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Haßfurt
Kommentar: Hunderte Haßbergler werden wohl unter Corona-Langzeitfolgen leiden
Und das bedeutet, dass die Bürgerinnen und Bürger sich und ihre Mitmenschen auch jetzt schützen müssen, wo alle Corona-Maßnahmen gelockert werden, findet unser Autor.
Fortdauernde Erschöpfung, Kopfweh, Konzentrationsprobleme, Angstzustände? Die Langzeitfolgen von Corona (hier ein Symbolbild) können gravierend sein.
Foto: Oliver Berg, dpa | Fortdauernde Erschöpfung, Kopfweh, Konzentrationsprobleme, Angstzustände? Die Langzeitfolgen von Corona (hier ein Symbolbild) können gravierend sein.
Martin Sage
 |  aktualisiert: 13.02.2024 21:21 Uhr

Jeder kennt inzwischen solche Fälle, wie den einer Frau aus dem Haßbergkreis, die namentlich nicht genannt werden soll: Eigentlich ist die zweifache Mutter Ausdauersportlerin. Läuferin, Rennradfahrerin, Bergsteigerin. Eigentlich. Denn noch Wochen nach einer eher harmlosen Corona-Erkrankung kommt die Mittvierzigerin schon ins Keuchen, wenn sie nur ein paar Treppenstufen steigt. An körperliche Höchstleistung ist da nicht zu denken.

Das müsste doch endlich wieder besser werden, wundert sich die Frau. Wird es aber nicht. Ähnlich mag es einem Senior gehen, dessen Gedächtnis vor der Corona-Infektion noch einwandfrei funktioniert hat. Der nach der Genesung aber mit erheblichen Erinnerungslücken zu kämpfen hat und dem es schwer fällt, sich zu konzentrieren. Sind das Spätauswirkungen von Corona, oder eine beginnende Demenz?

Eine langfristige Beeinträchtigung der körperlichen und psychischen Gesundheit

Long Covid ist ein Sammelbegriff für all jene Langzeitfolgen, die vom Corona-Virus ausgelöst werden und noch Wochen und Monate fortdauern, nachdem die eigentliche Infektion oder Erkrankung überwunden ist. Es handelt sich um Beeinträchtigungen der körperlichen und psychischen Gesundheit, die den Alltag der Betroffenen erschweren.

Im Landkreis Haßberge sind nach Erkenntnis des Gesundheitsamtes seit Beginn der Pandemie 147 Menschen im Zusammenhang mit einer Covid-19-Infektion gestorben. Über 33.000 Männer, Frauen und Kinder haben sich das Virus seit Frühjahr 2020 nachweislich eingefangen. Und über 32.000 von ihnen bezeichnen die Gesundheitsbehörden als "inzwischen genesen".

Doch wie relativ dieses "inzwischen genesen" ist, lässt sich daran erkennen, dass jetzt am Montag im Landkreis eine Selbsthilfegruppe für Menschen mit Long Covid gegründet wird.  Auch wenn das Bundesgesundheitsministerium zwischen Long Covid (Symptome vier Wochen nach Infektion oder Erkrankung) und Post Covid (Symptome nach 12 Wochen) unterscheidet: Die Gruppe richtet sich an alle Betroffenen.

Doch wie viel Prozent der mit dem Corona-Virus Infizierten im Haßbergkreis werden unter Spätfolgen leiden? Darauf gibt es hier wie anderswo noch keine fundierte Antwort. Erste Studien kommen zu recht unterschiedlichen Ergebnissen. Es soll an dieser Stelle genügen, die wohl vorsichtige Schätzung der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin zu benennen: Sie geht davon aus, dass 15 Prozent der Erkrankten mit Long Covid und 2 Prozent mit Post Covid zu kämpfen haben.

Harte Einzelschicksale und eine Belastung des Gesundheitssystems

Betrachtet man nur die 2 Prozent, dann wären das schon jetzt gut 650 Männer, Frauen und Kinder im Haßbergkreis, die Monate nach ihrer eigentlichen Corona-Erkrankung unter Einzel- oder Mehrfachsymptomen wie Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Aufmerksamkeitsdefiziten oder Angstgefühlen leiden, ein Ende der Beschwerden oftmals nicht in Sicht. 650 zum Teil sicher harte Einzelschicksale, in der Summe eine Belastung des Gesundheitswesens, aber schließlich vor allem auch eine Mahnung. Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, auch wenn nun alle Regelungen gelockert werden: Nehmt Covid 19 weiter ernst, schützt Euch und Eure Mitmenschen vor Infektion und nehmt deren Folgen nicht auf die leichte Schulter.

 
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