Wenn's nur noch viel mehr Frauen wie Eva Werner geben würde. Dann wäre Vielen in den Haßberg-Kliniken wohler ums Herz. Entspannt steht die junge Mutti auf der Geburtshilfe und schaut zu ihrer Tochter Alina, die gerade liebevoll von Hebamme Carola Lutsch und Schwester Sonja Jäger umsorgt wird. Weil es in der Haßfurter Klinik familiär zugehen soll, darum hat sie sich „bewusst für Haßfurt entschieden“, hier Alina auf die Welt gebracht. Und – war es so? „Ja“, sagt Eva Werner und fügt an: „Alles hat gepasst“. Was sie vorher über die Geburtshilfe gehört hatte, hatte sie so erlebt, vor allem „eine sehr gute Betreuung“.
„Die Botschaft“ transportieren
Auch wenn das Zusammentreffen der Presse mit der jungen Mutti aus Haßfurt nicht geplant war – besser hätten es die Organisatoren eines Pressegesprächs nicht arrangieren können. Im Mittelpunkt des Gesprächs mit Verantwortlichen der Klinik-Verwaltung, Landrat Wilhelm Schneider, Ärzten und Pflegekräften: Die Vorzüge der Haßfurter Geburtshilfe stärker in die Öffentlichkeit zu tragen, aber vor allem eine Tatsache, „die Botschaft“, so Haßberg-Kliniken Vorstand Wilfried Neubauer und Hebamme Alix Jahn, unisono: „Wir sind da und wollen da bleiben.“
Das „Da-bleiben-wollen“ ist unbestritten. Und so bestimmte erst einmal verhaltener Optimismus die Diskussion um die Zukunft der Geburtshilfe, als im vergangenen Jahr der Ministerrat des Freistaats in einem Grundsatzbeschluss die Weichen für ein „Zukunftsprogramm Geburtshilfe“ stellte. Wie berichtet, zielt dieses darauf ab, die Landkreise unter bestimmten Voraussetzungen bei der Finanzierung defizitärer Geburtshilfestationen an Krankenhäusern im ländlichen Raum zu unterstützen.
Dazu gehört: Die Geburtsstation müsse nicht kostendeckend wirtschaften, sich aber gleichzeitig als Hauptversorger in der Region etabliert haben. Dieses Kriterium erfüllt Haßfurt. Die eigentliche Hürde ist allerdings: Mindestens die Hälfte aller Neugeborenen aus dem Landkreis muss in Haßfurt geboren werden.
Ministerratsbeschluss
Und dies macht Probleme, denn, wie berichtet, erblickten in den Jahren seit 2007 zwischen 42 und 50 Prozent der Landkreis-Babys das Licht der Welt in Haßfurt. So wurden etwa im Jahr 2016 nur 46 Prozent aller Neugeborenen im Landkreis in Haßfurt entbunden, im vergangenen Jahr waren es 45 Prozent, so Wilfried Neubauer auf Anfrage.
Warum die Verantwortlichen der Haßberg-Kliniken trotz der Perspektive, die der Minterratsbeschluss aufgetan habe, so Landrat Schneider, nun alarmiert sind: Die Geburten in den ersten beiden Monaten des Jahres liegen weit unter der Zahl, die man benötigt, um die Hürde für die Förderung zu nehmen. Aktuell bei 37 Prozent, so Wilfried Neubauer. 22 Geburten wurden im Januar verzeichnet, 27 waren es im Februar. Um die Hürde zu nehmen müsste die Zahl allerdings bei durchschnittlich etwa 33 Geburten monatlich liegen, so die Einschätzung von Neubauer auf Anfrage der Redaktion. Der Vorstandsvorsitzende verweist allerdings darauf, dass es in der Vergangenheit immer wieder „Ausreißer“ gegeben habe. Zwischen 19 und 36 Geburten seien in vergangenen Jahren im Januar verzeichnet gewesen. Dennoch: Wenn die Entwicklung der ersten beiden Monate weitergehe, dann werde es „dramatisch“, so Neubauer.
Das Modell nach draußen tragen
Um genau dies zu verhindern, stellten Landrat Schneider und Karin Kramer (Referentin Öffentlichkeitsarbeit und Marketing), eine ganze Reihe von Aktionen vor, allesamt mit dem Ziel, so Landrat Schneider, „unser Modell nach draußen zu tragen“. Man wolle mit Informationen auf verschiedenen Ebenen und Medien den werdenden Eltern zeigen, „wie unsere Geburtshilfe arbeitet und sie überzeugen, dass sie sich vertrauensvoll in die Obhut unserer Ärztinnen und Ärzte sowie der Hebammen begeben können“. Was zu diesem „Nach-draußen-tragen“ alles gehört, erläuterte Kramer. Wichtig sei es, zu kommunizieren, „was können wir“, aber auch, „was können wir nicht“.
Die Haßfurter Hebammen hätten für die von ihnen praktizierte behutsame Geburt aus voller Überzeugung gekämpft. Denn die Geburtshilfe in Haßfurt sei tatsächlich etwas anders ausgerichtet, als in den umliegenden Kliniken. Die Hebammen sind nicht nur im Kreißsaal bei der Geburt anwesend, sondern auch während des gesamten Aufenthalts der Mütter im Krankenhaus auf der Station, so Schneider. „Das ist etwas, was ganz besonders von den Eltern geschätzt wird“, es werde eine familiäre Atmosphäre geschaffen. Wenn in der Schwangerschaft Risiken erkannt werden, die eine Entbindung in Haßfurt nicht ratsam erscheinen lassen, so werde dies den Schwangeren mitgeteilt. Dennoch seien die Ärzte und Hebammen in Haßfurt auf Notfälle vorbereitet. Eine enge und sehr häufige Zusammenarbeit gebe es zudem mit den Kinderkliniken in Nachbarkliniken, so Oberarzt Dr. Matthäus Kupietz, der zusammen mit seinem Oberarztkollegen Harald Klossek auch über neue Medizintechnik auf der Geburtshilfe informierte.
Regelmäßige Infoabende
Mit regelmäßigen Infoabenden, und Vorträgen von Chefarzt Dr. Raphael Kupietz oder von Hebamme Carola Lutsch und Dr. Matthäus Kupietz bei den Gesundheitstagen des Landkreises soll für die Haßfurter Geburtshilfe ebenso geworben werden wie auf diversen Medien, unter anderem auf Facebook, berichtete Karin Kramer. Zudem sollen besondere Angebote herausgestellt werden, wie etwa die Kinderosteopathie. Und für Neugeborene wird es Präsente geben – darunter ein Spucktuch mit dem Logo und dem Slogan: „Geboren in den Haßberg-Kliniken“.