Für die Sander wäre es in diesem Jahr das 31., für die Zeiler das 36. Weinfest gewesen. Keine der beiden Veranstaltungen musste in ihrer jeweiligen Geschichte bislang ausfallen, 2020 ist es aufgrund des Coronavirus soweit: Es wird kein Weinfest geben. Das gilt auch für die Eltmanner Biertage, das Königsberger Pfingstfest und das Altstadtfest in Ebern. Grund ist die Anordnung der Bundesregierung, die aufgrund der Pandemie alle Großveranstaltungen bis 31. August verboten hat.
"Die Gesundheit geht eindeutig vor", sagt Roland Mahr, Vorsitzender des Sander Festkomitees, zur Absage des Altmain-Weinfests im Juli. "So schade es auch ist, wir können nichts daran ändern." Die Planungen für die 31. Auflage der Veranstaltung waren schon lange abgeschlossen, das Komitee befindet sich bereits in der Organisation für das kommende Jahr. Nur der "Endspurt", wie Mahr es nennt, fällt nun weg. Den Aufbau der Bühne und das Herrichten des Platzes am Altmain können sich die Sander sparen.
Geringe wirtschaftliche Folgen für die Veranstalter der Weinfeste
Finanziell trifft es die Veranstalter nicht besonders schlimm. Bisher hätte das Komitee nur kleinere Beträge für Werbeanzeigen in die Hand genommen, vertraglich sind die Veranstalter für Absagen aus derlei Gründen gegenüber ihren Dienstleistern abgesichert. Die trifft es härter: Sämtliche Zulieferer - Brauereien, Winzer, Bäcker und Metzger - sowie Dienstleister wie Sicherheits- und Beschallungsfirmen sehen sich krassen Verdienstausfällen gegenüber. Für die Vereine sei die Absage zwar "nicht schön, aber zu verkraften", so Mahr. "Aber die Absage ist ja auch logisch. Wir können uns doch nicht noch im April in unseren Häusern verkriechen, aber dann im Juli zu zehnt auf den Biertischen tanzen."
Dass durch die Absage Rechtsstreits auf die Sander zukommen, daran glaubt Mahr nicht. Das Komitee arbeitet - genau wie die Veranstalter des Pendants auf der anderen Mainseite in Zeil - seit Jahren mit den gleichen Zulieferern zusammen. Teilweise hätte man sogar Verträge über drei bis fünf Jahre abgeschlossen. Da es sehr wahrscheinlich ist, dass die Feste 2021 wieder stattfinden, müssten nun eben alle mit dem Ausfall 2020 leben. Die Kommunikation untereinander sei gut und problemlos verlaufen.
Ein Sonderfall sind die Bands, deren Musiker sowohl in Sand als auch in Zeil starker Anziehungspunkt und ein Höhepunkt des jeweiligen Abends sind. "Ausfallzahlungen gibt es keine, dafür ist der Termin einfach noch zu weit weg. Aber wir haben allen Bands, die dieses Jahr aufgetreten wären - Lost Eden, Volxx-Liga, Saxndi, Holzfrei Böhmische, Die Lauser - zugesichert, dass sie 2022 bei uns spielen dürfen", sagt Mahr.
Auch in Zeil gibt man sich sehr einsichtig
Ähnliches gibt sein Zeiler Kollege, Thomas Fensel, bekannt: "Wir haben allen Bands in Aussicht gestellt, im nächsten Jahr bei uns auftreten zu dürfen - sofern die Gruppen nicht schon verplant sind." Der Geschäftsführer des Förderkreises Zeil, der das Altstadt-Weinfest im August veranstaltet, habe "stark mit einer Absage gerechnet" und ist deswegen von den Beschlüssen der Bundesregierung nicht sonderlich überrascht gewesen. "Wir haben alle Verträge seit Januar unter Vorbehalt abgeschlossen", erzählt Fensel. Deswegen kämen auf die Zeiler auch keine finanziellen Risiken zu.
Ansonsten herrscht in Zeil derselbe Tenor wie in Sand: Man muss die Situation eben so hinnehmen. "Wir bedauern es natürlich, das ist doch klar. Aber ich denke da in erster Linie an unsere vielen ehrenamtlichen Helfer: Wollen wir die wirklich sechs bis sieben Stunden lang einem solchen Risiko aussetzen?", fragt Fensel rhetorisch, der im gleichen Atemzug auf die Infiziertenzahlen in Ischgl und Heinsberg verweist. Dort waren es Großveranstaltungen, die wie ein Brandbeschleuniger gewirkt hatten. "Wer also nicht ganz blöd ist, akzeptiert die Entscheidung."
Nicht nur um die Helfer, auch um die zahlreichen Dienstleister und Zulieferer sorgt man sich in Zeil. "Das ist für manche Branchen ganz, ganz schlimm. Unser Weinfest ist ja nicht die einzige Veranstaltung, die abgesagt wird. Ich fürchte, dass diese Absagewelle einige Betriebe ganz hart treffen wird", sagt Fensel. Im Gegensatz dazu sei der Ausfall des Fests für die Besucher das deutlich kleinere Übel. "Wenn wir in Zeil ein Jahr lang nicht feiern, davon geht die Welt auch nicht unter."
Kein Pfingstfest in Königsberg
Zeitlich am nähesten und gewissermaßen der Auftakt in die große Festsaison wäre das Königsberger Pfingstfest Ende Mai gewesen. Zwar ist es noch nicht offiziell im Stadtrat bekanntgegeben worden, doch Bürgermeister Claus Bittenbrünn bestätigt telefonisch: "Auch wir werden das Fest absagen." Demzufolge wird wohl auch der traditionelle Auszug der Bürgerwehr nicht stattfinden werden.
"Vor allem für Schausteller, Dienstleister und Zulieferer ist diese Situation schlimm", führt Bittenbrünn weiter aus. "Aber wir können nichts machen. Das Pfingstfest wird ausfallen." Die Veranstaltung in ein Herbstfest umzumodeln, komme für die Königsberger dabei nicht in Frage. Pfingstfest oder nichts - so die Devise, die als Durchhalteparole bis Mai 2021 gelten dürfte.
Biertage in Eltmann fallen aus
Ein weiteres Fest im Juli, das nicht stattfinden werden wird, sind die Biertage in Eltmann. Das bestätigte Claudia Reinwand, Mitglied des Gremiums der Festgemeinschaft. "Das ist sozusagen höhere Gewalt", sagt Reinwand. "Aber das wichtigste ist, dass wir alle auf uns aufpassen. Das hat Vorrang gegenüber Festen wie unseren Biertagen." Auch in Eltmann habe man noch kaum Vorleistungen getätigt, der finanzielle Schaden ist demnach gering. Die Planungen waren jedoch laut Reinwand schon weit fortgeschritten: "Von uns aus hätte das Fest morgen stattfinden können." Nun müssen die Eltmanner, wie auch viele andere im Landkreis, bis nächstes Jahr warten.