Fiona Freifrau Loeffelholz von Colberg ist seit zehn Jahren Sprecherin und Organisatorin der Bamberger Kunst- und Antiquitätenwochen. Im Interview mit unserer Redaktion gibt sie Einblicke in das Erfolgsgeheimnis dieses international bedeutsamen Ereignisses.
Frage: 25 Jahre Bamberger Kunst- und Antiquitätenwochen sind eine beachtliche Zeitspanne. Wie hat sich dieses Event im Laufe der Jahre gewandelt?
Fiona Von Colberg: Die Anfänge bestanden in der schönsten Trittbrettsituation, die man sich vorstellen kann. Im Juli und August kam immer schon das Internationale Publikum der Bayreuther-Festspiele nach Bamberg. Und vor 25 Jahren haben sich Istvan Csonth, Walter Senger, Christian Eduard Franke-Landwers und Matthias Wenzel gemeinsam dazu entschlossen dieser positiven Situation einen Namen zu geben: „Die Bamberger Kunst- und Antiquitätenwochen“. Und dieses Konzept hat sich bewährt. Als ich die Antiquitätenwochen vor zehn Jahren übernommen habe, gab es ein sehr solides Fundament auf dem man gut aufbauen konnte. Heute schreiben alle großen Zeitungen über unsere Antiquitätenwochen, und wir sind nicht mehr die Trittbrettfahrer der Bayreuther Festspiele sondern eine absolut eigenständige Veranstaltung. Schauen Sie: In diesem Jahr finden keine Bayreuther Festspiele statt, aber es werden genauso viele Menschen zu den Antiquitätenwochen kommen, da wir eben nicht mehr abhängig von Bayreuth sind.
Jubiläen werden üblicherweise gefeiert. Doch die Corona-Pandemie macht einen Strich durch die Rechnung. Wäre es nicht sinnvoller gewesen, die Wochen in diesem Sommer zu verschieben, zumal ja auch das Begleitprogramm gestrichen werden muss?
Von Colberg: Nun, wir haben lange darüber nachgedacht, ob in diesem Jahr die Durchführung sinnvoll und angebracht ist. Aber vielleicht ist es gerade ein schönes Signal, wenn in diesem so schwierigen Jahr auch einmal eine positive Nachricht verkündet werden kann und nicht eine weitere Veranstaltung abgesagt werden muss. Und vielleicht sehnen sich die Menschen gerade jetzt nach der Tradition und Erfahrung unserer Vorfahren und besinnen sich ganz bewusst auf historische Städtereisen innerhalb Deutschlands. Und da ist sicherlich unser Bamberg ein schönes Ziel. Unser Begleitprogramm war einfach im Vorfeld schwierig zu planen, da man ja nicht sagen konnte, wie sich die Situation verändern wird. Daher müssen wir einfach sehr spontan planen. Matthias Wenzel plant auf alle Fälle wieder einen Vortrag, das Datum werden wir kurzfristig bekannt gegeben.
Frage: Stammkunden kamen bisher vor allem aus dem benachbarten Bayreuth, wo zeitgleich die Wagner-Festspiele liefen. Die fallen nun auch aus. Wo sollen die Interessenten jetzt herkommen?
Von Colberg: Wie eingangs schon erwähnt, sind wir nicht mehr abhängig von Bayreuth. Sicher ist mit etwas weniger internationalem Publikum zu rechnen wegen der Pandemie, aber mit um so mehr Kunden aus Deutschland. Einige haben sich bereits angemeldet, die auf den Bamberger Kunsthandel durch die Medien der letzten Jahre aufmerksam geworden sind und bisher nie die Zeit gefunden haben, nach Bamberg zu kommen, es aber immer schon vor hatten. In diesem Jahr machen sehr viele keine Auslandsreise, sondern ganz bewusst Reisen innerhalb Deutschlands an kunsthistorisch interessante Orte. Wir haben also keine Sorge, dass das Festspielpublikum ausfallen wird, sondern wir freuen uns auf viele Menschen, die gezielt zu den Antiquitätenwochen kommen.
Frage: Bei dem Überangebot von Antiquitäten gerade auch in Bamberg kann wohl nicht mehr von sicherer Geldanlage und Wertbeständigkeit gesprochen werden. Warum soll sich jemand mit alten Objekten abgeben?
Von Colberg: An erster und wichtigster Stelle aus Liebe zu dem Objekt. Antiquitäten strahlen eine ganz besondere Atmosphäre aus- was ein neues Möbel gar nicht kann. Man taucht in die Geschichte ein und stellt sich vor, wo dieser Sekretär gestanden hat, wer hier welche Liebesbriefe geschrieben hat und welche geheimen Dokumente er verborgen haben mag. Ein bisschen fühlt man sich beschützt durch die Vorfahren, wenn man deren Kunstwerke in den eigenen vier Wänden hat. Mit einer Antiquität, einem alten Gemälde und altem Silber lebt man. Moderne Stücke können sehr ästhetisch sein, sind aber meist eher kühl und strahlen weniger Wärme aus. Mit diesen lebt man nicht, sondern man benutzt bzw. gebraucht sie. Ob eine Antiquität eine Wertanlage ist, kommt sehr auf die Qualität an. Stücke, die kunstvoll verarbeitet sind, aus edlem Material und in gutem Erhaltungszustand, behalten natürlich ihren Wert, und dieser wird sich mit der Zeit auch steigern und kann somit natürlich auch als Geldanlage zu sehen sein. Das Qualitätssiegel in Bamberg wird belegt durch die Kunden. Denn nicht nur Privatleute kaufen hier ein, sondern auch sämtliche namhafte Museen der ganzen Welt gehören zu den wiederkehrenden Kunden.
Frage: Seit zehn Jahren organisieren Sie die Kunst- und Antiquitätenwochen. Was fasziniert Sie so an dieser Aufgabe?
Von Colberg: Zunächst einmal sind da die sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten der einzelnen Kunsthändler. Der spielerische und charmante Christian Eduard Franke-Landwers, der so herzliche und engagierte Matthias Wenzel und der Macher und Multiplikator Walter Senger, dem sicher gemeinsam mit den zuvor genannten zu einem großen Stück mit zu verdanken ist, das Bamberg heute die Antiquitätenstadt Europas geworden ist. Aber auch die anderen Kunsthändler wie Julia Heiss und Joseph Schlosser habe ich in den letzten Jahren ins Herz geschlossen. Und es ist immer wieder eine Freude, sich mit ihnen zu unterhalten. Die unterschiedlichen Persönlichkeiten machen das Arbeiten immer abwechslungsreich und spannend und stellen mich auch immer wieder vor neue Herausforderungen.