
Dominik Lenhart aus Haßfurt ist gerade einmal 14 Jahre alt, doch als Musiker hat er schon einige große Erfolge vorzuweisen – gerade, was die Teilnahme an Wettbewerben angeht. Im Jahr 2019 war er bei "Jugend musiziert" Drittplatzierter auf Bundesebene. Nun hat er unter Beweis gestellt, dass er Musik nicht nur spielen, sondern auch schreiben kann: Dominik Lenhart gehört zu den Siegern des bayerischen Landeswettbewerbs "Jugend komponiert". Das war mit viel Arbeit verbunden, doch die hat sich gelohnt: Unter anderem war eine seiner Kompositionen im Radio zu hören.
Das Musizieren und Komponieren hat Dominik Lenhart bei JoGo-Musik gelernt, der Musikschule, die Joachim Göbel und sein Sohn Jonas gemeinsam in Wonfurt betreiben. Jonas Göbel, bei dem Dominik Lenhart Unterricht am Klavier, am Klassischen Schlagwerk sowie in Komposition hat, bezeichnet den Jugendlichen als "Ausnahmeschüler". Bei Joachim Göbel hat Lenhart Schlagzeugunterricht.
Ein Flyer weckte das Interesse
Auf den Wettbewerb "Jugend komponiert", an dem Jugendliche im Alter zwischen zwölf und 20 Jahren teilnehmen dürfen, war der 14-Jährige im vergangenen Jahr durch Flyer aufmerksam geworden. Diese lagen aus, als er 2019 bei "Jugend musiziert" teilnahm. "Ich war sehr aufgeregt, dass ich da mitmachen konnte", sagt er. Dafür musste sich der Nachwuchskomponist erst einmal für eine Kategorie entscheiden, in der er antreten wollte. Er wählte die "Freie Besetzung", in der er selbst das Instrument auswählen konnte, für das er ein Stück schreiben wollte – und entschied sich für das Marimbaphon, das zum Schlagwerk gehört, das er bei Jonas Göbel lernt.
"Beim Marimbaphon ist er beheimatet", sagt Göbel. Seit knapp zehn Jahren hat Dominik Lenhart Musikunterricht, vor rund fünf Jahren entdeckte er dann das Marimbaphon für sich. Für die Teilnahme an dem Kompositionswettbewerb musste er sein Stück bis Mitte Januar in zwei verschiedenen Formen einreichen: Zum einen musste er es ausnotiert, also in Notenschreibweise abgeben, zum anderen war eine Aufnahme nötig.
Der Sieg war eine große Überraschung
Diese Aufnahme spielte Lenhart selbst ein. Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn so mancher Komponist schreibt auch Stücke für Instrumente, die er selbst nicht oder zumindest nicht ausreichend gut spielen kann. Doch das Marimbaphon spielt der 14-Jährige auf sehr hohem Niveau, was ihm auch beim Komponieren zugute kam. "Beim Einspielen war ich ziemlich aufgeregt", berichtet er. "Es sollte ja alles möglichst perfekt werden."
Als ihn dann im Februar die Nachricht erreichte, dass er einer der zehn Teilnehmer war, die eine Jury aus Profi-Musikern als Preisträger ausgewählt hatte, war die Freude groß – und auch die Überraschung. Denn große Chancen auf einen Sieg hatten sich weder der Musikschüler noch sein Lehrer Jonas Göbel ausgerechnet. Nicht wegen der musikalischen Fähigkeiten des Jugendlichen, sondern wegen der Ausrichtung des Wettbewerbs.
"Er zeigt, dass es auch anders geht"
Denn der legt einen starken Fokus auf Neue Musik, wie Göbel berichtet. Sprich: Stücke, die bestimmte moderne Stilelemente nutzen, haben bei den Juroren die Nase vorn. Doch auf eben diese Stilmittel verzichtete Dominik Lenhart, was auch seinem persönlichen Geschmack geschuldet ist. Denn für die meisten Zuhörer ist das, was Musikexperten unter Neuer Musik verstehen, eher gewöhnungsbedürftig. Sie ist nur wenig melodisch und setzt stark auf absichtliche Dissonanzen - also Töne, die sich zusammen recht schräg anhören. Für Musikwissenschaftler durchaus interessant, doch selbst unter Musikern nicht unbedingt das, was man sich gerne in seiner Freizeit zum Spaß anhört.
Dominik Lenharts Wettbewerbsbeitrag "The Journey" ist dagegen eingängig und melodisch. Jonas Göbel betont, er finde das gut, denn "er zeigt, dass es auch anders geht". Am Abend des 29. Juli steht in München ein Konzert an, bei dem die Stücke der Preisträger vor Publikum aufgeführt werden – zumeist von dafür beauftragten Profi-Musikern, Dominik Lenhart wird "The Journey" allerdings selbst spielen. Jonas Göbel glaubt, dass viele im Publikum das Stück als Auflockerung empfinden werden. Denn er geht davon aus, dass der Großteil der anderen Kompositionen doch eher im schwer zugänglichen Stil der Neuen Musik geschrieben ist.
Kein Workshop in Corona-Zeiten
Eigentlich wäre der Musiklehrer gerne dabei gewesen, wenn sein Schüler auf der Bühne steht, doch das wird wahrscheinlich nicht möglich sein: Aufgrund der Corona-Pandemie ist die Zahl an Begleitern, die die Preisträger mitbringen dürfen, stark begrenzt.
Corona war auch der Grund, warum ein anderer Programmpunkt ausfallen musste. Denn der Preis für die Sieger wäre eigentlich eine einwöchige Kompositionswerkstatt in München in den Osterferien gewesen. Um für den ausgefallenen Workshop einen Ersatz zu bieten, wurde dann kurzfristig ein Education-Programm erarbeitet, an dem die jugendlichen Komponisten von zu Hause aus teilnehmen konnten. Im Zuge dieses Programms bekam jeder von ihnen ein Instrument zugewiesen, für das er ein Stück komponieren sollte. Diese Stücke wurden dann von Musikern des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks aufgenommen und auf dem Radiosender BR-Klassik gespielt. So ist auch Dominik Lenharts Beitrag "Konversation 1" weiterhin in der BR-Mediathek zu hören.
Schreiben für ein ungewohntes Instrument
Seine Aufgabe war, ein Cello-Stück zu schreiben, das dann von dem Cellisten Hanno Simons für den Rundfunk eingespielt wurde. Nun kamen auf Dominik Lenhart auch gerade die Schwierigkeiten zu, die er bei "The Journey" vermeiden konnte: Zum einen musste er nun für ein Instrument schreiben, das er selbst nicht spielen kann, zum anderen wagte er hier nun doch einen Ausflug in die Neue Musik mit ihren gewöhnungsbedürftigen Stilelementen.
Unterstützung erhielt er dabei von Jonas Göbel, der sich allerdings auch in einige Dinge erst einmal einarbeiten musste: "Ich bin ja selbst auch kein Cellist." So mussten sie sich zunächst über den Tonumfang eines Cellos informieren sowie über die Frage, wie schnelle Tonfolgen sich auf diesem Instrument eigentlich spielen lassen. Tipps zur Überarbeitung gab es dann von dem Komponisten Minas Borboudakis. Innerhalb von einer Woche musste die Komposition stehen. Eine Zeit, die Lenhart und Göbel als sehr anstrengend und herausfordernd beschreiben.
Wenn er seine Marimba-Komposition "The Journey" spielt, ist Dominik Lenhart viel mehr in seinem Element. Am 29. Juli, dem Tag der Uraufführung in München, soll auch eine Aufnahme des Stückes entstehen, die dann unter anderem auf dem Youtube-Kanal von Jonas Göbel zu finden sein soll.