„Eine derartige Situation im Wald gab es noch nie. Sie ist existenzbedrohend für viele Waldbesitzer“ brachte der Vorsitzende der Forstbetriebsgemeinschaft Haßberge (FBG), Wolfgang Borst, die Sorgen der mehr als 800 privaten und kommunalen Waldbesitzer in der FBG während der Jahreshauptversammlung in Rügheim auf den Punkt.
Dass Hofheims Bürgermeister mit diesem Statement nicht übertreibt, wurde im Vortrag von Forstoberrat Jürgen Hahn deutlich. Demnach lag die Niederschlagsmenge in Köslau von Januar bis Mai dieses Jahres im normalen Bereich. Dennoch würden 450 Millimeter, das heißt die doppelte Raumhöhe an Wasser pro Quadratmeter fehlen, bedingt durch die Trockenheit im Vorjahr.
Auch Laubholzbestände gefährdet
„Es geht in Richtung Steppen-Klima“ meinte Hahn. Dies habe nicht nur Auswirkungen auf die auch durch den Käferbefall bereits stark geschädigten Fichtenbestände. Die Buche zeige kaum Laubaustrieb. Die Eiche sei durch den Schwammspinner gefährdet wie noch nie und auch der Bergahorn und die Douglasie seien nicht unverwundbar.
Die Rußrindenkrankheit sei zwar bislang nur im Landkreis Schweinfurt aufgetreten, könne sich aber auch auf die Haßberge ausdehnen. Einziger Profiteur der derzeitigen Lage sei der Specht, endete Hahn seinen Vortrag mit ironischem Unterton.
Geschäftsführerin Birgitt Ulrich appellierte an die Waldbesitzer, das vom Käfer befallene Holz schnellst möglich aus dem Wald zu schaffen und dabei auch Waldnachbarn zu helfen. Der Staat habe den Zuschuss dafür von vier auf fünf Euro pro Festmeter Holz erhöht, so Ulrich.
Nadelholzpreise sinken weiter
Insgesamt habe die Vermarktungsmenge an Holz im vergangenen Jahr 33 753 Festmeter betragen. 215 vermarktende Mitglieder waren beteiligt. 14 353 Festmeter Fichtenholz (43 Prozent), 12 240 Festmeter Laubholz (36 Prozent) und 7160 Festmeter Kiefernholz wurden vermarktet.
Bei den Laubholzsubmissionen wurden 4884 Festmeter Holz vermarktet (Vorjahr: 4199). Bei einer Nadelholzsubmission wurden 615 Festmeter Holz vermarktet (Vorjahr: 615). Die Nadelholzpreise würden im Lauf des Jahres weiter sinken. Es solle kein Frischholzeinschlag im Nadelholz stattfinden. Vor einem Einschlag sollte Rücksprache mit der FGB erfolgen.
Erfreulicher sei die Lage beim Laubholz. Die Brennholznachfrage sei gut. Da wenig Laubholz geschlagen wurde, seien die Preise für Eiche um acht bis zwölf Prozent gestiegen und auch für Buche seien die Preise auf stabilem Niveau.
Großer Zulauf an Mitgliedern
Der Gewinn der FBG lag im Jahr 2018 noch bei rund 40 000 Euro. Dies werde in diesem Jahr nicht mehr zu halten sein. Den Gewinn für 2019 bezifferte Ulrich auf 3000 Euro. Borst sagte, dass ein Rücklagenpolster für die anstehenden wohl eher mageren Jahre vorhanden sei. Positiv sei, so Ulrich, der derzeitige große Zulauf an Mitgliedern.
Auf das Thema „Jagd – Herausforderung beim Waldumbau“ kam Götz Freiherr von Rotenhan, der Vize-Präsident des Bayerischen Waldbesitzerverbands in seinem Referat zu sprechen.
Von Rotenhan prangerte die zu hohe Verbissbelastung im Landkreis Haßberge an, die gesetzeswidrig sei. Der Waldumbau sei im Interesse aller, weshalb angepasste Wildbestände vonnöten seien. Gemeinsame Waldbegänge von Jägern und Waldbesitzern seien das „A und O“.
Die Jagd werde immer schwieriger, da die Vegetationszeit immer früher einsetze, so von Rotenhan weiter. Hegeschauen würden nichts über den Wildbestand aussagen, sondern seien ein Relikt aus der Vergangenheit. (msch)