Am 15. März haben die Landkreisbürger die Wahl – aber zwischen was eigentlich? Bisher habe zwei Parteien einen Landratskandidaten aufgestellt und es sieht nicht so aus, als würde noch ein dritter dazukommen. Dieser Redaktion verrieten die beiden, für welche Ziele sie stehen und was sie in den nächsten Jahren im Landkreis bewegen wollen.
Einer der Kandidaten ist Amtsinhaber Wilhelm Schneider (CSU), der 2014 erstmals ins Amt gewählt wurde und sich nun zur Wiederwahl stellt. Als Herausforderer hat Wolfgang Brühl (SPD) seinen Hut in den Ring geworfen. Bei den Themenschwerpunkten, die die zwei Kandidaten setzen wollen, gibt es einige Überschneidungen - aber auch Unterschiede.
Medizinische Versorgung
Ein Thema, das sowohl der Amtsinhaber als auch sein Herausforderer auf der Agenda haben, ist die Gesundheitsversorgung im Landkreis. Wilhelm Schneider möchte die Haßberg-Kliniken und die Medizinischen Versorgungszentren weiterentwickeln, ein wichtiger Baustein sei dabei die Gesundheitsregion plus. Weiter verweist der Landrat auf das Famulatur-Projekt, das mittlerweile im dritten Jahr sehr erfolgreich laufe. Ziel ist es, Medizinstudenten an die Region zu binden, in der Hoffnung, dass sie später als praktizierende Ärzte wieder zurückkehren. "Dabei ist zusätzlich ein Netzwerk der niedergelassenen Ärzte mit unseren Klinikärzten entstanden", freut sich Schneider.
Wolfgang Brühl möchte "neue Wege für unsere Kliniken finden, damit diese auch in Zukunft für die Daseinsvorsorge und eine Versorgung im medizinischen Bereich bestehen können". Wichtig sei aber nicht allein die Versorgung mit Ärzten und medizinischem Fachpersonal. Für ihn gehöre auch altersgerechtes Wohnen dazu. So wünscht sich Brühl beispielsweise einen Wohnpark mit Infrastruktur, die Pflege, ärztliche Versorgung oder Einkäufe ermöglicht.
Mobilfunk und Internet
Eine Verbesserung der Infrastruktur wünscht sich der SPD-Kandidat allerdings auch für jüngere Menschen: Wolfgang Brühl mahnt an, Priorität hätten insbesondere der Ausbau und die Verbesserung im Mobilfunkbereich. Hier bestünden noch große Unterschiede zwischen der Realität und der Netzabdeckung, die die großen Anbieter erklären.
Auch Schneider spricht vom Netzausbau, allerdings nicht beim Mobilfunk. Er sieht es vor allem als Problem, dass hochleistungsfähiges Internet noch nicht an allen Orten zur Verfügung steht. So verspricht er, zusammen mit den Kommunen den Breitbandausbau weiter voranzutreiben. Der amtierende Kreischef geht aber nicht nur auf den Netzausbau ein, sondern auch auf die Fähigkeiten, mit dem Internet umzugehen. So sei es wichtig, dass Kinder und Jugendliche in der Schule Digitalkompetenz und Informatik vermittelt bekommen. "Wir müssen die Anforderungen einer digitalen Lebens- und Arbeitswelt so früh wie möglich und so früh wie nötig vermitteln und darauf aufbauend in alle Lebensbereiche integrieren."
Auch sonst wirbt Schneider für Investitionen in die Bildung. Dabei spricht er beispielsweise die Baumaßnahmen an, die derzeit an vielen Schulen im Landkreis laufen. Beispielsweise nennt er den Neubau des Eberner Gymnasiums und die Sanierung der Haßfurter Berufsschule, in die im Haushalt für 2020 mehrere Millionen Euro fließen.
Carsharing und Rufbusse
Ein weiteres Thema, das beide Kandidaten für wichtig halten, ist die Mobilität. Beide wollen den ÖPNV verbessern und zudem an weiteren Mobilitätskonzepten arbeiten. Die Rede ist unter anderem von Carsharing oder Rufbussen.
Wilhelm Schneider erwähnt außerdem das geplante Technologietransferzentrum. "Diese Einrichtung wird unsere Bildungslandschaft bereichern und es ermöglichen, gut ausgebildeten jungen Menschen eine Zukunft in unserer Region zu bieten."
Wolfgang Brühl geht auf der Liste seiner Themenschwerpunkte auch auf die Schwimmbäder im Landkreis ein, gerade nach der Schließung des Zeiler Hallenbades und der Suche nach einem Ersatzstandort. "Es wird aber nur zu realisieren sein, wenn wir interkommunal zusammenarbeiten. Als Landrat muss ich hier als Koordinator fungieren."
Kampf gegen den Klimawandel
Ein Thema, um das beide Kandidaten in Zeiten des Klimawandels und der Fridays-for-Future-Bewegung nicht herumkommen, ist der Umweltschutz. Schneider spricht von einem "großen Potenzial an Einsparmöglichkeiten, das genutzt werden sollte". Brühl will vor allem den Ausbau der Infrastruktur für Elektroautos vorantreiben, auch die Wasserstofftechnologie sieht er als zukunftsweisend.
Gerade das Thema Klimaschutz hätte dem Landkreis beinahe einen weiteren Landratskandidaten beschert: Oliver Kunkel, der sich die Klimarettung auf die Fahnen geschrieben hat, hatte im Sommer angekündigt, für die Grünen anzutreten. Doch kurz darauf zeigte seine Reaktion auf einen Zeitungsartikel, dass er kein "gewöhnlicher" Kandidat war. Mit der Überschrift "Oliver Kunkel will Landrat werden" (online: „Oliver Kunkel: Ein politischer Newcomer will Landrat werden“) hatte er ein Problem, da es ihm nicht um einen Posten gehe, sondern darum, dass er den Posten übernehmen müsse, um seine Klimaschutzziele zu erreichen. Im September zog er die Kandidatur zurück - als Landrat hätte er zu viel Angst, sich vor den Karren spannen zu lassen.
Lange politische Erfahrung
Im Gegensatz zu ihm sind Brühl und Schneider als Kommunalpolitiker schon lange im Geschäft und bringen entsprechende Erfahrungen mit. Der 51-jährige SPD-Kandidat ist Kreisrat, Mitglied im Kreisvorstand seiner Partei und war 13 Jahre lang Kreisvorsitzender, bis im Mai 2019 Johanna Bamberg-Reinwand diesen Posten übernahm. Der 61-jährige Amtsinhaber ist einer der stellvertretenden Kreisvorsitzenden der CSU und war vor seiner Wahl zum Landrat bereits Bürgermeister von Maroldsweisach und Kreisrat.
Beruflich kommt Schneider aus dem gehobenen Dienst bei der Bundespost, bei der er die Ausbildung zum Diplom-Verwaltungswirt machte. Er arbeitete unter anderem beim Fernmeldeamt Bamberg und später als Personalleiter bei der Telekom in Bamberg. Geboren ist er in Maroldsweisach und wohnt im Ortsteil Allertshausen.
Der Eltmanner Wolfgang Brühl ist examinierter Krankenpfleger und arbeitet derzeit als Ausbildungsleiter beim Roten Kreuz. Außerdem ist er Dozent in der Erwachsenenbildung und hat als Rettungsassistent, Notfallsanitäter, Psychologischer Berater und Rettungsdienst-Einsatzleiter einiges an Erfahrungen gesammelt.