Am Montag hat Spiegel Online einen Bericht über die Qualität der Behandlungen in deutschen Krankenhäusern veröffentlicht. Für Aufsehen sorgte darin eine Deutschlandkarte, in der Kliniken markiert sind, die bei einer Auswertung durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) – das oberste Beschlussgremium der Selbstverwaltung des deutschen Gesundheitswesens – schlecht abgeschnitten haben. Darunter ist auch das Haus Haßfurt der Haßberg-Kliniken – allerdings im Bereich Mamma-Chirurgie (Brustoperationen), den das Haßfurter Krankenhaus gar nicht anbietet. Klinikvorstand Stephan Kolck erklärt, wie es dazu kommen konnte.
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„Wir hatten tatsächlich einen einzigen Fall“, berichtet Kolck im Gespräch mit dieser Redaktion. In diesem habe ein Frauenarzt eine Wucherung bemerkt, die er für gutartig hielt. Er entfernte sie und schickte eine Probe zur Untersuchung ein. Dabei stellte sich heraus, dass es sich doch um einen bösartigen Tumor handelte.
In jedem Jahr stellt der G-BA in seiner Auswertung ein anderes Feld der Medizin in den Vordergrund, in diesem Jahr war es die Gynäkologie. Dabei wurden drei Bereiche unter die Lupe genommen: Gynäkologische Operationen, die Geburtshilfe und die Mamma-Chirurgie. Die ersten beiden Bereiche gehören auch zum Leistungsspektrum der Haßberg-Kliniken, hier haben die Haßfurter Ärzte nicht schlecht abgeschnitten.
Nur bei den Brustoperationen taucht das Haßfurter Krankenhaus in der Negativ-Liste auf. Dabei geht aus der Veröffentlichung nicht hervor, dass es sich hier um einen einzigen Fall handelt und der gesamte Bereich gar nicht zum Angebot des Krankenhauses gehört. Spiegel-Journalist Benjamin Bidder, der Autor des Berichts auf Spiegel Online, weist die Verantwortung für das dadurch entstehende Zerrbild von sich. „Bei unserer Darstellung handelt es sich um eine Visualisierung der vom G-BA veröffentlichten Ergebnisse“, antwortet er auf eine Nachfrage dieser Redaktion. Diesen Ergebnissen sei laut G-BA „eine eingehende Prüfung samt Stellungnahme der Kliniken“ vorausgegangen.
Auch der Gemeinsame Bundesausschuss sowie das Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) weisen auf Nachfrage dieser Redaktion darauf hin, dass den Kliniken eine zweimonatige Frist zur Verfügung stand, während der sie eine Stellungnahme abgeben konnten, „um die aufgetretenen Auffälligkeiten zu erläutern beziehungsweise zu klären“.
Zum konkreten Einzelfall geben die beiden Stellen allerdings keine Auskunft. Ob die Haßberg-Kliniken eine solche Stellungnahme abgegeben haben, war am Dienstag bis Redaktionsschluss nicht in Erfahrung zu bringen.