Es gibt schöne Sachen, die liegen im Verborgenen. Wenn man an dem Haus von Alois Mühlfelder in Sand vorbeifährt, sieht man eigentlich nur den Gartenzaun. Erst durch einen Tipp aus der Nachbarschaft wurde unser Reporter darauf aufmerksam, dass es hinter dem Zaun ein wahres Meisterwerk zu entdecken gibt. Im Maßstab von ungefähr 1:10 steht dort die Nachbildung des Wohnhauses, gebaut aus Original-Materialien und aufgewertet mit technischen Finessen.
300 Stunden Handarbeit
Über 300 Stunden Handarbeit stecken darin, erzählt Alois Mühlfelder, der das Miniatur-Haus innerhalb eines halben Jahres erstellt hat. Pünktlich zum Wochenende Anfang Juli, an dem sonst das Altmain-Weinfest stattfindet, wurde es fertig. Das wäre an sich schon eine Leistung, aber es kommt noch besser. Der Modellbauer ist kein Jungspund mehr, sondern bereits stolze 87 Jahre auf dieser Welt und fest verwurzelt in Sand. In der Korbmachergemeinde auch geboren, erbte Alois Mühlfelder das Wohnhaus von seinem Vater Konrad Mühlfelder, der es im Jahre 1932 mit Sandsteinen aus dem Sander Steinbruch auf dem Hermannsberg erbaut hatte.
Fenster aus Echtglas, Dachrinne aus Kupfer
Zuerst wollte Alois Mühlfelder nur eine Hütte mit Wasserrad bauen. Dann kam dem vitalen Rentner die Idee, sein eigenes Heim im Kleinformat in den Garten zu stellen. So beschaffte er das Material vom Sander Steinbruch und machte daraus Mini-Sandsteine. Auf einer Holzschalung, die jetzt nicht mehr sichtbar ist, setzte er die Steine mit Beton an. Auch das Dach ist mit Original-Biberschwanzziegeln gedeckt. Aus 50 großen Ziegeln wurden 1200 Kleine, indem Alois Mühlfelder die Dacheindeckungen entsprechend zersägte und spaltete. Da ein Dach auch eine Entwässerung benötigt, bastelte der Senior auch eine Kupferdachrinne mit Fallrohren, die das Wasser ableiten. Die Fenster sind aus Echtglas, verziert mit Sprossen aus Holz. Selbst die Madonna, die in einer mit Glas geschützten Ausbuchtung an der Giebelseite des Wohnhauses steht, fand ihren gleichen Platz im Miniaturbau.
Vor dem überdachten Eingang der als Windfang dient, endet dann das Originalabbild. Hier hat sich Alois Mühlfelder etwas einfallen lassen, das es in Wirklichkeit zwar nicht gibt, das aber eine schöne Kulisse bietet: Ein gepflasterter Weg führt zu einem echten kleinen Gartenteich, in dem sogar Goldfische schwimmen. Ein Wasserrad wird von einer kleinen Pumpe gespeist, so dass sich das Nass ständig im Kreislauf befindet. Auf einem kleinen Holzpodest stehen vier Waldarbeiter, aus Holz geschnitzt, die gerade bei der Arbeit sind. Hier wird gesägt und gespalten, alles angetrieben durch einen Antriebsriemen und Wasserkraft.
Alois Mühlfelder muss immer etwas zu tun haben
"Wenn er was macht, dann aber gescheit", sagt sein Nachbar und Freund Heinrich Schmitt. In seinem Garten hat er einen Schubkarren aus Holz zur Dekoration stehen, den ebenfalls Alois Mühlfelder gebaut hat. "Ich muss halt immer was zu schaffen haben", beschreibt der Ur-Sander sein Leben. Früher als Landwirt und Zimmerer beruflich tätig, hat sich Alois Mühlfelder immer wieder neue Herausforderungen gesucht. Erst kürzlich sind einige kleine Körbe fertig geworden, die er eigenhändig geflochten hat.
Auch die Einfriedungsmauer an der Straße hat er im Alter von damals bereits 80 Jahren selbst gesetzt. An der Scheune im Hof hängt ein Metallbildnis eines Bauern, der mit einem Pferd seinen Acker bewirtschaftet. "Das hat schon ein paar Wochen gedauert", beschreibt Alois Mühlfelder die Biegearbeiten, die dafür notwendig waren. "Wenn er nichts zu tun hat, wird er grantig", sagt Sohn Felix Mühlfelder, der im gleichen Anwesen wohnt. Dann krabbelte der Junior auf Geheiß des Vaters in das letzte Eck der Scheune und holte für ein Foto ein Spinnrad herunter. Auf dieses Stück ist Alois Mühlfelder besonders stolz: "Dafür brauchte ich nur zwei Tage, bis es fertig war".
Einfach beneidenswert, wenn man nicht nur so tolle Ideen hat, sondern sie auch so gekonnt umsetzen kann.
Das Haus ist ein Augenschmaus und das Bildnis auf der Scheune ein wunderbares Kunstwerk!
Ganz große Klasse!