Die Haßberg-Kliniken machten im Jahr 2017 ein Minus in Höhe von rund 4 Millionen Euro. Landrat Wilhelm Schneider und Stephan Kolck, Vorstandsvorsitzender der Kliniken, gehen zwar davon aus, dass die roten Zahlen im zu Ende gehenden Jahr auf 3,2 Millionen schrumpfen. Dennoch "ist das immer noch ein hoher Betrag", so der Landrat im Gespräch mit dieser Redaktion. Aber obwohl man es geschafft habe, dass die Minusbeträge sinken, sei "der Turnaround noch nicht geschafft", so Landrat Schneider.
Deshalb sei es natürlich, dass immer wieder auch Gerüchte über eine Übernahme der Haßberg-Kliniken durch das Leopoldina-Krankenhaus Schweinfurt entstünden. Dem erteilt der Haßberge-Landrat jedoch eine klare Absage. An eine Fusion denke derzeit niemand, darüber müssten ja auch alle in Frage kommenden kommunalpolitischen Gremien informiert werden, "aber die Zusammenarbeit mit Schweinfurt ist natürlich am engsten".
Gespräche mit verschiedenen Kliniken
Der erhebliche Druck auf die finanziellen Ressourcen erzeugt bekanntlich eine Knappheit bei den Krankenhäusern, die dazu führt, Kooperationen zu nutzen, um Kosten einzusparen. Kooperationen können grundsätzlich in verschiedenen Bereichen erfolgen. "Entscheidend ist die medizinische Zusammenarbeit", betont Wilhelm Schneider. "Wir haben ja schon lange Zeit eine Kooperation mit Schweinfurt, aber auch mit anderen Kliniken." Es würden auch dauernd Gespräche geführt, in welcher Form eine Zusammenarbeit möglich wäre. Ansprechpartner für die Haßberg-Kliniken waren neben dem Leopoldina das Rhön-Klinikum in Bad Neustadt, die Regiomed-Kliniken Coburg und die Sozialstiftung Bamberg als Träger des dortigen Klinikums. Dass bei intensiver medizinischer Zusammenarbeit auch eine wirtschaftliche "nicht ausgeschlossen ist, um Synergieeffekte zu erzielen, ist klar", so Stephan Kolck.
Der Vorstandsvorsitzende nennt als Beispiel der Zusammenarbeit den Zweckverband zur Ausbildung von Pflegepersonal, um dem drohenden Personalmangel entgegenzuwirken. Die Leitung dieses Verbandes wechsle zum Jahresbeginn. In Verbindung damit werde die Öffentlichkeitsarbeit erweitert. Deshalb habe man im Leopoldina in Schweinfurt bereits einen Tag der Ausbildung durchgeführt. Auf diesem Sektor erfolge auch eine enge Zusammenarbeit mit dem Bamberger Klinikum.
Haßfurter Bild auf Schweinfurter Monitor
Kolck schildert die Teleradiologie als eine Form der medizinischen Zusammenarbeit, die es kleineren Krankenhäusern ermöglicht, die Computertomographie (CT) anzubieten, ohne dass immer ein fachkundiger Arzt vor Ort sein muss. Kolck gibt ein Beispiel: Das CT in Haßfurt ist nachts auf den Bereitschaftsdienst in Schweinfurt aufgeschaltet. Das heißt, nachts ist in Haßfurt eine Medizinisch-technische Radiologieassistentin (MRTA) vor Ort, dazu ein diensthabender Arzt, aber kein Radiologe. Dieser Arzt nimmt nötigenfalls - zumeist um einen Schlaganfall durch ein Kopf-CT auszuschließen - Kontakt mit dem Radiologen in Schweinfurt auf, der über die Notwendigkeit dieser Untersuchung entscheidet. Die MRTA führt dann entsprechend die Computertomographie durch und das Bild landet sofort beim Radiologen in Schweinfurt, der den Befund dem diensthabenden Arzt im Haßfurter Krankenhaus mitteilt.
Tumorkonferenz
Eine weitere Form der Kooperation ist die Tumorkonferenz mit Prof. Dr. Karl Mischke vom Leopoldina., da das Haßfurter Krankenhaus über keinen eigenen Onkologen verfügt. Eine Zusammenarbeit erfolgt auch in der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung mit Bamberg, da für eine solche Versorgung eine Bevölkerungszahl im Umfeld von 120 000 bis 130 000 erforderlich sei.
Eine langjährige wirtschaftliche Zusammenarbeit pflegen die Haßberg-Kliniken mit der Klinik-Kompetenz-Bayern, einem Verbund von mittlerweile 62 kommunalen und freigemeinnützigen Kliniken und Medizinischen Versorgungszentren in Bayern, die damit aufgrund ihrer Größe im Einkauf die besten Konditionen erhielten. Zudem ermögliche dieser Verbund die Durchführung von Arbeitskreisen sowie eine effektive Vernetzung.
Stephan Kolck lässt aber keinen Zweifel daran: "Wenn Probleme zu lösen sind, wird selbstverständlich beim Nachbarn gefragt." Erst kürzlich habe man sich im Thema Logistik mit dem Leopoldina abgestimmt. Der Landrat ergänzt: "Wir sitzen natürlich mit Schweinfurt zusammen und man unterhält sich über die weitere Zusammenarbeit, wie weit soll sie gehen. Wir sind heute total offen, schließen nichts aus. Eine Fusion ist nur eine mögliche Lösung, aber nicht die, die alleine favorisiert wird." Zudem scheiterten die meisten Fusionen in der Wirtschaftswelt ohnehin, gibt der Landrat zu bedenken, der von ähnlich lautenden Gerüchten sichtlich genervt ist: "Dadurch werden Unsicherheiten gestreut." Außerdem sei der Landkreis ja verantwortlich für die stationäre Versorgung der Bürger. Im Falle einer Fusion verliere der Kreis den Einfluss darauf.
Mit den Haßberg-Kliniken werde zweigleisig verfahren. Zum einen versuche man sich als selbstständige Einrichtung selbst zu optimieren und in manchen Bereichen besser aufzustellen. "Aber gleichzeitig führen wir Gespräche mit den Nachbarn, beobachten die Entwicklung im Gesundheitswesen." Alleine weil die Gespräche weitergeführt würden, könne man sich derzeit nicht festlegen. "Die Optimierung unserer Häuser", so Kolck, "bedeutet keinen Zielkonflikt für die Zusammenarbeit mit anderen Kliniken." Als Beispiel nennt der Haßfurter Krankenhauschef die Geriatrie, vor deren Einrichtung man sich mit Schweinfurt abgesprochen habe. Nun werde eine Geriatrie in Gerolzhofen installiert und auch hier habe zuvor eine Abstimmung mit Haßfurt stattgefunden und Schweinfurt werde weiterhin auf eine Geriatrie verzichten.
Es fehlen noch Babys im Dezember
Landrat Schneider resümiert: "Die finanzielle Entwicklung ist weiter angespannt. Wir gehen von einer guten Entwicklung aus, wissen aber, dass wir in den nächsten Jahren von den roten Zahlen nicht runterkommen." Hilfreich wäre in dem Zusammenhang, wenn man die Förderung des Freistaats für die Geburtsstation sichern könne. Für das Jahr 2018 fehlen noch ein paar Babys, um auf die geforderten 50 Prozent zu kommen. Es bleibt spannend", so Landrat Schneider: "Eine tägliche Herausforderung."