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Obertheres
Kommentar: Durch die Ablehnung der Asylbewerberunterkunft in Obertheres gewinnt niemand
Eine geplante Gemeinschaftsunterkunft im Landkreis Haßberge wird abgelehnt. Darum gibt es nach aktuellem Stand nur Verlierer. Ein Kommentar.
Der ehemalige Landgasthof Schafhof in Obertheres soll eine Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber werden. Jetzt wurde das Vorhaben vom Gemeinderat abgelehnt.
Foto: Christian Licha | Der ehemalige Landgasthof Schafhof in Obertheres soll eine Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber werden. Jetzt wurde das Vorhaben vom Gemeinderat abgelehnt.
Michael Endres
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:24 Uhr

Der ehemalige Landgasthof Schafhof in Obertheres soll nach Planungen der Regierung von Unterfranken zur Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerbende und somit das vorübergehende Zuhause für bis zu 60 Personen werden. So klang das noch Ende September. Bürgermeister Matthias Schneider appellierte damals an die Bürgerinnen und Bürger der Orte Ober- und Untertheres, in denen aktuell bereits 52 Männer, Frauen und Kinder untergebracht sind, Verständnis für die Geflüchteten aufzubringen und diesen zu helfen. Außerdem sei ein Informationsabend geplant gewesen. Einen Monat später sagt der Gemeinderat plötzlich "Nein" zur Asylbewerberunterkunft. Aber warum? Es wirkt so, als würde die Sache den persönlichen Befindlichkeiten geopfert.

Was am Anfang noch menschlich und offen klang, wird nur wenige Wochen später sachlich und mit wenig Empathie abmoderiert. Gegen die Flüchtlingsunterkunft spricht eine fehlende Feuerschutztreppe sowie der aktuelle Bebauungsplan. Das sind Fakten, die zur Ablehnung ausreichen, welche man aber ändern könnte, wenn man es nur wollte.

Was der Eigentümer vermissen lässt: Natürlich ist es ehrenwert, die eigenen Räumlichkeiten zur Unterbringung von Flüchtlingen anzubieten. Das Problem, das jetzt auf dem Tisch liegt, hätte aber von Eigentümerseite verhindert werden können. Wenn er seine Räumlichkeiten anbietet, ohne dass gerade nach einer Unterkunft im Ort gesucht wird, sollten von Anfang an alle direkt mit ins Boot geholt werden. So wirkt die Gemeinde, die von der Regierung über das Vorhaben informiert wurde, überrumpelt. Eine ordentliche Auseinandersetzung mit der Thematik wäre anders einfacher gewesen.

Trotzreaktion des Gemeinderats?

Was die Gemeinde vermissen lässt: Die Entscheidung ist wohl rechtlich richtig. Und es stimmt, dass es Unterschiede zwischen einem Hotel und einer Flüchtlingsunterkunft gibt. Warum ein fehlender Fluchtweg, der möglicherweise nachgerüstet werden könnte, jetzt aber ein Problem darstellen soll, welcher es im früheren Hotel nicht war, wirkt konstruiert. Statt Lösungen zu suchen, sucht man lieber Gründe, warum man das Projekt ablehnt. Es wirkt wie eine Trotzreaktion, weil der Gemeinderat vor vollendete Tatsachen gestellt wurde. Dasselbe beim Bebauungsplan: Könnte man ändern, macht man aber nicht. Weil, ... Warum eigentlich nicht?

Nun ist man an der Stelle angekommen, an der keiner gewinnt. Eine Debatte um eine Flüchtlingsunterkunft, vor allem in dieser Größe, wird schnell von allen Seiten emotional geführt. Vergessen werden dabei aber genauso schnell die Menschen, die nach Deutschland geflohen sind, weil sie Schutz suchen. Diese Menschen sind aber am Ende auch die, die die Konsequenzen von einer solchen Debatte und eben dieser Fehler ausbaden.

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Am 7. November wird es eine außerordentliche Gemeinderatssitzung im Sport- und Kulturzentrum Obertheres geben, nur zu diesem Thema und mit Informationen der Regierung. Hier sollten alle noch einmal in sich gehen und darüber nachdenken, ob es nicht doch eine Lösung gibt – vor allem eine menschliche.

 
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    Warum soll es nur Verlierer geben?
    Ich sehe nur Gewinner unter den Zahlenden.
    Wir sollten darüber nachdenken, den Flüchtlingen die Häfte des zu erwartenden Salärs gleich ins Herkunftsland zu überweisen. Da hätten die meisten mehr davon, als hier rumzusiechen und unerwünscht zu sein.
    Ironie aus.
    Aber der Gedanke hat was…
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  • Detlef Erhard
    Wenn wir heute 60 Flüchtlinge aufnehmen, stehen morgen wieder 60 vor der Tür, was dann? Es ist ein Fass ohne Boden. Oder sollen wir ganz Afrika aufnehmen?
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  • Hans-Georg Heim
    Die Menschen sollen am besten gar nicht erst nach Deutschland kommen, weil dieses Land und seine Bürger es nicht mehr schaffen kann, diese Menschen adäquat zu versorgen. Sie sollen zu Hause bleiben und sich von dort aus bewerben.
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  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    Natürlich sind somit sämtliche Fluchtursachen beseitigt, indem Sie den Leuten erklären, diese mögen zu Hause bleiben und sich von dort aus bewerben.
    Denn selbstverständlich nehmen wir uns das Recht heraus, Menschen in nützlich und unnütz auszusortieren, denn Arbeitskräfte, am besten zum Mindestlohn oder besser noch darunter, die täten wir schon wollen.
    Gell?
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  • Thomas Müller
    Zahlen bitte mit Quellen belegen.
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