu einem sorglosen Umgang mit Flächen. Man braucht sich bloß die Verbauung des Maintals in den letzten 20 Jahren ansehen um zu erkennen, dass es vielerorts nur wenig Wertschätzung für die Natur- und Kulturlandschaft gibt.
In den Haßbergen und im Steigerwald scheint mancher Bürger und Lokalpolitiker erst recht zu glauben, dass die Wiesen, Felder und Wälder um ihn herum grenzenlos sind. Was macht es da schon, wenn man hier oder dort ein Stückchen aus dem Landschaftsschutzgebiet herausschneidet, um Gewerbe- oder Siedlungsflächen auszudehnen. Ist ja noch genug Natur da.
Ein guter und konsequenter Weg
Der Landkreis will jetzt einen Weg gehen, der ein guter ist, wenn er konsequent eingehalten wird: Wenn immer eine Kommune die Herausnahme einer Fläche aus dem Landschaftsschutzgebiet verlangt, muss sie Ausgleichsflächen anbieten, die von ihrer Größe und Qualität her auch ein echter Ausgleich sind.
Denn natürlich gibt es im Einzelfall Gründe, den Schutzstatus aufzuheben, nicht nur, weil die Grenzen doch teilweise recht willkürlich gezogen sind, sondern weil Gemeinden die Möglichkeit haben müssen, sich weiterzuentwickeln Aber das darf nicht mehr nach dem Motto geschehen: Noch eine Wiese weg, noch ein Waldstück weniger: Ist uns doch egal. Denn der Flächenverbrauch tut gerade dort weh, wo man mit der schönen Fläche wirbt – wie im Haßbergkreis. Da sollen sich die Kommunen schon gründlich überlegen, wie sie die Eingriffe in die geschützte Landschaft kompensieren. Das fördert die Achtung vor dem hohen Gut Landschaft.