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Kreis Haßberge
Grünen-Kandidat Roland Baumann: Ja zum Tempolimit, nein zum Holzheizverbot im Steigerwald
Roland Baumann aus Dankenfeld tritt als Grünen-Kandidat für die Landtagswahl an. Der 51-Jährige fordert Aktionen statt Wunschzettelpolitik. Was er erreichen will.
Grünen-Kandidat Roland Baumann: Ja zum Tempolimit, nein zum Holzheizverbot im Steigerwald
Foto: Silvia Gralla
Johanna Heim
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:13 Uhr

Ein heißer Sommertag, Mitte August. Im Parteibüro der Grünen am Haßfurter Floriansplatz ist es angenehm kühl. An einem runden Tisch im Innenraum sitzt Roland Baumann in einem gestreiften Anzug, sein Blick ist wach. Er wirkt freundlich. Der 51-jährige Dankenfelder ist der Direktkandidat der Grünen im Stimmkreis 604, der den Landkreis Haßberge und Teile von Rhön-Grabfeld umfasst. Er kandidiert zum ersten Mal für den Landtag. 2003 trat er als Bezirkstagskandidat an, allerdings nicht für die Grünen, sondern für die SPD.

Denn der heute Grüne war ehemals ein Roter. Seine politische Karriere verlief "mit einigen Mäander und Winkelzügen" erklärt Baumann im Gespräch mit der Redaktion. 1993 trat Baumann in die SPD ein, hielt der Partei dann jahrelang die Treue. Bis zum Jahr 2019. Da trat Baumann bei den Sozialdemokraten aus – und bei den Grünen ein.

Baumann ist kein Ideologe

"Ich habe die Partei aus inhaltlichen Gründen verlassen", berichtet Baumann. "Der Knackpunkt war der Klimawandel." Der zweifache Vater habe jede Möglichkeit ergreifen wollen, um die Zukunft seiner Kinder zu verbessern. Bessere Chancen dazu habe er bei den Grünen gesehen, erklärt er. 

"Ich will einen Beitrag dazu leisten, dass unsere Enkelkinder uns nicht verfluchen und unsere Entscheidungen kritisieren."
Roland Baumann, Landtagskandidat

Baumann selbst ist ein gutes Beispiel, dass sich nicht alle Grünen über einen Kamm scheren lassen. Er wirkt entgegen der landläufigen Meinung von den Grünen nicht ideologisiert, erst recht nicht versessen. Wer sich mit dem Dankenfelder unterhält, gewinnt schnell den Eindruck, dass er sich erst gründlich Gedanken macht, bevor er spricht. Im Gespräch mit der Redaktion spricht der Landtagskandidat an diesem Tag viele Themen an. Ab und an hält er inne. Denkt nach. Wägt ab.

Naturnah und heimatverbunden

Ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen? Für Baumann eine ideologisierte Debatte. Er selbst ist dafür, dem Klimaschutz und der Fahrsicherheit wegen. Das Gebäudeenergiegesetz von Wirtschaftsminister Robert Habeck? "Zu viel, zu schnell", macht er klar. Und auch ganz generell: von Schnellschüssen halte er nichts. Auf die Frage, ob die Grünen nicht manchmal vergessen, die Menschen mitzunehmen, schmunzelt Baumann. So manche "Pirouette" der Grünen in Berlin habe er auch nicht nachvollziehen können, gibt er zu. 

Politische Beschlüsse sollten nicht pauschalisiert werden. Was in der Stadt funktioniere, funktioniere nicht gleichzeitig auf dem Land, sagt Baumann. Ein Beispiel: Der ÖPNV in der Region habe deutlichen Aufholbedarf. "Es ist traurig, dass man auf dem Land als Familie auf ein zweites Auto angewiesen ist." Und auch von der Idee, den Menschen im Steigerwald zu verbieten, mit Holz zu heizen, hält Baumann nichts.

Holz als Heizmittel im Steigerwald

"Das wäre schwachsinnig", sagt der 51-Jährige, der selbst ein Waldstück besitzt. Ebenso eine landwirtschaftliche Fläche, die er jahrzehntelang mit seinen Eltern bewirtschaftet habe. Es sei nur richtig, dass sich die Grünen-Fraktion in Bayern in diesem Bereich für eine Nachbesserung eingesetzt habe. Baumann merkt aber auch an, dass Holz als Heizmittel nicht die Lösung für "alle Neubausiedlungen des Landes" wäre.

Der 51-Jährige beschreibt sich selbst als Heimatmensch, als naturverbunden. Im Nationalpark Steigerwald sieht er Potenzial. "Andere Nationalparks machen in der Summe eher positive Erfahrungen als negative", berichtet er. Der Nationalpark wäre für ihn ein "kleines Juwel", das für den Natur-, Artenschutz und auch deren Erhalt sorgt. 

Sein Wunschzettel ist lang, sollte er es ins Maximilianeum nach München schaffen. Landwirte sollen auf dem Markt reelle Preise für ihre Erzeugnisse bekommen, fordert Baumann. Außerdem wolle er die Administration und Bürokratisierung in diesem Bereich abbauen. Er möchte, dass die Energiewende auf allen Ebenen gelingt und die Digitalisierung weiter vorangetrieben wird.

"Politik ist keine Schön-Wetter-Veranstaltung."
Roland Baumann

"Die hört nicht auf, wenn das YouTube-Video ruckelfrei läuft", sagt der Dankenfelder. Doch sich etwas zu wünschen und die Sache selbst in die Hand zu nehmen, das sind zwei unterschiedliche Dinge. Das weiß auch Baumann. "Politik ist keine Schön-Wetter-Veranstaltung", sagt er. Wer Ergebnisse sehen will, der müsse auch tätig werden – und keine "Wunschzettelpolitik" aufkommen lassen. 

Die Stimmung ihm gegenüber, als Grüner auf dem Land, erlebe er ganz unterschiedlich. Beflügelnd, beschreibt es Baumann auf der einen Seite. "Wir kriegen aber auch ganz schön unser Fett weg", berichtet der Landtagskandidat.

Als Mandatsträger müsse man zwar mit Kritik umgehen können, sagt Baumann. Als im Frühjahr Hetzparolen im Haßbergkreis – "Hängt die Grünen" stand damals auf mehreren Werbebannern – auftauchten, sei das jedoch eine ganz andere Hausnummer gewesen. "Man muss Auseinandersetzungen aushalten können, muss sie sogar suchen", findet der Dankenfelder. Bei Extremismus höre es für ihn aber auf. Mit der AfD würde er im Landtag nicht zusammenarbeiten.

Über den Grünen-Kandidaten

Dr. Roland Baumann wurde am 12. Mai 1972 in Bamberg geboren. Er ist verheiratet und hat zwei Töchter. Baumann hat Gymnasiallehramt studiert und 2008 im Fachgebiet Linguistik promoviert. Er war jahrelang in Ebern als Lehrer tätig. Mittlerweile ist er als Berater für digitale Bildung für Gymnasien in Unterfranken tätig. Außerdem unterrichtet er die Fächer Deutsch, Geschichte, Politik und Gesellschaft am Online-Gymnasium Bayern. Seit 2002 sitzt er im Gemeinderat in Oberaurach. Baumann ist in seiner Freizeit als Messner tätig und ist Vorsitzender der Ukrainehilfe Oberaurach. 
Quelle: johe
 
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  • Willi Rößner
    Herr Baumann kommt direkt aus dem Steigerwald und weiß offenbar besser als die Bamberger, Würzburger und Schweinfurter Grünschickeria wo der Schuh drückt. Als Dankenfelder kennt er auch die geografischen Gegebenheiten und die Siedlungsdichte im Steigerwald. Voraussetzung für einen Nationalpark ist ein ungefähr 8.200 Hektar großes unzerschnittenes Waldgebiet als Kernzone. Vielleicht könnte er mal die Frage beantworten, zwischen welchen Ortschaften diese Kernzone in den Steigerwald eingefügt werden soll.
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