zurück
Zeil
Junge "Marathonläufer": Zeiler Schulkinder rennen für das Kinderhospiz Bamberg zusammen fast 900 Kilometer weit
Das gute Beispiel: Beim Spendenlauf der Grundschule Zeil-Sand kamen über 19.000 Euro zusammen. Die Sponsoren waren von der Ausdauer überrascht.
'Ganz schön anstrengend' lautete das Fazit der Schulkinder aus Zeil und Sand nach dem Lauf. Aber der gute Zweck rechtfertigte die Anstrengungen der Kids.
Foto: Pia Mühlfelder | "Ganz schön anstrengend" lautete das Fazit der Schulkinder aus Zeil und Sand nach dem Lauf. Aber der gute Zweck rechtfertigte die Anstrengungen der Kids.
Wolfgang Sandler
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:11 Uhr

Sie rannten, als ginge es um einen Eintrag ins Guinessbuch der Rekorde, die Grundschulkinder aus Zeil und Sand. Doch sie rannten nicht für sich, sondern für ihre Altersgenossen im Kinder- und Jugendhospiz "Sternenzelt" in Bamberg. Sie rannten, um Geld zu sammeln, das den Kindern im Hospiz vielleicht den einen oder anderen Wunsch erfüllen kann.

Leider, so Einrichtungsleiterin Beate Neumeister, gebe es in Deutschland derzeit keine kostendeckende Finanzierung für Kinderhospize. Deshalb würden für den Bau und den Betrieb dieser so wichtigen Einrichtungen Spendengelder benötigt, um den schwerstkranken Kindern und Jugendlichen zusammen mit ihren Familien eine besondere Auszeit zu ermöglichen.

Fast 300 Mädchen und Buben haben mitgemacht

Das gab den Ausschlag, als fast 300 Kinder der Grundschule Zeil/Sand und der Elternbeirat sich entschlossen, Ende Juni statt eines Schulfestes lieber einen Spendenlauf zu organisieren. Demokratisch wählten die Buben und Mädchen aus drei Institutionen das Hospiz "Sternenzelt" in Bamberg aus, malten sogar im Rahmen eines Wettbewerbs Bilder zum Thema Hospiz, und anschließend machte sich der Elternbeirat unter der Führung von Jenny Stößel mit Unterstützung der planenden Lehrerinnen Kristina Franke und Christine Tully an die Umsetzung der Idee. "Kinder laufen für Kinder" wurde als Motto gewählt.

Aber wie sollte bei dem Lauf das dringend benötigte Geld zusammenkommen? Die Kinder wollten so viele Runden wie möglich rund ums Caritashaus in Zeil laufen. Das entspricht einer Länge von rund 400 Metern. Die Kinder suchten sich Sponsoren, die bereit waren, pro gelaufene Runde einen Geldbetrag zu spenden. Das konnten die Eltern sein, Großeltern, Tanten, Onkels oder auch Firmen. Was die alle gemein hatten: Sie unterschätzten gewaltig das Durchhaltevermögen der Kleinen, die sich noch dazu tatkräftige Unterstützung durch ihre Geschwisterchen aus den Kindergärten geholt hatten.

Amalia aus der dritten Klasse gewann beim Malwettbewerb den ersten Preis. Ihr Bild durfte den Titel des anlässlich des Spendenlaufs erstellten Flyers zieren.
Foto: Pia Mühlfelder | Amalia aus der dritten Klasse gewann beim Malwettbewerb den ersten Preis. Ihr Bild durfte den Titel des anlässlich des Spendenlaufs erstellten Flyers zieren.

Es stand aber jedem Sponsor offen, wie viel er schließlich berappen wollte. So kam die Mutter eines Migrantenkindes mit einem Umschlag zu den Organisatorinnen, in den sie "was ich halt geben kann" gesteckt hatte. Darin waren vierzig Euro von dem Bisschen, das sie zum Leben hat.

"Trotz nicht idealen Wetters herrschte richtige Gänsehautatmosphäre."
Rektorin Andrea Rauh über den Spendenlauf

Unter der Organisation des Elternbeirats wirkten zahlreiche Helfer mit, so dass aus dem Event eine Erfolgsgeschichte werden konnte. Unterwegs standen Getränke bereit, die Feuerwehr garantierte die Sicherheit der jungen Athletinnen und Athleten. Für das Wohl der begeistert mitgehenden Zuschauerinnen und Zuschauer war ebenfalls mit Kaffee, Kuchen und Bratwürsten gesorgt.

Alle Heldinnen und Helden vereint: Die Spendenübergabe aus dem Zeiler Benefizlauf an das Kinderhospiz in Bamberg.
Foto: Wolfgang Sandler | Alle Heldinnen und Helden vereint: Die Spendenübergabe aus dem Zeiler Benefizlauf an das Kinderhospiz in Bamberg.

"Trotz nicht idealen Wetters", so Schulleiterin Andrea Rauh im Gespräch mit dieser Redaktion, "herrschte richtige Gänsehautatmosphäre. Die Kinder haben sich so angestrengt, keines hat vorzeitig aufgegeben." Runde um Runde – insgesamt rund 2200 an der Zahl – absolvierten die jungen Dauerläufer und so stieg das Guthaben Euro um Euro kontinuierlich an. Am Ende steht dann die unglaubliche Summe von 19.231,11 Euro auf dem Scheck. Und diesen Scheck bekam das Kinderhospiz vergangenen Donnerstag überreicht.

"Ein ganz toller Betrag, mit dem man wirklich was machen kann."
Beate Neumeister, Leiterin des Kinder- und Jugendhospizes Sternenzelt in Bamberg

Beate Neumeister hat Tränen in den Augen. Sie war bei der Veranstaltung selber vor Ort, sogar eine Runde mitgelaufen und schon damals absolut "begeistert, wie engagiert die Kinder waren". Sie freut sich riesig über den "ganz tollen Betrag, mit dem man wirklich was machen kann. Wahnsinn, wie viel da zusammengekommen ist".

Keines der teilnehmenden Kinder gab vorzeitig auf. Die Grundschülerinnen und -schüler liefen, bis auf ihrem Laufzettel kein Platz mehr war.
Foto: Pia Mühlfelder | Keines der teilnehmenden Kinder gab vorzeitig auf. Die Grundschülerinnen und -schüler liefen, bis auf ihrem Laufzettel kein Platz mehr war.

Die Betreuung der erkrankten Kinder bringe die Eltern an die Grenzen ihrer physischen und psychischen Belastbarkeit, berichtet die Hospizleiterin aus ihrem Alltag. "Einrichtungen wie das neu errichtete Kinder- und Jugendhospiz Sternenzelt in Bamberg begleiten und unterstützen die Betroffenen in der schweren Zeit." Seit April 2023 könnten hier Kinder und Jugendliche mit ihren Eltern und Geschwistern eine Auszeit von ihrem Alltag erleben.

Das Hospiz in Bamberg nehme betroffene Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis zur Vollendung des 26. Lebensjahres in der stationären sowie teilstationären Einrichtung auf. Auch ein Aufenthalt zur Sterbe- und Trauerbegleitung mithilfe seelsorgerischer und psychologischer Fachkräfte sei möglich.

Beim Start des Spendenlaufs der Grundschule Zeil/Sand waren noch alle Kinder eng beieinander. Im Laufe der Aktion zog sich das Teilnehmerfeld auseinander.
Foto: Pia Mühlfelder | Beim Start des Spendenlaufs der Grundschule Zeil/Sand waren noch alle Kinder eng beieinander. Im Laufe der Aktion zog sich das Teilnehmerfeld auseinander.

Viele Familien mit sterbenskranken Kindern seien zudem finanziell schlecht gestellt, erklärt Neumeister, da oft ein Elternteil kaum einer Arbeit nachgehen könne, weil ja das Kind zu Hause versorgt werden müsse. Durch die Spendengelder könnten zum Beispiel Ausflüge für betroffene Familien realisiert werden, oder ein Fahrrad angeschafft, oder ein Rolli. "Musik- und Kunsttherapie, das läuft alles ausschließlich über Spenden."

Es ging es nicht darum, wer am schnellsten das Ziel erreicht, sondern wie viele Runden jedes Kind schaffte, um Sponsorengelder zu bekommen.
Foto: Nicole Tschiggfrey | Es ging es nicht darum, wer am schnellsten das Ziel erreicht, sondern wie viele Runden jedes Kind schaffte, um Sponsorengelder zu bekommen.

"Da kriegt man Gänsehaut", sagt Neumeister, "wenn man sieht, wie begeistert die Kinder sich in die Aufgabe reingekniet haben. Kinder gehen mit diesem Thema viel offener um, es ist für sie noch nicht so ein Tabu, wie es Erwachsene dabei empfinden."

Ein gesundes Kind zu haben ist nicht selbstverständlich

"Ein gesundes Kind zu haben, ist nicht selbstverständlich", erklärt Pia Mühlfelder das Engagement von Kindern, Sponsoren, Helfern und Organisatoren. "Durch diesen Lauf", sagt die Mama, die selbst kräftig gespendet hat, "wird uns das allen bewusst." Umso wichtiger sei es, das Bamberger Kinderhospiz zu unterstützen. "Denn auch wir alle könnten dessen Hilfe irgendwann einmal gebrauchen. Bei diesem Lauf ging es nicht um den einzelnen Läufer, sondern um die Gemeinschaft. Und darum, mit dem Geld diesen Kindern schöne Momente zu ermöglichen."

"Das war ganz schön anstrengend. Aber ich habe viele Runden geschafft."
Schülerin Emma über ihre Teilnahme am Spendenlauf

Genau wie alle anderen Sponsoren hatte aber auch Pia Mühlfelder nicht mit so einem leidenschaftlichen Willen der Kinder gerechnet. Zweitklässlerin Emma hatte noch vor dem Lauf angekündigt: "Ich laufe so viele Runden wie ich kann, bis kein Platz mehr auf meinem Laufzettel ist." Und nach dem Rennen schnaufte das Kind zufrieden: "Das war ganz schön anstrengend. Aber ich habe viele Runden geschafft. Jetzt können die Kinder in Bamberg mit ihren Familien einen schönen Ausflug machen."

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Zeil
Wolfgang Sandler
Feuerwehr Abersfeld
Grundschule Ebelsbach
Grundschule Zeil-Sand
Grundschulkinder
Migrantenkinder
Mädchen
Mütter
Schulkinder
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top