Die Energiewende ist angesichts explodierender Gas- und Strompreise in den vergangenen Wochen und Monaten wieder stärker in den Fokus gerückt, auch in den Kommunen. Jüngst war sie eines der beherrschenden Themen in der Sitzung des Knetzgauer Gemeinderats. Dort war Marco Siller zu Gast, Geschäftsführer der "Gesellschaft zur Umsetzung erneuerbarer Technologieprojekte im Landkreis Haßberge" (GUT).
"Mach uns was" – so lautete der Startschuss im vergangenen Dezember für das Konzept, das Siller dem Gemeinderat nun präsentierte. Drei Prozent der Landkreisfläche, so seine Berechnung, müsse für Photovoltaik bereitgestellt werden, um Stromerzeugung und Strombedarf im Haßbergkreis in Einklang zu bringen. Doch geeignet seien Flächen nur dann, wenn sie den Belangen des Naturschutzes und der Erzeugung von Lebensmitteln nicht im Wege stünden – und, so betonte Siller, von der Bevölkerung akzeptiert würden.
In Knetzgau zunächst nur ein Prozent der Fläche
Auf Knetzgau bezogen müssten nach dieser Berechnung 75 Hektar Fläche zur Verfügung gestellt werden. Dies bezeichnete der GUT-Geschäftsführer als einen "massiven Eingriff in das Landschaftsbild". Siller empfahl daher, zunächst ein Prozent anzustreben und insbesondere den Erhalt des Ortsrandbildes im Auge zu behalten.
Die Entscheidungsgewalt, betonte Siller, liege beim Gemeinderat. Und er erklärte die Überlegungen, für welche die GUT auch auf ihrer Webseite wirbt: "Aufwendungen und Erträge für die Energieerzeugung könnten so am Ort des Verbrauches bleiben und ermöglichen zusätzlich neue Arbeitsplätze. Ziel ist es, im Landkreis Haßberge den Einsatz von regenerativen Energien weiter zu steigern, um im Laufe der nächsten Jahrzehnte auf dem Energiesektor möglichst autark zu werden." Sprich: sich selbst versorgen zu können. Der Ausbau der erneuerbaren Energien im Landkreis Haßberge erfolge deshalb unter Beteiligung des Landkreises, der Städte, Märkte und Gemeinden, der regionalen Energieversorger und der Bevölkerung. Das übergeordnete Ziel: Die Wertschöpfung soll möglichst in der Region verbleiben.
Nächster Schritt: Standortsuche für konkrete Projekte
Der Gemeinderat, so Siller zusammenfassend, habe alles in der Hand. Auch, dass die Wertschöpfung zu 100 Prozent in der Region bleibe, die Anlagen in den Besitz der Kommunen kämen und sich die Bürger an den Projekten beteiligen könnten. Der nächste Schritt sei die Standortsuche für konkrete Projekte.
Und er versicherte, dass sich die GUT weiterentwickle. Siller verwies auf die Bildung des sogenannten Regionalwerkes, das am vergangenen Montag in Hofheim vorgestellt wurde. Die Energiewende benötige eine "strukturelle Heimat", die Region eine "energetische Resilienz", also Widerstandskraft gegenüber Problemen, die sich aus den Differenzen zwischen Angebot und Nachfrage ergäben. Das große Thema sei im übrigen "nicht der Strom, sondern die Wärme".
Windräder sorgen für Diskussionsstoff in der Debatte
Im Diskussionsteil sprach der Zweite Bürgermeister Stefan Seubert (CSU) den Bau von Windrädern an, woraufhin Siller beteuerte: "Einen Zwang zur Windkraft wird es nicht geben." Grundsätzlich seien hier eher die höher gelegenen Ebenen wie der Hassbergrücken und der Steigerwald geeignet als das Gemeindegebiet Knetzgau.
Und was die Biomasse betrifft, erklärte er auf Anfrage von Peter Werner von den Grünen, "sie wird eine Rolle spielen" und verwies auf die "Dunkelflautezeiten", in welchen die Stromproduktion nicht unterbrochen werden sollte. Doch aktuell führe der Krieg in der Ukraine vor Augen, dass auch die Nahrungsmittelversorgung nicht zu kurz kommen dürfe.