
Bürgermeister Günther Werner weiß, dass "eine Kläranlage ein richtiger Energiefresser sein kann". Da man in der Stadt Haßfurt immer auf der Suche sei, wo Energie eingespart werden könne, sei es nur logisch gewesen, so der Bürgermeister im Gespräch mit dieser Redaktion, hier das Einsparpotenzial bei der Kläranlage, die im Jahe 1978 in Betrieb genommen wurde, im Rahmen einer Studie untersuchen zu lassen. Eine solche Studie kostet aber Geld und in Zeiten von Corona wird die ohnehin angespannte Situation der Kommunen durch wegbrechende Gewerbesteuer und sinkende Zahlen beim Einkommensteuer-Anteil nicht gerade rosiger. "Deshalb haben wir uns um eine Förderung für unsere Energie- und Potenzialstudie bemüht", erklärt Günther Werner, "und wir bekommen tatsächlich einen Zuschuss in Höhe von 50 Prozent der Kosten."
Gefördert wird die Studie im Rahmen der Richtlinie zur Förderung von Klimaschutzprojekten im Kommunalen Umfeld - Kommunalrichtlinie 2019 - durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit mit dem Projektträger Jülich .
Die Reninigung des Abwassers ist sehr arbeitsintensiv
Hinter dem Antrag, so Bürgermeister Werner, standen folgende Überlegungen: Die Stadt Haßfurt betreibt zur Abwasserbeseitigung eine Kläranlage mit einer Ausbaugröße von 27 500 EW (Einwohnerwert). Die Reinigung des eingeleiteten Abwassers sei sehr arbeitsintensiv und versursache - hinsichtlich des Energiebezugs - hohe Kosten. Das Abwasser werde in einer mechanischen und biologischen Reinigungsstufe von Fremdstoffen getrennt. Diese Aufbereitung sei sehr energieintensiv und bedürfe daher einer ständigen Optimierung. Parallel zur Abwasseraufbereitung erfolge die anaerobe Schlammstabilisierung mit gleichzeitiger Klärgas-Produktion.
„Energetischer Dreisprung“
Diese Studie, so der Bürgermeister, basiert auf der Logik des sogenannten „Energetischen Dreisprungs“: Energieeinsparung, Energieeffizienz und Nutzung erneuerbarer Energien. Die gesamte Anlage werde deshalb energietechnisch bewertet und die gegenseitigen Wechselwirkungen werden identifiziert. Während der Ausarbeitungen würden sowohl potenzielle Prozessschritte zur Reduktion des Energieeinsatzes als auch die Effizienzsteigerung der notwendigen Aggregate sowie der Ausbau der Eigenstromerzeugung berücksichtigt. Als Zielwert für den zukünftigen spezifischen Energiebedarf nennt die Kommunalrichtlinie einen Wert von 23 kWh/EW.
Blockheizkraftwerk mit eigenem Faulgas betrieben
"Dabei wird der Fokus auf Pumpenerneuerung sowie die Optimierung der Belüftung gelegt", erläutert der Bürgermeister. Als weiteres Ziel fordere die Kommunalrichtlinie die Deckung des Energiebedarfs zu mindestens 70 Prozent mit der am Standort umgewandelten Energie. "In der Kläranlage", so Werner, " wurde in den letzten Jahren bereits in die Erneuerung der Energieerzeugung in Form eines Blockheizkraftwerks investiert." Das BHKW werde mit dem in der anaeroben Schlammstabilisierung erzeugten Faulgas betrieben. "In diesem Vorgang wird wiederum Strom und Wärme erzeugt", erklärt der Bürgermeister, "womit ein Teil der technischen Anlagen betrieben und das Gebäude sowie der Faulturm beheizt werden." Anhand der Energie- und Potenzialstudie für die Kläranlage Haßfurt soll diese Erneuerung überprüft und gegebenenfalls optimiert werden.
Die identifizierten Maßnahmen werden laut Bürgermeister "energetisch und wirtschaftlich bewertet", um anschließend eine Handlungsempfehlung für die Umsetzung auszuarbeiten. Zusätzlich sollen die Möglichkeiten zur Klärschlammverwertung in Form von Entwässerung und Trocknung erkannt und bewertet werden.
Weitere Informationen über die Energie- und Potenzialstudie für die Kläranlage Haßfurt finden sich auf der städtischen Homepage unter https://hassfurt.de/klaeranlage-der-stadt-hassfurt.html.