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Gereuth
Gereuth: Wie der Landkreis Haßberge zum Schlossherrn wurde
Der Kreistag hat entschieden, für die symbolische Summe von einem Euro das "Alte Schloss von Gereuth" zu erwerben. Der weitere Verfall des Denkmals soll verhindert werden..
Das „Alte Schloss“ mit seinen geschwungenen Schweifgiebeln ist einsturzgefährdet und die Dachhaut hält dem Regen nicht mehr stand.
Foto: Günther Geiling | Das „Alte Schloss“ mit seinen geschwungenen Schweifgiebeln ist einsturzgefährdet und die Dachhaut hält dem Regen nicht mehr stand.
Wolfgang Sandler
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:16 Uhr

Der Landkreis Haßberge ist nun Schlossherr. Der Kreistag stimmte in seiner Sitzung am Montag dafür, dem weiteren Verfall von Schloss Gereuth entgegenzutreten. Deshalb sprach sich die Mehrheit der Kreisräte für den Kauf für einen symbolischen Kaufpreis von einem Euro aus. Mit der Übernahme durch den Landkreis und der Förderung aus dem „Entschädigungsfonds“ soll das akut substanzgefährdete und dringend sicherungsbedürftige Denkmal gerettet werden. Allerdings hatte es zuvor eine ausführliche Diskussion gegeben, ob der Landkreis diesen Schritt gehen sollte.

"Eines der größten Baudenkmäler, die wir haben."
David Filberich, Regierungsrat

Regierungsrat David Filberich, Leiter der Abteilung Bau und Umwelt beim Landratsamt Haßberge, erläuterte, das Alte Schloss gelte als "eines der größten Baudenkmäler, die wir haben". Das Gebäude ist 65 Meter lang und 11,5 Meter breit mit schönen Schleifgiebeln. Die letzten Sicherungsmaßnahmen erfolgten im Jahre 2008, "aber heute sieht man Dacheinbrüche, es regnet dauerhaft hinein und es besteht sogar Einsturzgefahr bei den hinteren Werkstätten“, untertsrich Filberich. Deswegen sei schon im Jahre 2017 eine Maßnahmenpaket als „Dach- und Fachsicherung“ für die Dauer von 30 Jahren geschnürt worden. Aber Fördertöpfe seien nur dann offen, wenn es geeignete Eigentumsverhältnisse gebe und einen geeigneten Eigentümer, der diese Maßnahmen durchführt.

Das Dachgebälk mit den Kaminaufbauten ist schon eingebrochen.
Foto: Günther Geiling | Das Dachgebälk mit den Kaminaufbauten ist schon eingebrochen.

Das Landratsamt sei die Sicherheitsbehörde und wenn er als solche tätig werden müsste, würde er auf geschätzten Kosten von über 300 000 Euro sitzen bleiben. Man habe jetzt schon den hinteren Bereich abgesperrt und nur durch eine Förderung könne man den Kostenrahmen für den Kreis drücken. Die aktuelle Kostenermittlung für eine Sicherungsmaßnahme belaufe sich derzeit auf 994 000 Euro und aus dem Fördertopf könnten nun 95 Prozent Zuschuss erwartetet werden.

Diese kommen vom Bayern.E-Fond mit 500 000 Euro, Bundesmittel Sonderprogramm X 400 000 Euro, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz 44 000 Euro und dem Anteil des Landkreises Haßberge bzw. der Gemeinde Untermerzbach mit 50 000 Euro. „Diese hohe Förderung ist nur gewährleistet, wenn wir Eigentümer werden. Wir würden das Schloss für den symbolischen Preis von einem Euro bekommen und müssten dann die Sicherungsmaßnahmen durchführen, die auf insgesamt 30 Jahre angelegt sind“, erläuterte Filberich.

Kauf ist nur eine Seite der Medaille

In der sich anschließenden Diskussion wurde schnell deutlich, dass viele Mitgleder des Gremiums den symbolischen Kaufpreis nur als eine Seite der Medaille ansehen. Die zukünftigen Belastungen für den Landkreis dürften nicht aus den Augen verloren werden. Bernhard Jilke (FDP/FB) stellte die Frage, warum eine Notsicherung nicht schon 2017 für 820 000 Euro auf den Weg gebracht worden sei. Hierzu erklärte Landrat Wilhelm Schneider, dass sich Eigentumsverhältnisse nicht so schnell klären ließen. Dies sei beim Schloss Ebelsbach nicht anderes gewesen.

„Müssen wir das als Kreis nehmen oder haben wir eine Chance, das auf eine andere Ebene zu heben? Schließlich haben wir im Kreis weitere Gebäude und wir müssen uns dessen bewusst sein, dass wir dann genauso verfahren müssten“, gab Jürgen Hennemann (SPD) zu bedenken. Auch Harald Pascher (FDP-FB) sah es als notwendig an, darüber mit dem Freistaat zu verhandeln. Steffen Vogel (CSU) war der Meinung, dass der Landkreis mit der Übernahme eine große Belastung eingehe.

"In 30 Jahren wird sich schon jemand für das Gebäude finden."
Birgit Bayer, Kreisrätin (WG)

Birgit Bayer (WG) sprach von einer Einzelentscheidung. "Mit der Lösung können wir leben und in 30 Jahren wird sich schon jemand für das Gebäude finden.“ Für Bernhard Ruß (SPD) bestand kein Zweifel, „dass das eine Wirkung nach außen hat, zum Beispiel in Ebelsbach. Es wird also eine Diskussion im Landkreis geben“.

Blick auf das „Alte Schloss“ mit der Kirche im Hintergrund.
Foto: Günther Geiling | Blick auf das „Alte Schloss“ mit der Kirche im Hintergrund.

Helmut Dietz, Bürgermeister der Standortkommune Untermerzbach, bezeichnete diesen Vorgang als „unschöne Sache, die mich schon lange begleitet“. Aber die Gemeinde mit ihren 1700 Einwohnern könne es sich nicht leisten, das zu schultern. Die Gesellschaft habe jedoch die Pflicht, solche Bauten früherer Generationen zu erhalten.

Wegen Förderung die günstigste Lösung

Landrat Wilhelm Schneider unterstrich noch einmal die Übernahme durch den Landkreis mit anschließender Notsicherung mit der hohen Förderung als die günstigste Lösung für den Landkreis. Er werde es jedoch kurzfristig noch einmal probieren, den Bayerischen Staat zur Übernahme des Gebäudes zu bewegen, sei aber dabei nicht sehr zuversichtlich.

Dem Beschlussvorschlag, das Schloss Gereuth durch den Landkreis Haßberge zu erwerben, stimmte die große Mehrheit der Kreisräte zu. Dagegen stimmten Harald Pascher, Bernhard Jilke (beide FDP/Freie Bürger), Christian Zehendner und Jonathan Eller (beide Junge Liste) sowie Claus Bittenbrünn (CSU).

 
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