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Fabrikschleichach
Kommentar zu 5G-Funkmast im Steigerwald: Warum die "Experten"-Wahl der Kritiker ihnen selbst und der Demokratie schadet
Viele Kritikpunkte, die in Fabrikschleichauch aufgekommen sind, kann man diskutieren. Mit Wissenschaftsleugung darf man es aber nicht versuchen, zu begründen, meint unser Autor.
Bei einer Veranstaltung zu einem geplanten 5G-Funkmasten in Fabrikschleichach wurde Klaus Buchner von der Kritikerseite geladen.
Foto: Wolfgang Aull | Bei einer Veranstaltung zu einem geplanten 5G-Funkmasten in Fabrikschleichach wurde Klaus Buchner von der Kritikerseite geladen.
Michael Endres
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:42 Uhr

Im Steigerwaldort Fabrikschleichach regt sich Widerstand gegen den auf einem nahegelegenen Feld geplanten 5G-Mobilfunkmasten. Kürzlich wurde bei einer Versammlung im Dorf Kritik laut: zur Umweltbelastung, zur Vorgehensweise des Baus, zur fehlenden Mitsprache bei der Festlegung des Standorts und dem Sinn des Masts. Kritik, die zweifelsohne angebracht werden darf und mit der man sich auseinandersetzen kann. Die Gegnerinnen und Gegner des Mobilfunkmasts haben aber einen Fehler gemacht. Wenn man sich Experten einlädt, um die eigene Seite zu stärken, sollte man sich gut überlegen, mit wem man ins Bett steigt.

Zum Gespräch hatten die Initiatoren Ulrich Mergner und Ellen Schindler neben Bürgermeister Matthias Bäuerlein (Freie Wähler) nämlich Klaus Buchner eingeladen. Buchner, seines Zeichen Physiker, Universitätsprofessor, viele Jahre Bundesvorsitzender der ÖDP und lange Mitglied des Europäischen Parlaments, ist der Ansicht, dass Mobilfunkstrahlen der Gesundheit schaden.

Soweit so gut, doch ins Gespräch gebracht hat sich Buchner vor allem mit einer unsinnigen Aussage. Während der Corona-Pandemie verbreitete der damalige Europapolitiker die Behauptung, 5G beeinträchtige das Immunsystem und fördere die Verbreitung des Virus. Das hatte der Bayerische Rundfunk im Jahr 2020 berichtet und einen Zellbiologen zitiert, der diese Aussage als "Quatsch" bezeichnete.

Der Wissenschaftler diskreditiert sich mit Aussage selbst

Ein Wissenschaftler, der eine solche Aussage trifft, diskreditiert sich selbst und macht sich als Experte untragbar. So jemanden als "Experten" zu den Auswirkungen auf die Gesundheit von Mensch, Tier und Pflanzen durch 5G-Strahlung heranzuziehen, um die eigene Position zu untermauern, geht nach hinten los. In einer Demokratie gehört Diskurs zum Alltag. Schlimmer jedoch, als kritische Stimmen nicht zuzulassen, ist, mit Argumenten überzeugen zu wollen, die an den Haaren herbeigezogen sind.

"Es geht darum, sich selber ein Bild zu machen und die andere Seite zu beleuchten, die nicht dem Mainstream entspricht", sagte vorab der pensionierte Leiter des Forstbetriebs Ebrach und Initiator der Veranstaltung, Ulrich Mergner. Es ist wichtig, sich auch mit den Gefahren auseinanderzusetzen, die durch Strahlung entstehen könnten. Das Bundesamt für Strahlenschutz geht auf seiner Internetseite "nach derzeitigem wissenschaftlichem Kenntnisstand nicht von negativen gesundheitlichen Auswirkungen aus, sieht aber selbst noch offene Fragen". Über die offenen Fragen kann man sprechen.

Wissenschaft ist aber keine Meinung, sondern faktenbasiert. Ein Experte, der in der Vergangenheit mit Aussagen aufgefallen ist, für die es keine Beweise gibt, stärkt nicht die Position der Kritiker, sondern untergräbt sie und lässt sie unglaubwürdig dastehen. Vergleichbar wäre das, wenn man sich aktuell von einem Humanmediziner behandeln lassen würde, der während der Corona-Pandemie behauptet hätte, dass die Menschheit bei der Covid-Impfung gechipt werden würde.

Auch der Bürgermeister sorgt für Sprachlosigkeit

Kritiker, die einen solchen Weg einschlagen, um ihr Ziel zu erreichen, schaden nicht nur sich selbst, sondern der Demokratie. Und schüren unnötige Unsicherheit. Vom ursprünglichen Ziel, eine Lösung für das aktuelle Problem zu finden, entfernt man sich dabei meilenweit. 

 
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