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Hofheim
Hofheim: Zusammenarbeit zum Wohl des Waldes
Die Wälder im Landkreis Haßberge leiden. Der Klimawandel ist ein Problem. Aber nicht das einzige. Zwei Organisationen arbeiten jetzt gemeinsam daran, den Forst zu retten.
Zum Wohl des Waldes haben die Forstbetriebsgemeinschaft Haßberge (FBG) und das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) eine Kooperation begonnen. Das Foto zeigt (vorne, von links) Forstoberrat Jürgen Hahn und FBG-Vorsitzenden Wolfgang Borst gemeinsam mit (hinten, von links) den Forstlichen Beratern Jürgen Schaffhauser und Till Zimmmermann, Landtagsabgeordnetem Steffen Vogel, FBG-Geschäftsführerin Birgitt Ulrich, Forstlichem Berater Patrick Valtenmeier und Landrat Wilhelm Schneider.
Foto: Martin Schweiger | Zum Wohl des Waldes haben die Forstbetriebsgemeinschaft Haßberge (FBG) und das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) eine Kooperation begonnen.
Martin Schweiger
 |  aktualisiert: 29.03.2021 10:36 Uhr

Die Wälder in den Landkreisen Schweinfurt und Haßberge sind das zweite Wohnzimmer von Forstoberrat Jürgen Hahn. Er kennt sich dort aus wie keine anderer. Und was er am Montag im Bürgerzentrum Hofheim schilderte, ist dramatisch. Der Wald habe in den vergangenen zwei Jahren gewaltig gelitten, sagte Hahn. Im Kreis Schweinfurt sei es schon immer trocken gewesen. Aber die Wälder im Kreis Haßberge habe es "mit voller Wucht getroffen". Doch nicht nur der Klimawandel, sondern auch die demographische Entwicklung bei den im Schnitt immer älter werdenden Waldbesitzern stelle die Forstwirtschaft vor große Herausforderungen.

Um diesen zu begegnen, schlossen die Forstbetriebsgemeinschaft Haßberge (FBG) und das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) am Montag eine Kooperationsvereinbarung, mit der ein wesentliches Element des Waldpaktes aus dem Jahr 2018 zwischen der bayerischen Staatsregierung und den forstlichen Zusammenschlüssen der Waldbesitzer auf lokaler Ebene umgesetzt wird. Der Schwerpunkt der künftigen Zusammenarbeit liegt in der Unterstützung der Waldbesitzer beim Waldumbau sowie in gemeinsamen Fortbildungsangeboten. Dazu zählen Informationsabende, forstpraktische Schulungen sowie Lehrfahrten.

Käferbefall und Dürre machen dem Wald schwer zu schaffen. Auch im Landkreis Haßberge sind die Auswirkungen zu sehen. Die Forstbetriebsgemeinschaft Haßberge arbeitet deshalb künftig mit dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zusammen.
Foto: Stefanie Brantner | Käferbefall und Dürre machen dem Wald schwer zu schaffen. Auch im Landkreis Haßberge sind die Auswirkungen zu sehen.

Die Waldbesitzer sollen in dieser schwierigen Zeit bestmöglich unterstützt werden, damit der Wald auch in Zukunft seine wichtigen Funktionen "Ökologie, Ökonomie und Soziales" für die Gesellschaft erbringen kann, schreibt die FBG in einer Presseerklärung. Finanzielle Unterstützung erhalten die Waldbesitzer dabei aus München. Mit einem millionenschweren Förderprogramm will Staatsministerin Michaela Kaniber den Aufbau klimafester und artenreicher Wälder im Freistaat vorantreiben, heißt es in einer Pressemitteilung des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Die Ministerin hat dazu die Zuschüsse für private Waldbesitzer und Kommunen, die zukunftsfähige Mischwälder pflanzen, pflegen und erhalten, nahezu verdoppelt. Der Freistaat übernimmt damit künftig bis zu 90 Prozent der entstehenden Kosten.

Finanzspritzen für die bayerischen Wälder

"Unsere Wälder leiden sehr unter dem Klimawandel. Wir müssen sie stärken und für die Zukunft rüsten, damit wir sie für unsere Kinder und Enkel erhalten können", sagte Kaniber in München. Weil klimafeste Zukunftswälder allen Bürgern zugutekommen, unterstütze der Freistaat die Waldbesitzer bei dieser Riesenaufgabe. Bis zu 80 Millionen Euro, davon 30 Millionen Bundesmittel, wolle die Ministerin allein in diesem Jahr bereitstellen. Sie erwarte sich davon kräftigen Rückenwind für den Umbau labiler Nadelwälder und eine rasche Wiederaufforstung der durch Stürme, Dürre oder Schädlinge entstandenen Kahlflächen. Eine besondere Herausforderung sind dabei laut Kaniber die in Bayern oft geringen Besitzgrößen: 56 Prozent des Waldes, der Bayern auf rund 1,5 Millionen Hektar bedeckt, sind auf 700 000 private Waldbesitzer verteilt. Zwölf Prozent der Wälder gehören den Kommunen, 30 Prozent dem Staat und zwei Prozent dem Bund. Im Bereich der FBG Haßberge sind von den rund 800 Mitgliedern etwa 80 Prozent Besitzer von Privatwäldern.

Wertvolle Kohlendioxid-Speicher

Ministerin Kaniber zufolge ist der Wald nicht nur Betroffener des Klimawandels, sondern auch wichtiger Teil der Lösung. Wälder seien als Klimaspeicher von unschätzbarem Wert. "Wenn Bäume wachsen, entziehen sie der Atmosphäre Kohlendioxid und speichern es als Kohlenstoff im Holz – allein in Bayern rund 27 Millionen Tonnen pro Jahr", sagt Kaniber. Weil aber sterbende Bäume das Klimagas wieder freisetzen, sei es entscheidend, die Wälder auf Dauer intakt, stabil und vital zu halten. Dafür brauche es Baumarten, die dem Klima der Zukunft standhalten können.

Zudem seien die Waldbesitzer gut beraten, in ihren Wäldern künftig auf drei oder mehr unterschiedliche Baumarten zu setzen, um klimabedingte Risiken zu streuen. Weil es hier an Erfahrung oft fehlt, hat die Ministerin jetzt von einer Arbeitsgruppe aus Wissenschaftlern und Praktikern Leitlinien für die Praxis erarbeiten lassen. Sie zeigen Chancen und Risiken für bereits etablierte sowie alternative Baumarten und sollen die Auswahl geeigneter Baumarten für stabile Zukunftswälder erleichtern.

Gespräche mit Waldbesitzern und Jägern

Wie Landtagsabgeordneter Steffen Vogel sagte, ist es das Ziel der Regierung, den Waldbesitzern finanzielle Anreize zur Anpflanzung bereitzustellen. Landrat Wilhelm Schneider betonte bei der Vertragsunterzeichnung in Hofheim, dass jeder Waldbesitzer gebraucht wird, um den Wald für die Zukunft aufzustellen. Hofheims Bürgermeister Wolfgang Borst will in seiner Funktion als Vorsitzender der FBG Haßberge im Mai mit Waldbesitzern und Jägern zusammen ein Gespräch führen. Seiner Ansicht nach bietet die Naturverjüngung dem Wald die besten Überlebenschancen.

 
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