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Knetzgau
Nein zu Tiny Houses, Ja zur Natürlichkeit: So könnte das Maininformationszentrum in Knetzgau aussehen
Aus sieben Entwürfen wurde ein Gewinner gewählt. Doch wird das MIZ künftig überhaupt so aussehen? Warum die Umsetzung des Entwurfs noch unklar ist.
Bürgermeister Stefan Paulus taucht unter Anleitung eines Studenten des Studiengangs Geovisualisierung via Virtual-Reality in einen Entwurf des Maininformationszentrums ein. 
Foto: Nicole Schmidt | Bürgermeister Stefan Paulus taucht unter Anleitung eines Studenten des Studiengangs Geovisualisierung via Virtual-Reality in einen Entwurf des Maininformationszentrums ein. 
Nicole Schmidt
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:51 Uhr

Mit den Worten "schwer, schwer, schwer" fasst Prof. Dr. Daniela Wenzel, Dekanin Fakultät Kunststofftechnik und Vermessung der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt, die Entscheidung, welcher Designvorschlag des Maininformationszentrums 359 – kurz MIZ genannt – gewonnen hat, zusammen. Ein Semester haben sich Studierende der Geovisualisierung in sieben Gruppen bei der Gestaltung kreativ ausgetobt. Und nun Visionen der geplanten Projekte in Knetzgau durch Virtual Reality (VR) zum Leben erweckt.

Daraus wurde ein Wettbewerb. "Meine Studierenden erklären mich für wahnsinnig, wenn ich mit solchen Projekten komme", erzählt der betreuende Dozent Stefan Sauer, "aber auf der Straße liegen lassen kann ich sowas auch nicht." Die Jury bestand unter anderem aus Knetzgaus Bürgermeister Stefan Paulus, Architekt Christian Kern und Daniela Wenzel. Sie bewertete die Projekte beispielsweise nach Anwenderfreundlichkeit, User-Interface und Realisierbarkeit bewertete. Das Besondere: Dabei hatte die Jury durch VR-Brillen und den Einsatz von 3D-Effekten und Tönen den Eindruck, sich physisch am Ort des Geschehens zu befinden und konnte virtuell das Gelände begehen.

Design-Vorschlag der Siegergruppe sei architektonisch direkt umsetzbar

Die gezeigten Ideen umfassten Tiny Häuser teilweise auf und unter dem Main, Unterwasserwege oder eine marokkanische-orientalische Strandbar mit passender Deko sowie einem Pool. Dies spiegelte sich auch in den vorgestellten Gebäudedesigns wider, die sich mal natürlicher in die Umgebung einfügen, das Element Wasser mit Blick auf Farbe, Form und Konzept aufgreifen oder künstlerischen Anspruch verfolgen.

Die Aufgabe selbst ist gar nicht so einfach gewesen, oft haben die Studierenden abends und an den Wochenenden an ihren Projekten gearbeitet, berichtet ein Student im Gespräch mit der Redaktion. Er vergleicht den Vorgang mit einem Drehbuch zu einem Film, denn im Vorfeld sei es wichtig, sich gut zu überlegen, was genau das Projektziel ist und wie es umgesetzt werden kann.

Die Sieger von links nach rechts: Jan Vahrenhold, Gernot Nikolaus und Jan-Paul Miene freuen sich über die 1.000 Euro Preisgeld. Damit wollen sie ihre VR-Brillen bezahlen.
Foto: Nicole Schmidt | Die Sieger von links nach rechts: Jan Vahrenhold, Gernot Nikolaus und Jan-Paul Miene freuen sich über die 1.000 Euro Preisgeld. Damit wollen sie ihre VR-Brillen bezahlen.

Für die Gruppen mit den Tiny-Häusern und der Strandbar reichte es letzten Endes nicht zum Sieg. Die Jury überzeugte ein Vorschlag der Studenten Jan-Paul Miene, Jan Vahrenhold und Gernot Nikolaus, die sich über ein Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro freuen dürfen. "Wir haben uns darauf konzentriert, so wenige Eingriffe in die Landschaft wie möglich vorzunehmen und deshalb in die Tiefe zu gehen", informierten sie bei ihrer Präsentation.

Aus diesem Grund lägen Teile des Gebäudes unter der Erde. Zudem sei es ihnen wichtig gewesen, alle Gemeinden, durch die der Main fliest, beispielsweise durch Informationstafeln vor Ort mit einzubinden. So soll die Bedeutung des Mains für die gesamte Region hervorgehoben werden. 

Die Wahl des Siegers fiel einstimmig aus, dabei überzeugte der Entwurf mit seiner Realisierbarkeit. 
Foto: Nicole Schmidt | Die Wahl des Siegers fiel einstimmig aus, dabei überzeugte der Entwurf mit seiner Realisierbarkeit. 

Dies würdigte auch die Jury. Einerseits sei der Vorschlag laut Stefan Sauer "unglaublich realistisch, sowohl was das Visuelle als auch die Realisierbarkeit" anbelangt, andererseits haben sie in dieser kurzen Zeit eine komplette Anwendung mit Blick auf Bedienbarkeit oder Navigation geschaffen und sich mit dem MIZ als Ganzes auseinandergesetzt.

Architekt Christian Kern fügt hinzu, "architektonisch ist der Entwurf sofort umsetzbar", da er relativ wenige Höhenunterschiede aufweist. Die Studierenden seien nah ans Wasser gegangen und hätten sich auf Erdniveau begeben. Lediglich mit Blick auf den Hochwasserschutz müssten Bauingenieure noch einmal ran. 

Realisierung des MIZ in Knetzgau weiterhin unklar

Heißt das nun, dass demnächst mit den Bauarbeiten für das MIZ begonnen und der Sieger-Entwurf realisiert wird? Dem ist nicht so, wie Marco Depner, Kämmerer der Gemeinde Knetzgau, telefonisch auf Anfrage bestätigt. Die Machbarkeitsstudie sei zwar seit 2018 abgeschlossen, man arbeite aber noch an der Finanzierung. Wieso dann eine solche Veranstaltung? 

"Wir versuchen den Freistaat zu überzeugen, dass es das MIZ braucht, denn die Gemeinde selber wird es nicht finanzieren können. Da sind solche Projekte mit der Fachhochschule für die weitere Überzeugungsarbeit wichtig." Man werde also weiterhin an die Politik herantreten, denn die Gemeinde Knetzgau hält das Informationszentrum über den Main für ein wichtiges und innovatives Projekt, gerade weil Themenfelder wie Wasser, Trockenheit und Klimaschutz im Fokus stehen. 

Sollte das MIZ einmal Realität werden, fände Depner es klasse, wenn das Design der Siegergruppe umgesetzt werden könnte. "Das heißt aber nicht, dass irgendein Bauherr damit einverstanden ist", gesteht er, "ich denke, es wird später einen Architektenwettbewerb geben, der zeigt, welche Vision hier baulich verwirklicht werden kann." Das Sieger-Design könnte dabei als Vorlage dienen. 

 
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