Das Siebenerwesen und der Kreissiebenertag ist eine fränkische Tradition. Am vergangenen Samstag richtete der FC Kleinsteinach den Kreissiebenertag aus, zu dem Kreisobmann Wendelin Jooß etliche Siebener aus dem gesamten Landkreis Haßberge begrüßte. Landrat Rudolf Handwerker vereidigte 28 neue Feldgeschworene. Begonnen hat die Feierlichkeit mit einer Kirchenparade und einem Festgottesdienst, den Johanna Dünninger und Doris Hochrein abhielten.
„Es kommt nicht oft vor, dass ich vor so einer großen Zahl an ehrenamtlich tätigen Frauen und Männern stehe. Deswegen ist der Kreissiebenertag für mich immer ein ganz besonderes Ereignis“, begann Landrat Rudolf Handwerker sein Grußwort. Denn das Amt des Feldgeschworenen ist das älteste der kommunalen Ehrenämter. „Wir können das Ehrenamt gar nicht hoch genug bewerten. Gleich ob als Feldgeschworene, als Freiwillige Feuerwehr, in der Kranken- oder Nachbarschaftshilfe. Die Leistung der ehrenamtlich Tätigen ist unverzichtbar für den Staat und seine Bürger“, erklärte der Landrat. Zudem sei eine Rundumversorgung durch den Staat nicht nur unbezahlbar, sondern sie fördere auch die Anonymität und das Gefühl, für nichts mehr Verantwortung tragen zu müssen. 1003 Männer und fünf Frauen gibt es im Landkreis Haßberge, die als Siebener tätig sind. In Bayern sind es rund 20 000. Doch was macht ein Siebener genau?
Die Abmarkung von Grundstücken wird grundsätzlich von den staatlichen Vermessungsbehörden vollzogen. Durch gemeindliche Satzung kann bestimmt werden, dass die Feldgeschworenen bei der Abmarkung der Grundstücke mitwirken. Werden dabei Grenzzeichen gesetzt, bringen die Feldgeschworenen ihr geheimes Zeichen, das Siebenergeheimnis, ein. Nur die Siebener kennen die geheimen Zeichen rund um die Grenzsteine und können damit feststellen, ob Grenzpunkte unerlaubt versetzt worden sind.
Feldgeschworene dürfen einmal gesetzte Grenzzeichen suchen und aufdecken, wenn ein Grundstückseigentümer dies beantragt. Ferner dürfen Feldgeschworene unter bestimmten Voraussetzungen Abmarkungshandlungen in eigener Zuständigkeit und Verantwortlichkeit vornehmen. Heute werden Grenzen zwar mit Satelliten vermessen, aber dieses Geheimnis wird von den Feldgeschworenen traditionsmäßig bewahrt.
„Im Laufe der Zeit haben sich die Aufgaben der Siebener zwar gewandelt, aber das älteste Ehrenamt ist auch heute noch jung und lebendig. Satelliten und Digitaltechnik können die Arbeit der Feldgeschworenen nicht übertreffen“, sagte der Landrat.
Riedbachs Bürgermeisterin Birgit Bayer schloss sich den Worten des Landrates an und ergänzte: „Die Siebener sind ein wichtiges Bindeglied zwischen Tradition und Moderne. Sie sind nicht bloß Handwerker, sondern Ansprechpartner vor Ort. Das kann nur durch Menschen geschehen, nicht durch Technik.“
Deswegen konnte Landrat Rudolf Handwerker in diesem Jahr 28 neuen Feldgeschworenen den Siebener-Eid abnehmen. Diese verpflichteten sich dadurch zur Verschwiegenheit und Bewahrung des Siebenergeheimnisses auf Lebenszeit.
Außerdem konnten viele Feldgeschworene auf eine lange Amtszeit zurückblicken. 25-jähriges Jubiläum feierten 15 Siebener, 18 feierten ihr 40-jähriges Jubiläum und zwei Siebener wurden vom Landrat für ihr 50-jähriges Jubiläum geehrt.
Edmund Schmitt aus Ostheim und Ludwig Reinwand aus Neubrunn dürfen sich seit 60 Jahren Siebener nennen und feierten so ihr 60-jähriges Jubiläum.
Auf Landrat Rudolf Handwerker wartete am Ende der Festreden selbst noch eine Überraschung: Kreisobmann Wendelin Jooß ernannte den Landrat zum Ehrensiebener. Stolz nahm Handwerker seine Urkunde entgegen und freute sich über die Auszeichnung.
Gerhard Hartmann, Amtsleiter des Vermessungsamtes Schweinfurt, stellte in seiner Rede eine große Neuerung vor: Am 25. April 2013 gründete sich in Würzburg die „Unterfränkische Arbeitsgemeinschaft Feldgeschworener“. „Das ist ein rein beratendes Gremium. So sollen Schwierigkeiten, die in den Vereinen auftreten, besprochen werden.“ Deswegen forderte Hartmann die anwesenden Siebener dazu auf, der Gemeinschaft beizutreten. In einer Abstimmung per Handzeichen plädierte die klare Mehrheit für den Beitritt.
Besonders stolz auf die Tradition des Siebenerwesens zeigte sich die Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär (CSU): „Wir haben im Bundestag über unsere Wochenendtermine gesprochen. Und es gab keinen Kollegen, der die Siebener kannte. Denn in anderen Bundesländern gibt es solche Ehrenarbeit nicht. Das hat mich stolz gemacht.“
Die 28 neuen Siebener
Wilhelm Neeb (Sand), Kurt Gerstenkorn (Rauhenebrach), Johannes Hußlein (Eltmann), Dirk Sauerteig (Ebern), Günther Vetter, Steffen Vetter, Ralf Martin, Siegfried Dürr (alle Rentweinsdorf), Bernhard Müller, Markus Saam, Markus Hömer, Burkard Mantel (alle Hofheim), Jürgen Höchner (Aidhausen), Günter Pfeiffer, Harald Arnold (beide Ermershausen), Dietmar Lenhard (Riedbach), Andreas Radler, Peter Hofmann (beide Knetzgau), Frank Hußlein, Egon Eckart (beide Theres), Peter Alban, Klaus Sterlings (beide Gädheim), Norbert Burkard (Haßfurt), Horst Dürr, Martin Eltschka, Matthias Viernekäs (alle Ebelsbach), Christoph Schneider, Jochen Mariacher (beide Zeil).
Die geehrten Feldgeschworenen
25 Jahre Andreas Kaffer (Albersdorf), Friedbert Koch, Edwin Stößlein (beide Bischofsheim), Klaus Bergmann (Eichelsdorf), Edgar Fürst (Fatschenbrunn), Siegfried Nüßlein (Fürnbach), Adolf Müller (Geroldswind), Manfred Pohli (Hainert), Rainer Vierneusel (Köslau), Philipp Schineller (Krum), Wolfgang Meyer (Nassach), Paul Räth (Prappach), Hans-Peter Käb (Salmsdorf), Dieter Merz (Todtenweisach), Peter Tempert (Tretzendorf) und Eugen Lenhart (Wohnau).
40 Jahre Friedrich Krug (Buch), Helmuth Engel (Dankenfeld), Hermann Wunderlich (Eckartshausen), Wolfgang Müller (Eltmann), Adolf Sauerteig (Friesenhausen), Heinrich Schneider (Greßelgrund), Alfred Haßfurter (Holzhausen), Manfred Stubenrauch (Kottenbrunn), Wilhelm Hülß (Lichtenstein), Theo Diem (Mechenried), Hermann Derra, Adelbert Steppert (beide Neubrunn), Konrad Saam, Alois Schmitt (beide Neuses), Winfried Hau (Ostheim), Hermann Hornung, Richard Wüstenhöfer (beide Staatsforst), Helmut Schäfer, Carlheinz Stottele (beide Üschersdorf), Rudi Krug (Walchenfeld), Franz Burkard (Wülflingen) und Walter Bäuerlein (Wustviel).
50 Jahre Johann Giebfried (Gemeinfeld) und Alois Mühlfelder (Sand).
60 Jahre Edmund Schmitt (Ostheim) und Ludwig Reinwand (Neubrunn).