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HAßFURT
„Für mich war das selbstverständlich“
Bürgermeister Günther Werner (rechts) dankte Tobias Mindt, der eine Haßfurter Bürgerin Anfang März aus dem eiskalten See am Mooswäldchen vor dem Ertrinken gerettet hatte.
Foto: Ulrike Langer | Bürgermeister Günther Werner (rechts) dankte Tobias Mindt, der eine Haßfurter Bürgerin Anfang März aus dem eiskalten See am Mooswäldchen vor dem Ertrinken gerettet hatte.
Ulrike Langer
 |  aktualisiert: 29.03.2021 10:55 Uhr

„Ich würde das jederzeit wieder machen“, sagt Tobias Mindt. Der 31-Jährige aus Haßfurt hatte am Montag, 5. März, einer Frau das Leben gerettet, die am Mooswäldchensee ins Eis eingebrochen war. Für sein vorbildliches Bürgerverhalten sprach ihm am Dienstag Bürgermeister Günther Werner den Dank der Stadt Haßfurt und des Stadtrats aus.

Als Brigitte Frick vor knapp zwei Wochen mit ihrem Hund „Bobby“ spazieren ging, lief er in einem kurzen, unbeobachteten Moment auf den teilweise zugefrorenen See und brach ein. Seine Besitzerin folgte ihrem Hund auf das Eis, um ihn zurückzuholen, und brach selbst ein. Schreiend und winkend konnte sie einige Leute auf sich aufmerksam machen. „Ich weiß nur noch, dass ich geschrien habe: Ihr müsst was tun, ich halte es nicht länger aus“, erinnert sich Brigitte Frick beim Pressetermin im Rathaus. Monika Schneider-Ullrich, Mitarbeiterin des Haßfurter Tagblatts, setzte einen Notruf ab, andere Leute versuchten derweil, die Frau im See zu beruhigen. Da fuhr Tobias Mindt, Teamleiter bei der Deutschen Post in Haßfurt, zufällig mit seinem Dienstfahrzeug vorbei und hielt an. „Die Leute erzählten, dass sich die Frau schon fünf Minuten im eiskalten Wasser befand und da sagte ich: Jetzt müssen wir mal Gas geben“, sagt Tobias Mindt.

Er wollte bei der Firma Handschuh eine Leiter holen, doch hatte die zu dem Zeitpunkt geschlossen. Glücklicherweise hatte Willibald Geuppert vom Autohaus Kirchner bereits eine lange Leiter geholt und sie einem Mitarbeiter des Bauhofs auf das Fahrzeug gelegt. „Zusammen mit mehreren Personen am Ufer habe ich die Leiter ausgezogen, dann aber gemerkt, dass sie zu kurz war“, berichtete Tobias Mindt weiter. „Aber jemand hatte Spanngurte besorgt, die wir an die Leiter banden und die einige Männer am Ufer festhielten. So konnten wir die Leiter noch ein weiteres Stück aufs Eis schieben. Dann habe ich in Sekundenschnelle Schuhe, Jacke und Pulli ausgezogen, mein Handy ans Ufer gelegt und bin auf dem Bauch auf der Leiter über das Eis zu der eingebrochenen Frau gekrochen.“

Hechtsprung ins Wasser

Weil das Eis unter ihm nachgab, wurde auch der Lebensretter schnell nass. Als am Ende der Leiter noch zwei Meter fehlten, um Brigitte Frick zu erreichen, zögerte Tobias Mindt nicht, zu ihr ins Wasser zu hechten und sie festzuhalten. „In dem Moment habe ich mich ganz stark gefühlt“, sagte er. Die Frau fest im Arm, konnte Tobias Mindt nach zwei Schwimmzügen die Leiter erreichen und ließ sich von den Helfern zusammen mit der Leiter ans Ufer ziehen. „Just in dem Moment kam schon der Krankenwagen und die Sanitäter kümmerten sich sofort um sie“, erzählt der Retter. Er selbst sollte zwar auch versorgt werden, fühlte sich aber gut genug, um selbst nach Hause zu fahren. „Ich rief noch meine Chefin an, um ihr zu sagen, was passiert war, fuhr nach Hause und nahm eine lange warme Dusche.“ Schon am Nachmittag, knapp zwei Stunden nach seinem Rettungseinsatz, war er wieder bei der Arbeit. „Für mich war das selbstverständlich, ich habe das gerne gemacht und würde es wieder tun“, sagt Tobias Mindt.

Auch als die Frau gerettet war, galt deren größte Sorge ihrem Vierbeiner. „Ihr müsst meinen Hund rausholen“, rief sie den Feuerwehrleuten entgegen, die inzwischen am See eintrafen. Mithilfe eines Flachwasserschubboots arbeitet sich ein Rettungstrupp der Feuerwehr Haßfurt schnell zum Hund vor, brachten ihn an Land und wärmten ihn mit Decken gewärmt. Während der Rettungsdienst sein Frauchen ins Krankenhaus transportierte, wurde der Hund von der Feuerwehr mit Blaulicht und Martinshorn zur weiteren Versorgung zum Tierarzt gebracht.

Brigitte Frick konnte am nächsten Tag wieder entlassen werden und war überglücklich, dass auch ihr Schnauzer den Vorfall gut überstanden hatte. Zwischenzeitlich hatte sie den Namen ihres Retters erfahren. „Ich wollte wissen, ob es ihm gut geht und ihm ganz herzlich danken“, berichtet sie. „Außerdem habe ich ihn eingeladen, um ihn kennenzulernen.“ Für sie kam der Schock über das Erlebte erst viel später und es wird wohl noch ein bisschen dauern, bis sie alles verarbeitet hat.

Selbstloser, couragierter Einsatz

Bürgermeister Werner betonte, dass zu einer solchen Rettungsaktion „schon ein Stück weit Mut“ gehöre. „Manchmal kann man meinen, dass in unserer Zeit von Tugenden wie Hilfsbereitschaft, Solidarität und Gemeinsinn nicht sehr viel übrig geblieben ist. Dass dies nicht immer so ist, haben Sie mit ihrem selbstlosen und couragierten Einsatz bewiesen“, wandte er sich an Tobias Mindt. „Was Sie getan haben, geht weit über das, was man üblicherweise erwarten oder gar verlangen kann, hinaus. Denn Sie haben ihre eigene Gesundheit und Ihr Leben eingesetzt, um Brigitte Frick aus dem eiskalten Wasser zu retten. Dafür meinen herzlichsten Dank!“

Am Montag, 5. März, musste die Haßfurter Feuerwehr um die Mittagszeit zu einem Einsatz am Mooswäldchensee ausrücken, um eine Haßfurterin und deren Hund aus dem teilweise zugefrorenen See zu retten. Noch bevor die Feuerwehr eintraf, hatte Tobias Mindt die Haßfurterin bereits aus dem Wasser gezogen. Dafür wurde der Lebensetter jetzt von Bürgermeister Günther Werner ausgezeichnet. Unser Bild zeigt die Rettung des Hundes durch die Feuerwehr.
Foto: ArchivPeter Schmieder | Am Montag, 5. März, musste die Haßfurter Feuerwehr um die Mittagszeit zu einem Einsatz am Mooswäldchensee ausrücken, um eine Haßfurterin und deren Hund aus dem teilweise zugefrorenen See zu retten.
 
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