
Die Hoffnungen, die in das neue Gewerbegebiet Schlettach II am östlichen Ortsrand von Haßfurt gesetzt werden, sind groß. Es soll die Attraktivität der Stadt Haßfurt für Arbeitgeber steigern, so Bürgermeister Günther Werner beim symbolischen Spatenstich, mit dem die Erschließung beginnt. Rund drei Millionen Euro lässt sich das die Stadt kosten. Kritik am Bauvorhaben kam im Jahr 2019 vor allem von Anwohnenden sowie Umweltschützern und Umweltschützerinnen, die damals im Gespräch mit dieser Redaktion ihre Bedenken in Bezug auf Arten- und Naturschutz geäußert hatten.
Aber was genau ist geplant? Wie viele der Gewerbe- und Industriestücke sind bereits vergeben? Wann können sich die Unternehmen dort ansiedeln? Welchen Nutzen hat Schlettach II für die Stadt Haßfurt? Welche Kritik gibt es?
Was ist für das neue Gewerbegebiet Schlettach II geplant?
Insgesamt acht Hektar Fläche, auf der neun Gewerbe- und Industriestücke liegen, sollen das Gewerbegebiet Schlettach I erweitern. Die einzelnen Gewerbeflächen sind zwischen 1000 und 17.000 Quadratmeter groß. Erschlossen wird das Baugrundstück in zwei Bauphasen.
Die erste Phase umfasse die Herstellung einer Baustraße sowie die Verlegung von Wasser- und Gasleitungen, während der zweiten Phase werde unter anderem das Regenrückhaltebecken fertiggestellt. "Wir hoffen, die erste Bauphase bis Ende Dezember abzuschließen," informiert Bauoberleiter Elmar Dusold, "im Herbst erfolgt die Ausschreibung für die zweite Phase. Wir rechnen damit im Januar den Auftrag zu vergeben und im März mit der Bebauung beginnen zu können."

Wie viele der geplanten Gewerbe- und Industriestücke sind bereits vergeben?
Schon im Vorfeld seien laut Werner ortsansässige Firmen an die Stadt herangetreten und hätten Expansionswünsche geäußert, dementsprechend hoch fiele auch die Nachfrage aus. "Wir haben schon sechs der neun Industrie- und Gewerbeflächen vergeben", bestätigt Kämmerer Wolfgang Hömer. "Einige Flächenstücke haben wir zurückgehalten, weil wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht alle vergeben möchten."
Man wünsche sich für das Gewerbegebiet, dass es lebhaft werde und nicht nur aus Lagerhallen bestehe. Dass Schlettach II nicht nur der Lagerung von Maschinen oder Fahrzeugen dienen soll, würde nicht jeder Interessent und jede Interessentin verstehen. Bei der Frage, welche Firmen sich konkret ansiedeln, hält die Stadt sich bedeckt und verweist darauf, dass sich viele Betriebe noch in ungekündigten Mietverhältnissen befänden. Eine der Gewerbeflächen gehe jedoch an das Stadtwerk, daneben seien Unternehmen aus den Bereichen Kunststoff, Logistik, Sanitär, Photovoltaik oder Gesundheitswesen an Flächen interessiert.
Wann können sich Unternehmen im neuen Gewerbegebiet Schlettach II ansiedeln?
Die Fertigstellung des neuen Gewerbegebietes ist bis 2024 geplant, so Werner, dann könnten auch Firmen mit dem Bau ihrer Betriebsgebäude beginnen.
Welchen Nutzen hat Schlettach II für die Stadt Haßfurt?
Schlettach II bringe neue Arbeitsplätze und schon bei der Planung und Umsetzung hätten nur Firmen aus Haßfurt den Zuschlag erhalten. Wie viele Jobs genau entstehen, konnte Wolfgang Hömer noch nicht beantworten. Viele Firmen expandierten oder siedelten ins neue Gewerbegebiet um, weshalb unklar sei, wie viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sie dann an den neuen Standort mitbringen würden. Zudem könnte Schlettach II Strahlkraft entwickeln, denn laut Günther Werner sei dort geplant, Wasserstoff zu erzeugen. Zwar existiert im Ort bereits eine Power-to-Gas-Anlage aber diese sei für die Versorgung zu klein.

Was ist die Kritik am Bauvorhaben?
Auf Unmut stößt die Erschließung hingegen bei einer Anwohnerin. "Man fühlt sich verarscht von der Politik," spricht sich Esther Nitzold ihren Frust von der Seele. Zum einen habe die Stadt ihr damals zugesagt, das ihr Wohn- und Gewerbegrundstück das Letzte in der Straße sei und danach keine weiteren mehr folgen würden. Zum anderen richte sich ihre Kritik generell gegen die Flächenversiegelung. "Wir haben jetzt schon ein Hitzeklima und der Generationenvertrag wird so nicht erfüllt."
Auch Vögel sehe sie durch das neue Gewerbegebiet bedroht. "Da war die ganze Zeit ein Kiebitz, der ist als die Bauarbeiten anfingen ausgezogen." Für sie zeige das, dass der Mensch zu viel in die Natur eingreife, denn schon jetzt gebe es zu viele bedrohte Tierarten. Auf die Frage, ob sie sich mit Schlettach II abgefunden hat, entgegnet sie resigniert: "Mir bleibt nichts anderes übrig, was soll ich gegen die Bagger machen."
Es ist nicht das erste Mal, dass sich Bürgermeister Werner mit dieser Thematik befassen muss, denn bereits vor drei Jahre äußerten Umweltschützer und -schützerinnen ihre Bedenken. "Die Kritik der Umweltschützer haben wir abgewogen," entgegnet er, "deshalb gibt es eine Ausgleichsfläche direkt hinter dem neuen Gewerbegebiet." Zudem existiere zwischen Schlettach I und Schlettach II ein großen Grünstreifen, dieser würde, so versichert er, bleiben. "Der Grünstreifen ist in unserem Besitz, da haben wir einen Blick drauf."