Umweltschützer fordern angesichts dramatischer werdender Folgen des Klimawandels, aber auch wegen des Verkehrsinfarktes vieler Ballungszentren die "Verkehrswende". Das heißt zuvorderst: Weg von Verbrennungsmotoren und der Dominanz des motorisierten Individualverkehrs. Statt mit tonnenschweren Benzin- oder Diesel-SUVs mit tonnenschweren Elektro-SUVs durch die Gegend zu walzen, dürfte der Verkehrswende kaum gerecht werden. Auch auf dem Lande nicht.
Hier haben die geforderten Umwälzungen eher mit dem Dorfladen in Aidhausen zu tun, der gerade den bundesweiten Wettbewerb "Gemeinsam stark sein" gewonnen hat: Wo ein Laden, ein Café oder ein Paketshop im Ort ist, muss sich nicht jeder ins Auto setzen, um ins nächste Mittel- oder Oberzentrum zu fahren. Jahrzehntelang war das aber die Entwicklung in ausblutenden Dörfern, Verkehre wurden nicht vermieden, sondern multipliziert.
Die Bahn indes hat Nebenstrecken lieber wegrationalisiert; und auf den Hauptstrecken sind kleine Bahnhöfe wie der Ebelsbach-Eltmanner so unattraktiv, dass man lieber einen weiten Bogen darum macht. Und ins Auto steigt. So sehr Radfahrer - wie in unserer Mobilitätsumfrage geschehen - auch über gefährliche Radwege in Haßfurt klagen, es tut sich hier nichts - auch das wäre "Verkehrswende".
Sicher ist: Es wird in einem Flächenlandkreis nicht die eine selig machende Antwort auf alle Mobilitätsfragen geben. Es wird immer auch auf individuelle Lösungen in speziellen Situationen, in einzelnen Gemeinden oder für bestimmte Teile der Bevölkerung ankommen.
Das eigene Auto wird weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Aber das darf kein Grund sein, nicht über Alternativen nachzudenken. Wer Mitfahr-Systeme, Mobilitäts-Apps oder Mobilstationen für albern erklärt, nur weil es heute mit dem eigenen Auto noch allzu bequem ist, hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Auch im Haßbergkreis wird der Verkehr 2050 ein ganz anderer sein als heute.