Das Krankenhaus Hofheim könnte zum Ambulanten Ärztezentrum werden und das Krankenhaus in Haßfurt seine Geburtshilfe verlieren. Dies sind die beiden zentralen Botschaften, die die betroffenen Beschäftigten der Haßberg-Kliniken am Montag während zweier Teil-Personalversammlungen in Hofheim und Haßfurt erfahren haben.
Im Positiven bedeutet dies: Im Hofheimer Krankenhaus wird es weiter eine medizinische Versorgung geben, wenngleich ohne Belegbetten – eine Schließung des Hauses steht offenbar aktuell nicht zur Debatte. Schwangere werden dagegen künftig keine Entbindungsstation mehr im Haßbergkreis finden.
Es ist die „sozialverträgliche Variante“
Der Verwaltungsrat der Haßberg-Kliniken hatte sich, wie berichtet, bereits vergangene Woche mit einem von einem Beratungsunternehmen erarbeiteten Strukturgutachten zur Weiterentwicklung der Kliniken beschäftigt.
Das den Mitarbeitern vorgestellte Szenario (eines von sechs Szenarien) nennt Vorstand Wilfried Neubauer gegenüber dieser Redaktion „eine sozialverträgliche Variante“; es gibt also noch Konzepte mit drastischeren Folgen für Belegschaft und Patienten. Die präsentierten Pläne sehen keine Entlassungen für die 541 Mitarbeiter (363 in Haßfurt, 142 in Ebern, 36 in Hofheim) vor. Mitarbeiter müssten jedoch ihre Stellen wechseln, beispielsweise von Hofheim nach Haßfurt, oder innerhalb von Abteilungen. Und: Über kurz oder lang müssten die 368 Vollkostenstellen weniger werden, kündigt Neubauer an, ohne konkrete Zahlen zu nennen. Die Personalkosten sind laut ihm der „dickste Brocken“, der das jährliche Millionen-Defizit der Haßberg-Kliniken verursacht.
Wie die Strukturreform des Kommunalunternehmens ablaufen soll, möchte der Verwaltungsrat am 6. Juni entscheiden. Bis dahin sollen Neubauer zufolge auch die Kreistagsfraktionen gehört werden – an der Entscheidung zur Klinikreform sei der Kreistag jedoch nicht beteiligt, dies sei internes Krankenhausrecht des Verwaltungsrats.
Der Trend geht zur ambulanten Medizin
Mit den vom Vorstand der Haßberg-Kliniken vorgestellten Plänen reagiere man auf geänderte Vorgaben des seit Jahresbeginn 2016 geltenden Krankenhausstrukturgesetzes, das insbesondere für Landkrankenhäuser „eine echte Herausforderung“ darstellt, wie der Vorstand in einer am Montagnachmittag herausgegebenen Pressemitteilung erklärte. Der Trend laufe dahin, immer mehr – auch komplexere – Behandlungen ambulant auszuführen. Im stationären Bereich bildeten sich Zentren heraus. Mit dieser Entwicklung könnten kleine Krankenhäuser kaum Schritt halten.
Die Strukturpläne für die Haßberg-Kliniken stellen laut Landrat Wilhelm Schneider „kein Schrumpfungs- oder gar reines Sparprogramm“ dar. Der Bedarf an medizinischer Versorgung im Haßbergkreis soll weiter gedeckt werden, wie bisher in Kooperation mit überregional tätigen Schwerpunktkrankenhäusern.
Konkret sieht das vorliegende Konzept für das Krankenhaus Hofheim vor, dass das dort bestehende Internistische Zentrum ambulant weiterarbeiten wird, die bestehenden 25 Belegbetten jedoch ans Krankenhaus Haßfurt abgegeben werden. Endoskopie (Darm- und Bauchspiegelungen) und ambulante Chemotherapien sollen weiter möglich sein. Zudem könnte das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) Haßfurt chirurgische und frauenärztliche Sprechstunden im Hofheimer Krankenhaus anbieten.
Laut Neubauer waren von den 25 Hofheimer Betten vergangenes Jahr durchschnittlich nur 16 pro Tag belegt. Als sinnvolle Einheit gelten laut dem Vorstand 40 Betten pro Station. Aktuell seien die Personalkosten in Hofheim, um die 25 Betten vorzuhalten, zu hoch. Neubauer gibt zu, dass das Hofheimer Krankenhaus zum Defizit der Haßberg-Kliniken kaum etwas beiträgt. Doch dürfe man das Hofheimer Haus nicht isoliert betrachten, denn es nutze Dienstleistungen des Haßfurter Krankenhauses, ohne die das Haus Hofheim als Krankenhaus nicht bestehen könne, beispielsweise Küche und Labor.
Als „besonders schmerzlich“ nennt der Klinik-Vorstand das Vorhaben, die Geburtshilfe am Haßfurter Krankenhaus „auf absehbare Zeit“ einzustellen.
Jeden Tag eine Geburt
Die Arbeit dort würde zwar von Patientinnen gelobt und die Zahl der Entbindungen bewege sich seit Jahren bei etwa einer Geburt pro Tag. Doch die Vorhaltekosten seien hoch und immer mehr junge Mütter würden lieber in Krankenhäusern mit angebundener Kinderklinik entbinden – trotz gut funktionierender Kooperation des Haßfurter Krankenhauses mit der Kinderklinik des Leopoldina-Krankenhauses Schweinfurt und der Kinderarztpraxis auf dem Haßfurter Krankenhausgelände. Die gynäkologische Teilabteilung des Haßfurter Krankenhauses könnte in eine Belegabteilung umgewandelt werden, in der Gynäkologen des MVZ sowie externe Frauenärzte operieren können, schlägt der Klinik-Vorstand vor.
Sehr gut aufgestellt sei das Haßfurter Krankenhaus mit der Akutgeriatrie, die ihre Zusammenarbeit auf andere Abteilungen ausdehnen soll. Auch die Zentrale Patientenaufnahme soll optimiert werden.
Für das Krankenhaus Ebern haben die Strukturpläne wohl kaum Auswirkungen: Die Innere Medizin und die Chirurgie sind laut Vorstand gut aufgestellt, ebenso die Notfallmedizin mit der neuen Wachstation. Künftig sollen in Ebern auch wieder Herzschrittmacherpatienten ambulant versorgt werden.
In fünf Jahren eine schwarze Null lautet das Ziel
Ziel der Reformen ist es laut Neubauer, in fünf Jahren eine betriebswirtschaftliche Null zu erreichen, inklusive eines „kleinen“ Betriebszuschusses durch den Landkreis; wie hoch dieser ausfallen könnte, dazu möchte Neubauer sich nicht äußern. „Wenn wir nichts machen“, sagt er, „dann wird der Zuschuss schnell ein hoher Betrag werden.“
Dank des Gewinnvortrags aus den Jahren bis 2012 habe der Landkreis die Haßberg-Kliniken bisher nicht bezuschussen müssen. Lediglich Baumaßnahmen wurden mitfinanziert. Die Bauten der vergangenen Jahre hätten laut Neubauer mit der angespannten Wirtschaftslage der Kliniken jedoch „nichts zu tun“. Hierfür habe es hohe staatliche Zuschüsse gegeben und die Ärztehäuser in Haßfurt seien voll vermietet.
Oder ist das alles wiederum soweit weg von uns, dass es uns egal sein kann und wir unserem schönen Leben in den Haßbergen einfach so nachgehen können und schwadronieren könne wie schön es doch in den Haßbergen ist zu leben, wie gut doch unsere Infrastruktur ist. Eigentlich ist es pervers, das wichtigste für unseren Landkreis - die professionelle, individuelle Hilfe bei der Geburt von Kindern - auch wenn dies defizitär sein mag - einfach dem Geldes wegen einzustampfen. Welches familienfreundliche Signal entsendet unser ach so geliebter Landkreis? War nicht vor kurzem der Mangel an DSL Leitungen ein Standortnachteil für den Zuzug jüngerer Familien? .... da ist die Versorung unserer Kleinsten natürlich nicht so wichtig - ich hoffe Sie verstehen den Sarkasmus.