Mit dem Aschermittwoch beginnt für Christen bekanntlich die Fastenzeit. Üblicherweise verzichten gläubige Menschen in diesen 40 Tagen vor allem auf kulinarische Genüsse. Da wird mal etwas weniger gegessen oder auf das Lieblingsgericht verzichtet. Doch man kann auch ganz andere Dinge weglassen, von denen man wissen möchte, ob man sich von ihnen nicht ein bisschen zu abhängig gemacht hat.
40 Tage ohne Alkohol, ohne Zigaretten, ohne Fernsehen – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Heißer Tipp: Man kann auch am Abend des Faschingsdienstags zur Erkenntnis kommen, dass man ja ein totaler Workaholic ist. "Ach, ich hab in letzter Zeit aber auch echt viel gearbeitet, das muss ich jetzt auch mal ein paar Wochen lang sein lassen!"
Man kann auf vieles verzichten – sogar auf den Gottesdienst
In Greßhausen treibt es die katholische Kirche jetzt aber auf die Spitze mit der Fastenzeit: Da können sich die Schäfchen gleich mal auf entbehrungsreiche Wochen einstellen, denn am Aschermittwoch müssen sie sogar auf ihren Gottesdienst verzichten. Immerhin: Die Asche steht in der Kirche bereit für ein Aschekreuz auf der Stirn zum Selbermachen. DIY – "Do It Yourself" ist ja sowieso angesagt.
Nun gut, die Corona-Zeit hat ja gezeigt, was eine Kirche so alles anbieten kann, ohne dass viele Menschen gleichzeitig zusammenkommen oder sich dabei zu nah kommen müssen. Da gab es das berühmte Bild von einem Pfarrer, der ein Baby mit der Wasserspritzpistole tauft, oder von Drive-In-Trauungen in den USA. Wobei – Für all das ist ja immer noch ein Pfarrer nötig. Was also tun, wenn der, wie an diesem Aschermittwoch in Greßhausen, nicht in die Kirche kommt?
Hochzeit ohne Pfarrer? Das gab es doch schon mal!
Kommt dann vielleicht auch bald die DIY-Taufe? Ein Weihwasserbecken gibt es ja sowieso in jeder Kirche, also einfach hingehen und selber taufen? Für Hochzeiten gibt es da immerhin ein Vorbild. Wenn das ohne Priester funktionieren soll, müsste man sich nur an den Regeln orientieren, die im 18. Jahrhundert in Schottland galten.
Denn damals konnte dort eine rechtsgültige Ehe ganz ohne Beteiligung eines Priesters oder eines Standesbeamten geschlossen werden. Den Schwur konnte dem Brautpaar praktisch jeder abnehmen, wichtig war nur, dass noch zwei Trauzeugen dabei waren, die dann später auch offiziell bestätigen konnten, dass die beiden "Ja" gesagt hatten.
Ein Modell für die Zukunft in Zeiten des Priestermangels
Da konnte ein Paar einfach mal drei Kumpels fragen, ob einer ihnen das Versprechen abnimmt und die anderen beiden dabei zuschauen – fertig ist die Hochzeit. Das schottische Dörfchen Gretna Green – Nein, liebe Autokorrektur, das heißt nicht "Greta" – gelangte damals zu großer Berühmtheit, weil dort der Dorfschmied Trauungen durchführte und auch Paare aus dem Ausland anreisten, um die strengeren Ehe-Regeln in ihrer Heimat zu umgehen. Ob das auch in Zeiten des Priestermangels ein Modell für die Zukunft wäre?