Wer träumt nicht von Sommer, Sonne, Strand - gerade jetzt nach Monaten der Entbehrung, der Kasernierung in den eigenen vier Wänden, der Ausreise- und generellen Reiseverbote. Gerade in Zeiten, in denen wir einen geraumen Teil unserer Zeit, selbst des Müßiggangs, gesiebte Luft ein- und ausatmen, sehnen wir uns nach einem Aufenthalt im Freien, am Wasser, in einem Biergarten. Manche Zeitgenossen sind schon so auf Entzug, dass sie ihre Mund- und Nasenschützer aussehen lassen, als seien sie halbierte Oberteile eines Leopardenbi- oder -tankinis.
All diese Ziele unserer mehr oder minder heimlichen Sehnsüchte sind vereint in der durchaus nicht unneumodischen Kreation eines Stadtstrands. Überall gibt es diese auch Citybeaches genannten Kopien von Copacabana, Ipanema, Bondi Beach oder zumindest Jesolo. In Schweinfurt, Würzburg, Bad Kissingen. Gut, ganz dasselbe ist es nicht, ob man an den Gestaden der Saale in Bad Kissingen und auf der Insel Schütt in Nürnberg herumlungert oder sich die karibische Sonne an der Playa Abou auf Curacao auf die Plautze brennen lässt. Und in den Untiefen des Haßfurter Hafens lauert eher mal ein modriger Waller auf ne Ente als ein Weißer Hai auf einen Surfer.
Stadtstrand trotz Corona?
Apropos Haßfurter Hafen. Hier hätte eigentlich seit April schon der Probebetrieb für den Stadtstrand der Kreisstadt laufen sollen. Ging natürlich nicht. Da ist ja bekanntlich Corona dazwischengegrätscht. Aber die Auflagen zum Beispiel für Biergärten, und die sind ja grundsätzlich verwandt mit Stadtstränden, wurden inzwischen deutlich gelockert. Ein bisserl was wäre folglich noch gegangen, an des Maines Fluten neben der Waldorfschule?
Aber vor den Stadtstrand mit seinen Liegestühlen haben die Götter bekanntlich eine Baugenehmigung gelegt. Und die ist bislang noch nicht erfolgt. Obwohl der Bauantrag Anfang März eingereicht wurde, das war noch im Werden von Corona. Die Kreisstadtväter freuten sich sowieso über die gastronomische Bereicherung ihrer Playa fluvial. Einer Genehmigung stand also scheinbar nichts mehr im Wege - und vielleicht war ja 2020 trotz Corona noch ein bisschen Stadtstrand drin? Aber was nicht kam, war die Genehmigung aus dem Landratsamt.
Baugenehmigung fehlt noch
Nach offizieller Auskunft der Behörde verzögerte sich "aufgrund der Coronakrise die Bearbeitung des Antrages aus immissionsschutzfachlicher Sicht". Inzwischen habe nochmals ein Austausch zwischen Immissionsschutz, Gutachter und Bauherren stattgefunden, so das Amt. Aktualisierte Unterlagen wurden vorgelegt. Nach abschließender Prüfung werde die Baugenehmigung erfolgen.
Da man den Bürgern des Landkreise Haßberge "kein Provisorium, sondern einen vollwertigen und qualitativ hochwertigen Stadtstrand bieten" wolle, der mit einem großen Auf- und Abbauaufwand verbunden sei, mache es keinen Sinn, diesen Ende Juli zu eröffnen, so die Betreiber in spe. "Daher haben wir uns schweren Herzens entschlossen, den Stadtstrand Haßfurt erst 2021 zu realisieren."
Die Corona-Taskforce des Landkreises rekrutierte Mitarbeiter aus vielen Bereichen der Behörde, um die Aufgaben rund um die Pandemie zu meistern. Deshalb wurde wohl auch wichtiges Personal aus dem Baubereich abgezogen, weshalb die Genehmigung für den Stadtstrand liegen blieb. Dieser fiel - so gesehen - Corona gleich doppelt zum Opfer.