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Gemeinderat Theres stimmt über Windpark bei Horhausen ab: Was tun, wenn die anderen Gemeinden nicht mitziehen?
Am "Dreiländereck" zwischen Theres, Donnersdorf und Grettstadt würde sich ein Windpark als Gemeinschaftsprojekt anbieten. Doch es gibt Gegenwind.
Einige Windparks, wie hier im Sailershäuser Wald (Archivbild), gibt es bereits im Landkreis Haßberge. Die Gemeinde Theres steht nun jedoch vor Schwierigkeiten bei der Planung neuer Anlagen.
Foto: René Ruprecht | Einige Windparks, wie hier im Sailershäuser Wald (Archivbild), gibt es bereits im Landkreis Haßberge. Die Gemeinde Theres steht nun jedoch vor Schwierigkeiten bei der Planung neuer Anlagen.
Peter Schmieder
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:37 Uhr

Im Nachhinein sagt der Thereser Bürgermeister Matthias Schneider (CSU) über den Abend des 19. Januar: "Die Veranstaltung ist nicht gerade glücklich gelaufen." Denn an diesem Tag fand ein öffentlicher Informationsabend zum Windvorranggebiet WK 19 statt – eine Fläche, die genau dort liegt, wo die Gemeinde Theres im Landkreis Haßberge an die Gemeinden Donnersdorf und Grettstadt im Landkreis Schweinfurt angrenzt. Gerade dieses "Dreiländereck" zwischen den Ortsteilen Horhausen (Theres), Pusselsheim (Donnersdorf) und Obereuerheim (Grettstadt) würde sich für den Aufbau eines landkreisübergreifenden Windparks anbieten. Doch für die Pläne gibt es heftigen Gegenwind, der auch den Gemeinderat Theres in seiner Sitzung am Montag beschäftigte.

Eigentümerversammlung mit unerwünschten Gästen

Bürgermeister Schneider blickte noch einmal auf die Ereignisse der jüngsten Vergangenheit zurück. So hatte es am 12. Januar bereits eine Veranstaltung in Obereuerheim gegeben, zu der nur die Eigentümerinnen und Eigentümer der Flächen eingeladen waren, auf denen der Windpark entstehen könnte. Diese sei gut besucht gewesen, berichtete Matthias Schneider. Unzufrieden zeigte er sich allerdings damit, dass neben den drei Bürgermeistern und den Flächeneigentümerinnen und -eigentümern noch weitere Personen anwesend waren.

"Eigentlich war es schon vorbei, als die zwei anderen Bürgermeister gesagt haben, dass sie das nicht proaktiv betreiben werden."
Matthias Schneider, Bürgermeister von Theres, zum Infoabend in Donnersdorf

So hatten die beiden anderen Bürgermeister auch die Mitglieder ihrer Gemeinderäte eingeladen, was so nicht abgesprochen gewesen sei. "Das habe ich nicht gewusst, sonst hätte ich euch auch eingeladen", sagte Schneider in der Sitzung. Unangebracht fand er außerdem, dass ein Flächeneigentümer sogar die Erlaubnis erhalten hatte, Beistände mitzubringen.

Windkraftgegner machen Stimmung

Am 19. Januar gab es dann den Infoabend in Donnersdorf, an dem rund 300 Personen teilnahmen – "Wie man so schön sagt: Interessierte", nannte Schneider die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung mit ironischem Unterton. Denn so, wie er den Infoabend im Folgenden beschrieb, waren wohl Mitglieder verschiedener Bewegungen angereist, um Stimmung gegen Windkraft zu machen.

Dr. Dirk Vetter von der Beratungsfirma endura kommunal (links) und die Bürgermeister der Anrainer-Gemeinden, Matthias Schneider, Klaus Schenk und Jens Machnow, hatten zum Infoabend eingeladen. Schneider (stehend) war jedoch nicht zufrieden mit dem Verlauf der Veranstaltung.
Foto: Uwe Eichler | Dr. Dirk Vetter von der Beratungsfirma endura kommunal (links) und die Bürgermeister der Anrainer-Gemeinden, Matthias Schneider, Klaus Schenk und Jens Machnow, hatten zum Infoabend eingeladen.

Dazu sei eine schlechte Planung des Infoabends gekommen. So seien Fachleute da gewesen, die über das Thema informieren wollten, doch diese hätten zu wenig Zeit eingeräumt bekommen, stattdessen habe sein Amtskollege aus Donnersdorf "den Gegnern zu viel Raum gegeben". Außerdem kritisierte Schneider: "Eigentlich war es schon vorbei, als die zwei anderen Bürgermeister gesagt haben, dass sie das nicht proaktiv betreiben werden."

Lange sei ein Windpark an diesem Ort an der 10-H-Regel der bayerischen Regierung gescheitert, die einen großen Abstand zwischen Windkraftanlagen und Wohnbebauung vorschreibt. Schneider bezeichnete diese als "Verhinderungspolitik". Doch nun, nach einer Lockerung der 10-H-Regel, könnte der Windpark möglich werden.

Wenn die Gemeinde nicht baut, baut jemand anders

Der Bürgermeister machte zudem deutlich: "Irgendeiner wird ein Windrad dort hinstellen." Sprich: Wenn es nun nicht dazu kommt, dass die drei Gemeinden das Projekt gemeinsam umsetzen, könnte immer noch ein privatwirtschaftliches Unternehmen kommen, sich mit einigen einzelnen Flächeneigentümerinnen und Eigentümern finanziell einigen und auf deren Gebiet Windkraftanlagen aufstellen. Gerade, da es sich bei der Fläche um ein "Vorranggebiet" handelt, das für die Windkraft prädestiniert sei, sei es auch durchaus wahrscheinlich, dass das passiert.

"Wenn Gutachten anfallen, brauchen wir schon Erfolgsaussichten. Ich weiß, was Gutachten kosten können."
Manfred Rott, Zweiter Bürgermeister von Theres

Doch der Bürgermeister von Theres ist der Überzeugung: "Wir sollten das nicht aus der Hand geben." Nach seiner Überzeugung sollten die drei Gemeinden die Anlage selbst aufbauen, um die Kontrolle darüber zu behalten. Grundstückseigentümerinnen und -eigentümer müssten sich auch darüber im Klaren sein, dass sie mit einer Ablehnung das Projekt möglicherweise nicht verhindern, sondern lediglich dafür sorgen würden, dass die Kommunen die Kontrolle darüber verlieren.

Geld ausgeben? Nur bei Erfolgsaussichten!

Die Mitglieder des Thereser Gemeinderates sind sich offenbar einig, dass die Anlagen unter Federführung der drei Gemeinden entstehen sollen. Die Frage, die sich ihnen am Montag stellte, ist allerdings, wie sie mit dem Widerstand aus der Bevölkerung umgehen sollen, ebenso wie mit der Zurückhaltung der Bürgermeister von Donnersdorf und Grettstadt. Der Bürgermeister berichtet, in Donnersdorf habe es bereits in der letzten Woche eine Gemeinderatssitzung gegeben. "Die sehen es jetzt eher skeptisch", sagte Schneider.

Ein Blick vom Ortsrand von Pusselsheim in Richtung Nordosten. Ab der Waldspitze rechts beginnt der Bereich des Windvorranggebietes WK19. Links im Hintergrund die bereits stehenden Anlagen über dem Maintal.
Foto: Anand Anders | Ein Blick vom Ortsrand von Pusselsheim in Richtung Nordosten. Ab der Waldspitze rechts beginnt der Bereich des Windvorranggebietes WK19. Links im Hintergrund die bereits stehenden Anlagen über dem Maintal.

In Theres fragte Zweiter Bürgermeister Manfred Rott (CSU), wie groß denn die Chance sei, das Vorhaben umsetzen zu können. Denn auch wenn er und seine Ratskolleginnen und -kollegen hinter dem Projekt stehen, wolle er keine großen Summen in die Planung und Erschließung stecken, wenn bereits absehbar sei, dass es zum Scheitern verurteilt wäre. "Ich kann es nicht abschätzen", antwortete Bürgermeister Schneider. Rott betonte, so lange es nur darum gehe, mit Leuten zu sprechen, seien die Ausgaben noch so gering, dass es die Gemeinde riskieren könne. "Aber wenn Gutachten anfallen, brauchen wir schon Erfolgsaussichten. Ich weiß, was Gutachten kosten können."

Dabei kam auch die Frage auf, ob es möglich wäre, wenigstens auf dem Teil der Fläche, der auf Thereser Gemarkung liegt, Windräder aufzustellen, falls sich die anderen beiden Gemeinden zurückziehen. Hier wäre theoretisch Platz für zwei Anlagen, allerdings würde sich dann die Frage stellen, ob sich diese noch wirtschaftlich betreiben lassen.

Trotz aller Zweifel und Unsicherheiten beschloss der Gemeinderat Theres letztlich einstimmig den Einstieg ins Flächenpooling, also den Prozess, der dazu dient, Flächen für die Windkraftanlagen zu erschließen.

 
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    "Denn so, wie er den Infoabend im Folgenden beschrieb, waren wohl Mitglieder verschiedener Bewegungen angereist, um Stimmung gegen Windkraft zu machen."

    Es gab auch einige Wortmeldungen von Befürwortern der WKA, warum sind nicht mehr davon angereist? Vielleicht weil die Mehrheit der Bevölkerung sich nicht für das Thema interessiert oder ist die Mehrheit gegen Windkraft?
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  • M. D.
    Die Mehrheit möchte die Energiewende. Es ist wie immer , die lauter schreien, werden als Mehrheit dargestellt. Es ist aber nicht so.
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    Richtig die Mehrheit möchte die Energiewende, aber nicht bei sich vor der Haustür.
    Windkraft ja bitte, aber nicht bei mir. Südlink ja bitte, aber die Leitung soll bitte woanders verlaufen.
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  • A. S.
    Ich kann die Aussagen von Bgm Matthias Schneider nur bestätigen, die Bürger der Gemeinde Donnersdorf waren zu der allgemeinen Informationsveranstaltung gar nicht direkt von der Gemeinde eingeladen worden, sondern nur durch ein Flugblatt der Kritiker ohne klare Namensnennung, die dem Gemeindeblatt beigelegt wurde. Ein guter Kompromis wurde bereits in der Info-Veranstaltung am 19. Januar aufgezeigt, es müßen ja nicht unbedingt 8 oder 9 Windräder sein sonder mit einen vernünftigen Abstand zu den Ortschaften tun es auch 5 Windräder !
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    Hier regiert wieder eindeutig das Kapital. Die Natur ist der Verlierer. Und viele geldgeile Grundstücksbesitzer lassen sich da wieder einspannen. Gut das man schon so alt ist. Nur noch Schund wird beschlossen von den Politikern.
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  • M. D.
    Irrtum. Die Natur ist dadurch der Gewinner. Kohle, Gas oder Atommühl schaden der Natur.
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    Inwiefern schadet Atommüll der Natur?
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  • M. D.
    Wollen Sie behaupten dass Atommüll nicht der Umelt schadet? Ist es nicht so, dass radioaktive Strahlungen noch in tausenden Jahren eine Gefahr für uns sind?
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    Sie haben geschrieben Atommüll schadet der Natur. Ich denke die Natur kommt damit sehr gut klar, siehe z.b. Tschernobyl.
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  • G. R.
    da der Bürgermeister ja gar nicht in Theres wohnt sondern in Knetzgau interessiert ihn ja auch nicht was für Probleme die Bürger vor Ort haben.
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  • M. D.
    Bemerkung an Griller: Es ist völlig egal, wo der Bürgermeister wohnt, wenn er sich um die Belange der Thereser kümmert. Und das tut er. Deshalb will er auch, dass die Region von den Windrädern profitiert. Wer jetzt noch nicht verstanden hat, dass wir die Energiewende brauchen, hat nichts verstanden. Kommunalpolitiker die reden, ja muss sein, aber nicht hier, sind Populisten. Respekt vor dem Thereser Bürgermeister, er hat Rückgrat. Ich bin übrigens ein Horhäuser, der die Windräder auf unserer Markung für gut befindet.
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