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Haßfurt
Kommentar: Gefräßige Problemvögel in Sand müssen in den Kochtopf
Die "Nationalhymne" von Sand am Main über das "Wiwerla" soll eigentlich kein Freibrief für dessen wilde Artgenossen sein, rings um die Gemeinde alle Felder leerzufressen.
Feind im Anflug: Kanadagänse machen den Landwirten in Sand am Main das Leben schwer, da sie deren Felder zwischen dem Baggersee und dem Main ratzeputz leerfressen.
Foto: René Ruprecht | Feind im Anflug: Kanadagänse machen den Landwirten in Sand am Main das Leben schwer, da sie deren Felder zwischen dem Baggersee und dem Main ratzeputz leerfressen.
Wolfgang Sandler
 |  aktualisiert: 18.02.2024 13:38 Uhr

"Mir häm a poor Gens daham die gän so garn nein Ma." Ironie des Schicksals. Ausgerechnet unter diesem schon in ihrer "Nationalhymne" geschilderten Umstand leiden die Sander derzeit gewaltig, ein paar Zeiler und andere Nationalitäten auch, aber hauptsächlich die Sander. Es scheint, dass das "Wiwerla" und die Korbmachergemeinde untrennbar miteinander verbunden sind. Erneut sorgen nämlich die Wildgänse für gehörig Aufregung und Ärger satt im Maintal.

Einfach tierisch

Kanada-, Grau- und Nilgans vermehren sich rund um Sand nahezu ungezügelt und fressen die besten Felder zwischen dem Main und den Baggerseen rücksichtslos leer. Zum Abschuss freigegeben ist das Federvieh erst wieder ab 1. August. Dann wird von den Pflanzen auf den Feldern rund um Sand nicht mehr viel übrig sein. Außerdem sind die - zwischen Theres und Bamberg fast zweieinhalbtausend - Wildgänse so schlau, dass sie ihre Nester auf den Maininseln anlegen, die unter Naturschutz stehen. So dass zum einen die Bauern nicht die Nester der Plagegeister ausnehmen können. Zum anderen können die wenigen natürlichen Feinde der Gänse wie zum Beispiel der Fuchs - der ja schon im Kinderlied die Gans gestohlen hat - die Inseln ohne Boot nicht erreichen. Also machen die Vögel weiter ihrem Namen alle Ehre und produzieren Küken auf Gänslein komm raus. Und die wiederum haben ebenfalls schier grenzenlosen Kohldampf auf sämtliche leckeren Pflänzchen der umliegenden Äcker.

Invasive Arten dürfen bekämpft werden

Also, was tun, sprach Zeus - oder besser gesagt Demeter, die Göttin der Landwirtschaft. Die Vögel selber stehen ja nicht unter Naturschutz. Sie sind auch keineswegs bedrohte Arten, die eines besonderen Schutzes bedürften. Im Gegenteil. Wie die Namen Kanadagans oder Nilgans richtig  vermuten lassen, handelt es sich hier nicht um eingeborene Arten. Auch der Naturschutzbund zählt die Nilgans nicht zur heimischen Vogelwelt Deutschlands: Ihr natürliches Verbreitungsgebiet liegt in Afrika südlich der Sahara und Ägypten entlang des Nils. Die Europäische Union zählt sie seit Juni 2017 zu den invasiven Arten, sie dürfen also bekämpft werden.

Flyer mit Rezepten

Die Kanadagans gilt laut Wikipedia als die weltweit am häufigsten vorkommende Gans. Ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet ist Nordamerika. In Europa wurde die Kanadagans zum Teil gezielt angesiedelt. Und von der Graugans weiß Wikipedia, dass diese zu den häufigsten Wasservögeln zählt. Es besteht folglich kein übertriebener Schutzbedarf für diese Piepmatzen. Höchstens aus falsch verstandener Sentimentalität, die Graugans ist nämlich der Urahn der Sander "Wiwerla". Interessanterweise hat die bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft sogar einen Flyer herausgegeben mit Rezepten zur Zubereitung von Kanada-, Grau- und Nilgänsen.

Friedliches Zusammenleben?

Die Landwirte wollen ja das Federvieh nicht ausrotten, aber zumindest ein gedeihliches Zusammenleben von Mensch und Gans wäre schon ein Fortschritt. Die Ansicht der Bauern, dass ausgerechnet die besten und fruchtbarsten Wiesen nicht für Wildgänse reserviert bleiben sollten, entbehrt nicht einer gewissen Logik. Nachdem das alte Wildgans-Management mit "Betreuung" der Gelege nicht sonderlich viel gebracht hat, muss nun wohl doch ein kontrollierter Abschuss der Plagegeister - vielleicht mit einer vernünftigen Quote - auch vor dem 1. August ins Auge gefasst werden.

 
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Kommentare
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  • M. S.
    typisch Deutschland - einerseits will/soll man invasive Arten bekämpfen v.a. auch weil sie nicht nur der Landwirtschaft sondern auch der heimischen Natur schaden, andererseits gibt es ein Abschussverbot bis zum 1. August!

    Mir tut jeder leid der sich unter den Umständen mit der Bekämpfung invasiver Arten befassen muss/darf/soll.
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  • k. e.
    man sollte der chinesischen Gastronomie das regelmäßige Abernten der Brutstätten erlauben.
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