Montag vor einer Woche, 8 Uhr. Große Schlangen gibt es noch nicht vor den Baumärkten im Landkreis Haßberge, von Hamsterkäufen von Schrauben, Werkzeug oder Gartenutensilien keine Spur. Der OBI-Parkplatz in der Haßfurter Godelstadt ist zwar gerappelt voll, doch weder bei Wolfschmidt in der Zeiler Straße noch in den beiden Filialen des "Sonderpreis-Baumarkts" in Haßfurt und Hofheim kommt es zum Massenandrang.
Schlangen vor der Tür hatte auch Peter Wolfschmidt nicht beobachtet. Der Inhaber des alteingesessenen Baufachhandels in Haßfurt musste vier Wochen lang auf Privatkunden verzichten. Lediglich Handwerker konnten auf sein Sortiment zurückgreifen, "aber das machte nur zehn bis 20 Prozent des regulären Umsatzes aus", hatte Wolfschmidt wie so viele andere Kaufleute gewaltige Einbußen zu verzeichnen.
Kurzarbeit ist noch nicht vollständig aufgehoben
Seine Mitarbeiter schickte der Chef in Kurzarbeit. Die ist auch eine Woche nach der Wiedereröffnung noch nicht komplett wieder aufgehoben, auch wenn die Privatkundschaft den Umsatz mittlerweile wieder spürbar anhebt. "Wir sind ein altes Geschäft, haben schon immer gut gewirtschaftet, deshalb konnten wir die Zeit dank unserer Rücklagen gut überbrücken", ist Wolfschmidt froh, die Krise bisher gut überstanden zu haben. Noch froher ist er allerdings, dass er nun wieder öffnen darf.
Vor allem vormittags werden bei Wolfschmidt Werkzeug, Gartenartikel und Kleineisen, zum Beispiel für Gartenzäune, gekauft. Im eigenen Lager, in dem die Eisenwaren liegen und bei Bedarf auch geschnitten werden, ist dann schon einiges los. "Das ändert sich aber ab Mittag, wenn die Leute bei dem schönen Wetter lieber im Garten sind", weiß Wolfschmidt.
Neue Aufgaben für die Mitarbeiter
Insgesamt haben die Kunden die Bau- und Heimwerker-Märkte aber doch stärker frequentiert als vor der Krise. Die vier Wochen ohne Einkaufsmöglichkeiten für Heimwerker und Gartenfreunde haben ihre Spuren hinterlassen. "Alle möglichen Arten von Gartenerden, Farbe, Gartengeräte sowie unsere ,Kiloware', also Schrauben, Nägel und andere Kleinteile zum Heimwerkeln, sind verstärkt gekauft worden", bestätigt Maren Scholz, Pressesprecherin der Baumarkt-Kette "Sonderpreis-Baumarkt".
Im Sonderpreis-Markt habe sich das Kundenaufkommen im Vergleich zur Zeit vor der Schließung in etwa verdoppelt. Vor allem am Montag, dem ersten Tag der Wiedereröffnung, waren die Läden "schon sehr voll", so Scholz. Die je sechs Mitarbeiter in den Märkten in Haßfurt und Hofheim waren entsprechend instruiert, wurden wie vom Gesetzgeber aktuell verlangt, mit Einweghandschuhen und Gesichtsmasken ausgestattet. Sie achteten darauf, dass nicht zu viele Kunden gleichzeitig im Laden waren, und die, die drin sind, entsprechend Abstand zueinander halten. Auch das Desinfizieren der Einkaufswägen gehört zu den neuen Aufgaben der Mitarbeiter.
Und natürlich das Aufklären der Kunden über die neuen Regeln. "Viele Leute waren doch noch etwas irritiert, hatten die aktuelle Situation und die entsprechenden Konsequenzen wohl noch nicht so ganz verinnerlicht", berichtet Scholz. Ein kurzes Gespräch am Eingang genügte aber. "Alles in allem war das Verständnis dann doch vorhanden."
Kunden haben verstärkt online gekauft
In den vier Wochen der angeordneten Schließung verzeichnete die Baumarkt-Kette zudem einen verstärkten Zugriff auf den Online-Shop. Dabei ging es den Kunden hauptsächlich um die gleichen Produkte, die auch seit letztem Montag über die Ladentheke wanderten: Farbe, Lacke – halt alles, was der Heimwerker im Frühjahr braucht, um die eigenen vier Wände zu renovieren oder aber den eigenen Garten auf die anstehende Saison vorzubereiten.
Keine Informationen zum Kundenzulauf in der ersten Woche nach der Schließung gab es vom größten Baumarkt im Landkreis, dem OBI in Haßfurt. Nach dem vollen Parkplatz zu urteilen, dürfte das Geschäft aber auch hier gut gelaufen sein.