
Mehr denn je leben Eltern heute in Angst um ihre Kinder. In der Angst, dass ihren Liebsten etwas passieren könnte. Auf dem Schulweg zum Beispiel. Und natürlich kann hier allerei geschehen: Die handfeste Auseinandersetzung mit einem anderen Schulkind zum Beispiel oder der Sturz vom Fahrrad. Und es gibt komische Leute, die fremde Kinder anquatschen.
Heutige Eltern leben aber auch mehr denn je in der Angst, dass es ihre Sprösslinge nicht bequem genug haben. Wie viel angenehmer ist es da für die Liebsten, wenn Papa oder Mama sie mit dem SUV bis zur Schulbank fahren. Wäre doch schrecklich, müssten sich die Kleinen einen Kilometer bis zum Unterricht schleppen. Nicht auszumalen, kämen sie dort einmal mit nassen Schuhen an.
Leider ist das die falsche Einstellung. Sie ist auch falsch, wenn man ausnahmsweise mal außer Acht lässt, dass die allgemeine Devise lauten muss, angesichts des Klimawandels den individualisierten Kraftverkehr zu reduzieren, wo immer es möglich ist.
Das Eltern-Taxi-Modell hat viele Fehler, nicht nur den der Staus und der steigenden Unfallgefahren vor den Schuleingängen. Es beginnt damit, dass immer mehr Kinder unter Bewegungsmangel und Übergewicht leiden. Das wird nicht besser, wenn sich die vormittägliche Fortbewegung aus eigener Kraft auf den Weg zur Garage und vom Schultor bis zum Klassenzimmer beschränkt.
Der eigene Schulweg, ob er nun zu Fuß, mit dem Rad, dem Bus oder der Bahn bewältigt wird, ist immer auch ein Weg der Entdeckungen, der sozialen Kontakte, der Horizonterweiterung. Ein Lernweg also. Kinder, die den Schulweg außerhalb elterlicher Obhut meistern, sammeln nicht nur wertvolle Erfahrungen im Straßenverkehr. Sie werden selbstständiger, unabhängiger, selbstbewusster.
Eltern, die also glauben, ihren Liebsten einen Gefallen zu tun, indem sie sie zu Schule und zurück chauffieren, quasi mit dem eigenen Auto helikoptern, dürften mehrheitlich auf dem Holzweg fahren. Sie nehmen ihren Kindern einen wichtigen Baustein auf dem Weg des Erwachsenwerdens weg.