
Für den Wonfurter Kindergarten sind in dieser Woche die Ferien zu Ende. Das bedeutet zwar für die Eltern vieler Kindergartenkinder eine Entlastung. Doch Alexander Brix macht sich Sorgen um die Sicherheit der Kinder. Brix ist selbst Elternteil und seit Juli 2022 ehrenamtlicher Vorsitzender des Caritasvereins St. Andreas, Trägerverein des Kindergartens. Der Kindergarten liegt direkt an der Wonfurter Hauptstraße – einer gut ausgebauten Ortsdurchfahrt. Zwar gibt es vor dem Kindergarten eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Kilometer pro Stunde, doch viele Autos, die vorbeifahren, sind deutlich schneller unterwegs.
Lage am Ortsausgang verschärft das Problem
"Ich bin ja schon froh, dass wir hier überhaupt ein 30-er Schild haben", sagt Brix und berichtet von Autos, die teilweise mit Geschwindigkeiten von 60 bis 70 Stundenkilometern im Bereich des Kindergartens andere Fahrzeuge überholen. "Wenn man sich beschwert, wird man noch blöd angemacht." Was das Problem noch verschärft: Der Kindergarten ist nicht weit von der Ortsausfahrt Richtung Steinsfeld entfernt. Da beschleunigt so manches Fahrzeug, das ortsauswärts unterwegs ist, bereits ein Stück vor dem Ortsschild. Und so manches Auto, das aus der anderen Richtung kommt, ist auch auf Höhe des Kindergartens noch deutlich zu schnell unterwegs.
"Das Gebäude wurde vor 50 Jahren errichtet, da war's hier noch nicht so wild", sagt Brix. Aber wer könnte jetzt etwas an der Situation ändern? "Vorrangig sehe ich schon die Polizei in der Verantwortung, die mehr blitzen müsste", sagt Brix. Im März 2022 – also noch bevor er den Vorsitz des Caritasvereins übernahm – habe er die Polizei kontaktiert und gefordert, vor dem Kindergarten müsse mehr kontrolliert werden.
Beschwerde bei der Polizei: Brix wünscht sich mehr Kontrollen
Daraufhin seien Beamte zu ihm nachhause gekommen, hätten erklärt, sie hätten dort erst kürzlich eine Kontrolle durchgeführt und hätten auch die Absicht, das künftig häufiger zu tun. Passiert sei seitdem nichts mehr, auf eine weitere Beschwerde bei den Ordnungshütern im April 2023 sei keine Antwort gekommen.

Werner Rottmann, Mitarbeiter im Verkehrsbüro der Polizei Haßfurt, entgegnet, die Dienststelle unternehme sehr wohl etwas gegen Raser auf den Straßen. Und dass es die Haßfurter Beamten waren, denen beim letzten Blitzmarathon in Unterfranken der "Spitzenreiter" mit der höchsten gemessenen Geschwindigkeit ins Netz ging, zeige auch, dass sie durchaus wüssten, welche Stellen besonders gefährlich sind. Aber die Polizei könne eben auch nicht überall zur gleichen Zeit sein, und so müsse eine Gewichtung stattfinden, wo besonders häufig kontrolliert wird.
Schwerpunkt liegt auf den Landstraßen
Dabei, so Rottmann, müsse der Schwerpunkt eher auf den Landstraßen als auf den Ortsdurchfahrten liegen. Denn wenn man sich die besonders schweren bis tödlichen Verkehrsunfälle des letzten Jahres im Dienstbereich anschaue, hätten sich fast alle außerorts zugetragen – mit Ausnahme des tragischen Falls am Haßfurter Schulzentrum, bei dem eine Schülerin von einem Laster überrollt wurde.
"Das heißt nicht, dass wir nicht auch geschwindigkeitsberuhigte Bereiche überwachen", so Rottmann. Die Priorität müsse aber an einer anderen Stelle liegen. Und die Straße vor dem Wonfurter Kindergarten sei bei weitem nicht die einzige gefährliche Ortsdurchfahrt.
Mehr Kontrollen bedeuten auch mehr Strafzettel für die Eltern
Zudem sagt der Polizeibeamte: "Wir müssen an das Verkehrsverhalten insgesamt appellieren. Und das fängt beim Parken an." Damit spricht er einen Punkt an, in dem Wonfurts Bürgermeister Holger Baunacher (CSU) noch deutlicher wird: Daran, dass die Straße vor dem Kindergarten zur Gefahrenstelle wird, trügen auch die Eltern einiger Kindergartenkinder eine Mitschuld. "Wenn die Polizei mehr kontrolliert, dann kriegen die Eltern auch mehr Strafzettel", so der Bürgermeister.
Denn oft würden Mütter und Väter, die direkt vor den Eingang des Kindergartens fahren wollen, wenn sie ihre Kinder bringen oder abholen, dadurch den Verkehr erst recht behindern. Die Folge: In der Hauptstraße kommt es zu Verengungen, die erst recht gefährliche Überholmanöver provozieren. Und dabei gäbe es gleich um die Ecke, in der Straße, die direkt neben dem Kindergarten Richtung Horhausen abzweigt, durchaus Möglichkeiten, stehenzubleiben. Wer von dort aus das kurze Stück zum Eingang des Kindergartens läuft, muss dabei nicht einmal eine Straße überqueren.
Mehr Parkplätze an der Straße Richtung Horhausen?
"Möglichkeiten gibt es, es macht nur niemand", sagt der Bürgermeister und betont: "Wir haben unsere Möglichkeiten mit dem Staatlichen Bauamt schon ausgeschöpft." Mit anderen Worten: Mehr als die Tempo-30-Zone in der Hauptstraße ist aus Sicht der Gemeinde nicht drin.

Kindergartenleiterin Birgit Brückner fragt, ob es nicht trotzdem möglich sei, noch mehr Parkplätze für die Eltern an der Straße Richtung Horhausen zu schaffen. "Das würde es schon entzerren." Bürgermeister Baunacher verweist allerdings darauf, dass aktuell Planungen laufen, den Kindergarten in diese Richtung zu erweitern. Würde man jetzt also auf der Rückseite des Kindergartens neue Parkflächen ausweisen, müssten die in wenigen Jahren schon wieder dem Anbau weichen.
Brückner ist üblicherweise morgens schon im Kindergarten, wenn die Eltern ihre Kinder vorbeibringen. Daher bekommt sie selbst kaum mit, was in dieser Zeit an der Straße passiert. "Aber die Eltern kriegen es mit und beschweren sich." Das einzige Ereignis, von dem sie aus eigener Erfahrung berichten kann, erlebte sie bei einem Ausflug mit den Kindern. "Da waren wir mit den Kindern spazieren und ein Busfahrer hat sich gestikulierend beschwert, weil wir nicht schnell genug über die Straße gegangen sind."
Vor allem Einheimische sind zu schnell unterwegs
Die Kindergartenleiterin sehe die ganze Sache von zwei Seiten: Es gebe schon auch eine Verantwortung der Eltern, die Kinder an die Hand zu nehmen. Schlimme Folgen habe sie bisher noch nicht erlebt. "Ich bin jetzt 20 Jahre da", sagt sie. "Noch ist nie was passiert, aber es ist eine Frage der Zeit."
So bleibt allen Beteiligten letztlich nur der Appell an die Autofahrer, mit angepasster Geschwindigkeit zu fahren. Bürgermeister Baunacher erwähnt in diesem Zusammenhang Studien, die belegen, dass Ortsfremde meist umsichtiger fahren, währen die Raser meistens ortskundig seien. Das bestätigt auch Polizist Rottmann aus seiner Berufserfahrung. "Raser sind vor allem die Einheimischen."