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Ebern
Ein Promi zum Anfassen: Wie ein Eberner den Sänger Rob Halford von Judas Priest für sein Konzert in Bamberg fit machte
Physiotherapie vor dem Auftritt: Vincent Schorn hat in der Vergangenheit schon Profisportler fit gemacht. Nun hatte er Gelegenheit, einen Musik-Star zu behandeln.
Physiotherapeut Vincent Schorn (rechts) behandelte Metal-Sänger Rob Halford von Judas Priest vor dessen Konzert in Bamberg.
Foto: Vincent Schorn | Physiotherapeut Vincent Schorn (rechts) behandelte Metal-Sänger Rob Halford von Judas Priest vor dessen Konzert in Bamberg.
Peter Schmieder
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:13 Uhr

Es ist für einen Physiotherapeuten nicht alltäglich, dass er die Anfrage erhält, ob er einen Prominenten behandeln möchte. Doch für Vincent Schorn aus Ebern war genau das vor wenigen Wochen der Fall. Denn am Dienstag, 2. August, spielte die berühmte britische Heavy-Metal-Band "Judas Priest" ein Konzert in der Brose Arena in Bamberg. Sänger Rob Halford wünschte sich vor der Show eine Massage und so erhielt Vincent Schorn am Montag, einen Tag vor dem Konzert, einen Anruf vom Veranstalter. Von dem besonderen Erlebnis und seiner Zusammenarbeit mit dem "Metal God" erzählt der 25-Jährige im Gespräch mit der Redaktion.

Auf Wunsch des Vaters: Nicht ohne Berufsausbildung

Auf den Physiotherapeuten aufmerksam geworden sind die Verantwortlichen in Bamberg wohl durch seine Vorgeschichte. Denn bevor Vincent Schorn seine Physio-Praxis im Fitness-Studio seines Vaters in Ebern eröffnete, war er als Therapeut der Bamberger Brose Baskets dafür zuständig, die Sportler fit für ihre Spiele zu machen. Dass er somit im Profisport den sprichwörtlichen "Fuß in der Tür" hat, brachte ihn nun auch mit der Musikwelt in Kontakt.

"Das Fitness-Studio hat mein Vater aufgebaut", erzählt Schorn. "Ich wollte da schon immer mitarbeiten." Doch der Vater habe das zunächst abgelehnt: Der Sohn solle erst einmal eine Ausbildung machen und an anderer Stelle berufliche Erfahrung sammeln. So machte Vincent Schorn die Ausbildung zu Physiotherapeuten und begann, in diesem Beruf zu arbeiten. 2018 ergab sich dann die Gelegenheit, als Therapeut der Profisportler ins Team der Bamberger Basketballer zu kommen – mit gerade einmal 21 Jahren.

Zwei Jahre bei den Brose Baskets

So arbeitete er in der Saison 2018/2019 sowie 2019/2020 in Vollzeit für den Bundesliga-Verein. Aus dieser Zeit habe er viel "Erinnerungen, die dir keiner nimmt", erzählt Schorn. "Klar, ich habe nicht selber gespielt, aber ich habe dazu beigetragen, die Spieler in Form zu bringen."

"Im Sportbereich habe ich gelernt, ganzheitlich zu denken."
Vincent Schorn, Physiotherapeut

Dennoch reifte während der folgenden Saison der Beschluss, den Profisportbereich zu verlassen. Denn so viel Spaß ihm die Arbeit auch machte: Es wurde ihm zu viel, ständig mit den Sportlern zu ihren Auswärtsspielen zu reisen, ständig in anderen Hotels in anderen Ländern zu sein und ständig abrufbereit sein zu müssen.

Enges Vertrauensverhältnis: Vincent Schorn behandelt unter anderem Sportler wie den Basketball-Star Elias Harris.
Foto: Heiko Pfister | Enges Vertrauensverhältnis: Vincent Schorn behandelt unter anderem Sportler wie den Basketball-Star Elias Harris.

So beschloss er: "Die zweite Saison mache ich noch fertig, dann kündige ich. Und dann hat auch mein Vater gesagt: Ok, jetzt kannst du hier anfangen." So richtete er seine Physio-Praxis im Fitness-Studio ein, in dem er Selbstzahler und Privatpatienten behandelt.

Ein "Fuß in der Tür" der der Profisportler

Zum Profisport zurückzukehren, kann er sich heute nicht mehr vorstellen. Zum einen wolle er den Familienbetrieb und den Kundenstamm, den er sich aufgebaut hat, nicht im Stich lassen, zum anderen wolle er nun, da er eine eigene Freundin hat, die zwei Kinder mit in die Beziehung gebracht hatte, nicht mehr so viel Zeit auf Reisen verbringen. Dennoch: Den "Fuß in der Tür" der Profisportler wolle er nicht ganz aufgeben, und so übernimmt er als Freiberufler noch immer den einen oder anderen Auftrag, pflegt seine Kontakte und versucht, im Gespräch zu bleiben. So hat er in den letzten Jahren unter anderem Basketballer, Fußballer oder Tennisspieler behandelt.

Kontakte in die Sportwelt bringen auch Kontakte zur Musikwelt

Und dadurch kam es schließlich auch zur Anfrage, ob er Musikstar Rob Halford vor dessen Konzert in der Brose Arena behandeln könnte. Der Anruf Anfang August kam vom Veranstaltungsservice Bamberg, dem Veranstalter der Konzerte in der Brose Arena. Dort hieß es erst einmal, dass die Band am folgenden Tag um 18 Uhr, als kurz vor dem Konzert, seine Dienste brauchen würde – das Management der Musiker werde sich aber noch einmal mit genaueren Infos melden. Vincent Schorn sagte zu und wartet auf diesen weiteren Anruf, doch der kam nicht mehr.

"Die haben ihn alle behandelt wie einen Gott."
Vincent Schorn über Rob Halford

"Da hat es wohl eine Fehlkommunikation gegen", meint Schorn. Offenbar hatte das Band-Management angenommen, dass schon alles geklärt sei, also fuhr Schorn am Dienstag nach Bamberg, ohne wirklich zu wissen, was auf ihn zukommen würde. "Ich wusste gar nicht, ob ich nur ihn behandeln soll oder die ganze Band", sagt Schorn.

Vom "Metal God" erwartet

Als er dort ankam, wartete Rob Halford bereits auf ihn. Der sei schon eine besondere Persönlichkeit gewesen, berichtet der Physiotherapeut. "Die haben ihn alle behandelt wie einen Gott", sagt Schorn. Da habe Halfords mittlerweile sogar markenrechtlich geschützter Beiname "Metal God" durchaus seine Berechtigung.

Eine Wand voller Bilder und eine Goldmedaille vom Deutschen Pokalsieg der Brose Baskets 2019: In seinem Behandlungszimmer bewahrt Physiotherapeut Vincent Schorn viele Erinnerungen auf.
Foto: Peter Schmieder | Eine Wand voller Bilder und eine Goldmedaille vom Deutschen Pokalsieg der Brose Baskets 2019: In seinem Behandlungszimmer bewahrt Physiotherapeut Vincent Schorn viele Erinnerungen auf.

Etwa eineinviertel Stunden habe die Behandlung gedauert. Wie Schorn berichtet, sei der Musiker davon begeistert gewesen. "Das soll kein Eigenlob sein", betont er. Vielmehr sei der Musiker von Schorns Herangehensweise überrascht gewesen: Der aus England stammende Sänger lebt mittlerweile in den USA, wo es den Beruf des Physiotherapeuten wie in Deutschland nicht in dieser Form gibt. So habe Halford einen normalen Masseur erwartet.

Ein Abend auf der Bühne als Hochleistungssport

Bei der Behandlung des Musikers hätten Vincent Schorn auch seine Erfahrungen mit den Sportlern geholfen, berichtet der Physiotherapeut. Denn was Halford auf der Bühne leiste, sei ja praktisch auch Hochleistungssport. "Im Sportbereich habe ich gelernt, ganzheitlich zu denken", sagt Schorn. So beschreibt er die Unterschiede zwischen seinen normalen Patientinnen und Patienten und den Sportlern.

Demnach gehe es bei der Normalbevölkerung oft um Rückenschmerzen und andere Probleme, die durch mangelnde Bewegung und langes Sitzen am Schreibtisch entstehen. "Welcher Normalo macht schon täglich Stretching?", meint er. Im Gegensatz dazu gehe es bei den Sportlern eher um Probleme, die durch Überbelastung entstanden sind, sowie konkrete Wehwehchen, zu denen es beim Sport gekommen ist.

Beachtliche Leistung mit 71 Jahren

Einen Musiker wie Halford stehe er da irgendwo dazwischen. Denn einerseits wisse der im Gegensatz zu einem Sportler nicht so gut über seinen Körper und die nötigen Fitness-Übungen Bescheid wie ein Sport-Profi, andererseits bringe er aber auf der Bühne eine beachtliche sportliche Leistung – und das im Fall des Judas-Priest-Sängers im stattlichen Alter von mittlerweile 71 Jahren.

Gitarrist Richie Faulkner (links) und Sänger Robert Halford stehen zusammen während eines Auftritts der britischen Band 'Judas Priest' beim Wacken Open Air 2022 auf der Bühne. 
Foto: Frank Molter, dpa | Gitarrist Richie Faulkner (links) und Sänger Robert Halford stehen zusammen während eines Auftritts der britischen Band "Judas Priest" beim Wacken Open Air 2022 auf der Bühne. 

Im Anschluss an die Behandlung habe sich Rob Halford gleich bereiterklärt, mit dem Physiotherapeuten ein Foto zu machen – und auch selbst ein Bild gemacht, da er auch eines für sich haben wollte. Außerdem habe sich der Musiker die Nummer des Therapeuten gespeichert und ihm einen Backstage-Pass in die Hand gedrückt. "Ich hoffe, da kommt nochmal was zustande", sagt Schorn, der auch einige Sportler als treue Kunden behalten hat – zumindest in der außerhalb der Saison, wenn nicht der Therapeut des Vereins für sie zuständig ist.

Besonderes Vertrauensverhältnis mit den Patienten

In diesem Zusammenhang erwähnt er auch das besondere Vertrauensverhältnis, das in seinem Beruf nötig ist. "Du vertraust jemandem deinen Körper an", sagt er. Und er betont, solche besonderen Erlebnisse wie die Behandlung eines Promis und die spannende Arbeit mit Profisportlern seien es auch, was seine eigene Motivation aufrecht halte. Nicht, dass ihm seine normale Arbeit mit den "normalen" Patientinnen und Patienten keinen Spaß mache. Aber er schätze eben die gelegentliche Abwechslung.

 
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Kommentare
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  • S. K.
    der gute Rob, wenn man da so an die alten Videos, Turbo Lover und so ,denkt, irgendwie macht ihn der Bart leider nochmal 20 Jahre älter...
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  • P. K.
    Ach geh!
    So ein Bart in Verbindung mit dieser Frisur macht doch den Mann erst richtig männlich.
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  • S. K.
    wie der Alm-Öhi! zwinkern
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