Die Zuckerfabrik in Zeil wurde vor über 18 Jahren geschlossen. Allerdings nicht ganz. Die Silos zur Lagerung des Zuckers sind nach wie vor in Betrieb. Und sie sind für die Südzucker AG von großer Bedeutung. Die Produktion des Zuckers in Ochsenfurt ist während der Kampagne so hoch, dass dort die Lagerkapazitäten nicht ausreichen. Darum greift die Südzucker gerne auf die in Zeil ohnehin noch existierenden Speicher zurück. Die Alternative wäre für das Unternehmen, das derzeit ohnehin unter einem weltweit am Boden liegenden Zuckerpreis leidet, wenig attraktiv. Die Firma müsste nämlich in Ochsenfurt investieren und neue Kapazitäten schaffen, obwohl im Sommer erst geplante Investitionen der Südzucker - auch in Ochsenfurt - aufgrund der Marktentwicklung gecancelt werden mussten.
Aus wirtschaftlichen Gründen ist es also nur zu verständlich, dass die Fahrten nach Zeil täglich stattfinden. Nach Aussagen des Unternehmens braucht man sogar die sonntäglichen Transporte wegen der hohen produzierten Zuckermenge. Ebenso verständlich ist aber, dass die Bürger in Oberschwappach, Westheim und Knetzgau die Nase voll von den täglichen "süßen" Schwertransporten haben. Hatte man früher die monatelangen Zuckelfahrten der Zuckerrübenbauern nach Zeil noch in Kauf genommen, weil es für die Landwirte wichtig war, ihre Rüben hier abzuliefern, hatte man nach dem Aus der Zeiler Zuckerfabrik frohlockt, dass nun wenigstens diese Fahrten Geschichte waren. Und nun grüßt täglich das Murmel- oder besser Zuckertier.
Es wäre allerdings zu einfach, würde man davon ausgehen, dass die Tansporteure die Vorgaben der Auftraggeber auch eins zu eins umsetzen. Die Südzucker AG hat durchaus eingesehen, dass die Bürger die Zuckerlaster nicht in ihren Dörfern haben wollen. Deshalb erging klare Anweisung an die Speditionen, über Donnersdorf bei der Anschlussstelle Haßfurt auf die Maintalautobahn zu fahren, diese bei Knetzgau zu verlassen und über Zubringer und Zuckerstraße zu den Zeiler Silos zu fahren. Auf der Landstraße könnte aber so ein Lastwagen viel schneller sein Ziel erreichen - Zeit ist Geld - und zusätzlich noch die Maut sparen. Das kann schon in Versuchung führen.
Was den betroffenen Bürgern bleibt, ist eine Mischung aus dem von Bürgermeister Paulus vorgeschlagenen zivilen Ungehorsam. Nämlich die eigenen Autos so an den Durchgangsstraßen zu parken, dass der jeweilige "ungehorsame" Lkw-Fahrer sich die Arme aus dem Leib kurbeln muss, um den verbotenen Weg zu befahren. Das könnte seine kriminelle Energie schon gehörig bremsen. Außerdem können aufmerksame Bürger die Kennzeichen von Zuckerlastern auf Abwegen notieren - vielleicht kann die Gemeinde diese sammeln- und an die Südzucker weitermelden. Das wird das Problem nicht endgültig lösen, kann aber zumindest die Situation verbessern.