Steht das Krankenhaus in Hofheim vor tief greifenden strukturellen Veränderungen, womöglich sogar vor einer Schließung? Eine klare Antwort auf diese in diesen Tagen erneut diskutierten Frage ist derzeit von entscheidender Stelle nicht zu erfahren. Landrat Wilhelm Schneider bestätigte am Mittwoch auf Nachfrage dieser Redaktion lediglich, dass der Verwaltungsrat des Kommunalunternehmens Haßberg-Kliniken während seiner Sitzung am Dienstag unter anderem auch über die Zukunft des Hauses Hofheim diskutiert hat. Er stellte jedoch ausdrücklich fest: Eine Entscheidung, wie es mit den Haßberg-Kliniken weitergeht, sei noch nicht getroffen worden.
„Es stehen strukturelle Entscheidungen an“, sagt Schneider. Hier wolle man nichts überstürzen. Doch angesichts der tiefroten Zahlen, die die Haßberg-Kliniken in den zurückliegenden Jahren erwirtschaftet haben – das Jahresdefizit beläuft sich letzten Informationen nach auf etwa drei Millionen Euro – bedarf es keines Hellsehers, um zu mutmaßen, dass es sich bei den vom Landrat angesprochenen Entscheidungen, die anstehen, wohl zwangsläufig um Sparmaßnahmen gehen wird. Auch wenn Schneider ankündigt, es gehe nicht darum, Bestehendes zu zerstören, sondern darum, einen „Mehrwert“ zu schaffen – was auch immer das bedeuten mag.
Der Landrat hat am Mittwoch im Gespräch mit dieser Redaktion um Verständnis gebeten, dass er die an ihn gerichteten Fragen zur Zukunft des Hofheimer Krankenhauses sowie zu möglichen Sparmaßnahmen im Kommunalunternehmen Haßberg-Kliniken aktuell noch nicht beantworten möchte. Denn neben der noch ausstehenden grundsätzlichen Entscheidung des Verwaltungsrats werde man am Montag, 9. Mai, zunächst einmal die Mitarbeiter der Kliniken über die aktuelle Unternehmenslage sowie mögliche Konsequenzen informieren. Erst danach würden Details an die Presse weitergegeben. Dieses Vorgehen habe er mit Stephan Kolck, dem Vorstandsvorsitzenden der Haßberg-Kliniken, abgesprochen. Dieser war am Mittwoch zu einer eigenen Stellungnahme nicht zu erreichen.
Dem Verwaltungsrat war am Dienstag ein Gutachten vorgelegt worden, das die CMK Krankenhausberatung GmbH erarbeitet hatte, bestätigte Hofheims Bürgermeister Wolfgang Borst, der dem Verwaltungsrat angehört. Es seien verschiedene mögliche Handlungsoptionen vorgestellt worden, die bis zu einer Entscheidung im Juni diskutiert werden sollen. Er warnt davor, das Gutachten als alleinigen Gradmesser zur künftigen Gestaltung der Haßberg-Kliniken heranzuziehen.
Vielmehr müsse es darum gehen, die medizinische Versorgung des Haßbergkreises zukunftsfähig zu gestalten, das heißt, mindestens mit Blick auf die kommenden zehn Jahre. „Ich bin mir sicher, dass die medizinische Versorgung im Raum Hofheim sich nicht verschlechtern wird, die Rahmenbedingungen sind gut“, sagt Borst, der dabei auch auf den Sachverstand der im Verwaltungsrat vertreten Ärzte zählt. Die großen Baustellen der Haßberg-Kliniken, sprich die Kostenverursacher, seien nicht im Hofheimer Krankenhaus zu suchen, sondern andernorts, sagt Borst, ohne konkreter zu werden.
Die Möglichkeit, dass das Hofheimer Krankenhaus als kleinstes der drei Häuser der Haßberg-Kliniken – zu denen neben dem Standort Hofheim noch die Standorte Haßfurt und Ebern gehören – ein mögliches Opfer des Rotstifts werden könnte, kommt nicht völlig überraschend. Vor zwölf Jahren, als aus dem früheren Kreiskrankenhaus ein Kommunalunternehmen wurde, stand die Zukunft des Krankenhauses schon einmal auf der Kippe. Pläne, die Einrichtung aus Kostengründen zu schließen, scheiterten damals in erster Linie am heftigen Widerstand der Bevölkerung sowie der Politiker vor Ort.
Auf der anderen Seite wurde in der Debatte zur Zukunft der Haßberg-Kliniken zuletzt immer wieder darauf hingewiesen, dass das Hofheimer Krankenhaus als reine Belegklinik an der Finanzmisere der Haßberg-Kliniken nur bedingten Anteil hat. Insoweit wäre es wohl tatsächlich verfrüht, das Hofheimer Krankenhaus als zentralen Standort der medizinischen Versorgung im Hofheimer Land schon jetzt abzuschreiben. Zumal die Haßberg-Kliniken nach dem im Jahr 2004 grundgelegten Struktur „bis vor zwei Jahren gute Betriebsergebnisse“ vorzuweisen hatte, meint der Hofheimer Bürgermeister.
Auch für Landrat Schneider scheint das Krankenhaus Hofheim keineswegs bereits zum Bauernopfer auserkoren zu sein. Darauf deutet eine von ihm gewählte Formulierung hin. Am Mittwoch hatte gegenüber dieser Redaktion nämlich ausdrücklich von der Lage aller drei Häuser der Haßberg-Kliniken und möglichen Konsequenzen für alle drei Standorte gesprochen, und nicht von Hofheim allein. Schneider hatte bereits im Dezember vergangenen Jahres während der Debatte des Haushaltsplans 2016 im Kreistag Sparmaßnahmen nicht ausgeschlossen. Im gleichen Atemzug stellte er damals fest, dass solche Entscheidungen unpopulär sind, egal, wie sie ausfallen und wen sie treffen.