
Im Alter von 85 Jahren ist Georg Hiernickel verstorben. Der "Lange", wie er von vielen Haßfurtern sehr liebevoll genannt wurde, führte lange Jahre das gleichnamige Unternehmen in Haßfurt. Er zeichnete sich jedoch nicht nur als Besitzer dieser Brauerei in seiner Heimatstadt aus, er trat vor allem als Mensch in Erscheinung. Als Mensch, auf dessen Wort man bauen konnte. Auf den hundertprozentig Verlass war. Der die Stadt und vor allem die hier beheimateten Vereine unterstützte und förderte.
"Er förderte und forderte", beschreibt Altbürgermeister Rudi Eck im Gespräch mit der Redaktion zurückblickend den Verstorbenen. Eck machte vor vielen Jahren eine Ausbildung in der Brauerei Hiernickel. Und Georg Hiernickel als Chef ließ ihn schon recht früh Verantwortung übernehmen. "Ich habe Georg Hiernickel viel zu verdanken", so das ehemalige Stadtoberhaupt, das die Nachricht vom Ableben des alten Weggefährten sehr traurig entgegennehmen musste.
Immer Mensch geblieben
Hiernickel entsprach so gar nicht dem typischen Erscheinungsbild des Honoratioren. Georg Hiernickel war immer ein Mensch, der sich unter Menschen wohlfühlte. Ob beim FC Haßfurt, wo er früher selbst die Fußballschuhe schnürte, oder bei den Alten Herren des Turnvereins, oder auf der Vierzehnheiligen-Wallfahrt der Unterhöreder – Georg Hiernickel blieb immer einer wie Du und Ich. "Ein angenehmer Mensch und lockerer Naturbursch", so Rudi Eck nachdenklich.

Georg Hiernickel senior wurde am 25. Juni 1936 als damals ältester Sohn in die Brauerei und Mälzerei hinein geboren. Seine Reifeprüfung legte er 1954 an der Oberrealschule Haßfurt ab. Nach seiner Lehrzeit bei der Werner-Bräu in Poppenhausen studierte er von 1955 bis 1958 in Weihenstephan Brauereiwesen. Dem ließ er ein Wirtschaftsstudium in Nürnberg folgen, das er mit dem Titel Diplom-Kaufmann 1962 abschloss.
Bis 1990 Chef der Brauerei
Im gleichen Jahr trat er in den elterlichen Brauereibetrieb ein. Ein Jahr später heiratete er seine Frau Lieselotte. Aus dieser Ehe entstammen zwei Söhne. Zusammen mit seinem Vetter Heinrich baute Georg Hiernickel die Brauerei und Mälzerei zu einer beachtlichen Größe aus.
Heinrich Hiernickel zog sich im Jahre 1990 aus der aktiven Betriebsführung zurück. Fünf Jahre lang übernahm Diplom-Braumeister Andreas Hiernickel die technische Leitung im elterlichen Betrieb, bevor er 1998 mit seiner Familie in die Schweiz zog. Zwei Jahre später wurde der Vertrieb der Brauerei an die Kulmbacher Brauerei übertragen, rund 200 Jahre Brautradition waren damit in Haßfurt zu Ende.
Das ehemalige Brauereigebäude am Unteren Turm wurde im Jahre 2001 abgerissen , das Areal an die Firma Maus aus Erlangen übereignet. Dort steht heute das Senioren-Wohnzentrum Unteres Tor, in das Georg Hiernickel senior eigentlich in Kürze hatte einziehen wollen.