Schon in seiner Haushaltsrede hatte Bürgermeister Günther Werner seiner Hoffnung Ausdruck verliehen, wie wichtig es doch wäre, mit der Verabschiedung des Haushalts dann auch ein Kapitel zum Abschluss zu bringen, mit dem sich der Stadtrat schon sehr viele Jahre befasst, dem Bau einer Sporthalle. Und seine Hoffnung wurde erfüllt. Eine seit dem Jahre 2007 währende Odyssee des größten Haßfurter Vereins, des TV Haßfurt, fand am Montag mit der Genehmigung der Sporthalle auf dem ehemaligen Minigolfgelände am Eichelsee sein Happy End. Bei drei Gegenstimmen – Michael Spies, Jürgen Kehrlein (beide CSU) und Sven Schnös (Junge Liste) – wurde das Projekt vom Stadtrat mit deutlicher Mehrheit genehmigt. Der Kauf des betreffenden Grundstücks ist bereits mit Beschluss im Jahre 2016 erfolgt.
Die Situation stellte sich nach Aussage von Bürgermeister Werner dergestalt dar, dass es in Haßfurt zwei von Vereinen betriebene Hallen gebe. Die Turnhalle des TV Haßfurt ist aber nur noch eingeschränkt nutzbar. Die übrigen Hallen sind Schulturnhallen, zudem werde die Dreifachhalle am Schulzentrum in absehbarer Zeit generalsaniert oder gar durch einen Neubau ersetzt. Es war aus Sicht des Bürgermeisters also Zeit zu handeln.
Die neue Halle soll laut Planung des Architekturbüros Baur-Consult als sogenannte Ein-Feld-Sporthalle ausgeführt werden und eine Neuerung darstellen, denn bislang wollte immer der TV Haßfurt als Bauherr auftreten. Die neue Halle soll in einer sogenannten Bauherrengemeinschaft errichtet werden. Die Stadt Haßfurt möchte zusammen mit dem TV Haßfurt und der Waldorfschule, die am Ziegelbrunn nicht weit entfernt von diesem Standort beheimatet ist, die Sporthalle bauen, um entsprechende Förderungen erhalten zu können. Eine Turnhalle für die Waldorfschule als Privatschule würde nach dem Bayerischen Schulfinanzierungsgesetz gefördert, die Beteiligung des Turnvereins ermöglicht Zuschüsse des BLSV. Beiden Mitbauherren müsste jeweils ein 25-jähriges Nutzungsrecht zugestanden werden, um in den Genuss der Zuschüsse zu gelangen.
Laut Berechnungen des Ingenieurbüros Baur-Consult, die Peter Kuhn dem Gremium vorstellte, liegen die Kosten bei geschätzten 3,5 Mio Euro. Für die Förderung wurden durch den Staat eine Mio Euro und durch den BLSV 140 000 Euro in Aussicht gestellt. Für die Stadt bliebe somit als Eigenanteil eine Summe von rund 2,5 Mio Euro.
Die Stadt als Eigentümer könnte die Halle auch anderen Organisationen zur Verfügung stellen, sagte Werner. Eine Vermietung über ein Online-Buchungssystem sei möglich. Andere Sportvereine sowie auch die Volkshochschule könnten die Halle nutzen. Vorgesehen ist eine Halle, die eine Bruttogeschossfläche, also Erdgeschoss und erster Stock zusammen, von 1208 Quadratmetern aufweist. Die neue Turnhalle wird behindertengerecht geplant. Der Zugang erfolgt über Stufen und eine Rampe, ein Aufzug ist vorgesehen. Eine Herausforderung für die Planung stellt auch die notwendige Hochwasserfreiheit dar. Die Sporthalle muss die Erfordernisse eines sogenannten Jahrhunderthochwassers HQ100 erfüllen, so Peter Kuhn.
Bürgermeister Werner hatte eigens zur Vorbesprechung dieses Thema eine nichtöffentliche Sitzung des Stadtrates einberufen, um schon im Vorfeld der Entscheidung das Gremium mit den erforderlichen Informationen zu versehen und eine Aussprache herbeizuführen. Dennoch meldete sich am Montag Michael Spies von der CSU zu Wort. Er meinte, über die Formulierung „wird endlich gut“ im Zusammenhang mit der Halle könne man geteilter Meinung sein. Er befürchtete, die Einnahmen aus der Hallenvermietung könnten nur sehr niedrig sein, der Anteil der Stadt mit rund 2,5 Mio Euro war ihm zu hoch, ebenso die Folgekosten.
„Die Genehmigung dieser Halle stellt die Grundsätze der Vereinsförderung auf den Kopf“, sagte Spies.
Ins gleiche Horn blies Jürgen Kehrlein (CSU). Er hatte – im Gegensatz zu Spies – bereits den Haushalt abgelehnt, da in den bereits die Kosten für die Halle eingestellt sind. Kehrlein kritisierte, der Ausbau des Hochwasserschutzes der Kläranlage sei zugunsten der Sporthalle aus dem Haushalt genommen worden: „Wenn die absäuft, kostet das einen zweistelligen Millionenbetrag.“
Bürgermeister Werner erklärte: „Kläranlage und Halle haben nichts miteinander zu tun.“ Im Gespräch mit dieser Redaktion erläuterte das Stadtoberhaupt, die Kläranlage sei aus dem Haushalt genommen worden, weil das Wasserwirtschaftsamt empfohlen habe, den Hochwasserschutz der Kläranlage später im Paket (der Schutz der Kläranlage soll in den Hochwasserschutz im Bereich zwischen Kläranlage und Mainbrücke integriert werden, die Red.) – zur Erlangung einer höheren Förderung zu erstellen.